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trennen oder in Streit verwickeln! Dieses werdet Ihr mir jetzt in die Hand versprechen.“

Trotz der erfolgten Angelobung dauerte die Einigkeit nur fünf Jahre, worauf eine Ländertheilung zu Altenburg erfolgte. Aber mit dieser war Wilhelm III. nicht zufrieden, woran sein Rath Apel von Vitzthum wohl Schuld und Theil hatte. Die Folge davon war der unglückliche Bruderkrieg, in welchem von Friedrich dem Sanftmüthigen Kunz von Kaufungen als Kriegsoberster erwählt wurde. Letzterer war unglücklich in diesem Kriege, gerieth in Gefangenschaft und während seiner Gefangenschaft wurden seine thüringischen Güter verwüstet und weggenommen, er selbst auch erst nach Bezahlung eines hohen Lösegeldes aus eigenen Mitteln in Freiheit gesetzt. Als Entschädigung erhielt er nach seiner Befreiung die Güter Schweikartshain und Ehrenberg, welche er aber nach Beendigung des Kriegs und nach erfolgter Aussöhnung der beiden Brüder Friedrich und Wilhelm wieder herausgeben musste. Darüber erhob sich ein neuer Streit zwischen dem Kurfürsten Friedrich dem Sanftmüthigen und Kunz von Kaufungen. Letzterer sann auf Rache und entwarf den Plan zum Raube der Prinzen. Mehre seiner Freunde waren ihm dazu beiräthig und am 7. Juli 1455 fanden sich dieselben mit Kunz von Kaufungen zusammen auf dem Schlosse Kohren ein, von wo aus sie in der folgenden Nacht zur Ausführung ihres Planes nach Altenburg zogen.

Die weitere Geschichte des Prinzenraubes setzen wir als bekannt voraus, so dass wir es nicht für nöthig finden, derselben nochmals hier zu gedenken.

Kunz von Kaufungen, der den Prinzen Albrecht nach Böhmen auf sein Gut Eisenberg bringen wollte, erreichte nicht die Grenze, sondern wurde noch auf Sächsischem Gebiete vom Köhler Schmidt gefangen, in die Frohnfeste nach Freiberg gebracht, ob seiner Uebelthat zum Tode verurtheilt und auf dem Marktplatze zu Freiberg, seinem frühern Wohnorte, schon am 14. Juli 1455 hingerichtet. Sein naher Anverwandter, der gelehrte Bischoff Dietrich von Schönberg, soll sich für ihn beim Kurfürsten verwendet haben, aber ohne Erfolg. Denn dass der Kurfürst ihn habe begnadigen wollen, lässt sich mit Wahrscheinlichkeit nicht annehmen, da 17 Tage nach Kunzens Tode auch sein Bruder Heinrich wegen Mitwissenschaft des Verbrechens in Altenburg enthauptet wurde. Die Behauptung einzelner Geschichtsschreiber, dass der Bote mit den Gnadenakten einige Minuten zu spät vor Freiberg angekommen sei, indem bereits wegen der veranstalteten Hinrichtung Kunzens die Thore geschlossen gewesen, verdient deshalb keinen Glauben, weil in einem solchen Falle der Thorwächter dem sich legitimirenden Boten jeder Zeit Einlass gewähren musste, da ja jeden Augenblick noch Zeit sein konnte die Hinrichtung aufzuheben.

Ein einfacher Stein auf dem Markte zu Freiberg bezeichnet die Stelle, wo Kunzens Haupt gefallen, wogegen von seiner früheren Wohnung in Freiberg keine Spur mehr vorhanden ist.

Auf dem Platze, wo sein Haus stand, hat sich ein neues Gebäude erhoben, welches Eigenthum des Herrn Oberberghauptmann von Herder war und nach dessen Tode auf seine Familie übergegangen ist.

Kunzens Stammschloss aber, Kaufungen, wurde sofort nach seiner Hinrichtung geschleift.

Auch Kohren, dessen Besitzer, von Meckau, durch Theilnahme an dem Complott der Lehnsuntreue gegen den Kurfürsten für schuldig befunden worden war, wurde eingezogen und seinem Nachbar, Hildebrand von Einsiedel auf Gnandstein, dessen Schwester, Anna von Einsiedel, Kunzens Gemahlin war, überlassen, der es jedoch nicht bewohnte, sondern verfallen liess. Dass Kunzens von Kaufungen Statue früher in der Peterskirche zu Freiberg gestanden, ist wohl blos Vermuthung, wenn man nicht annehmen will, dass solche vor seiner Hinrichtung wegen seiner früheren Verdienste und seiner Mildthätigkeit dahin gekommen.

Mit Kaufungen wurde später das Geschlecht derer von Maltitz beliehen, von welchem auch die jetzigen zwar alterthümlichen, aber ansehnlichen Rittergutsgebäude herrühren. Das Schloss ist auf die Ruinen der alten geschleiften Burg gebaut. Von dem Maltitz’schen Geschlecht, welches beinahe hundert Jahre im Besitze von Kaufungen war, kam dasselbe an die Familie Pflugk, von dieser wieder an die von Thumshirn, auf welche die von Planitz im Besitze folgten.

Im Jahre 1768 erwarb es Graf von Einsiedel, dessen Nachfolger der Cabinetsminister Graf von Einsiedel war. Diesen beiden Herren Besitzern verdankt das Rittergut herrliche Verbesserungen. Der jetzige Gutsherr ist Graf Carl von Einsiedel auf Wolkenburg. Zum Gute gehören noch Jahnshorn, Mühlwiesen und Breunsdorf, was eigentlich selbst Rittergut ohne besondere Gebäude ist, aber nur als Vorwerk betrachtet wird. Wenn dieses Breunsdorf mit Kaufungen combinirt worden ist, kann nicht genau angegeben werden. Auf alle Fälle ist die Verbindung vor dem Jahre 1700 geschehen. Im Jahre 1297 wurde Breunsdorf von denen von Schönburg dem geringswaldischen Kloster geschenkt, erkauften es aber wieder im Jahre 1543 vom Kurfürsten Johann Friedrich als ein säcularisirtes Gut. So wie auch darüber einige Ungewissheit herrscht, wenn das Geschlecht derer von Kaufungen gänzlich erloschen ist. Einige wollen behaupten, dass diess schon der Fall im Jahre 1585 mit dem Tode Haubolds von Kaufungen zu Chemnitz gewesen sei, während nach anderen Nachrichten

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/218&oldid=- (Version vom 7.1.2019)