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Der andere Bruder des Besitzers von Lauer ist, Karl Emil Graf von Hohenthal, Herr auf Dölkau, Kötzschlitz, Günthersdorf und Altranstädt, vermählt mit der Gräfin Seher-Thoss.

Der dritte Bruder, welcher am 11. Dec. 1852 gestorben ist, war der Reichsgraf, Carl Friederich Anton von Hohenthal, Königl. Sächs. Kammerherr und Grossherzoglich Sächs. Oberschenk, Herr auf Wartenburg, der Herrschaft Launstein, Mühltroff, Weissenborn, Püchau u. s. w. Dessen Sohn, Karl Julius Leopold, geb. am 21. Juni 1830, ist der Nachfolger in den vorgenannten Besitzungen, und derselbe ist vermählt mit Auguste Isidore, geb. von Wuthenau, der Tochter des Sächs. Kammerherrn Traugott von Wuthenau und der Isidore, geb. Gräfin von Hohenthal Tochter.

Aus dieser Ehe sind zwei Kinder entsprossen, Maxmilian und Olga. Ausserdem hat dieser Graf Karl Julius Leopold noch fünf Halbgeschwister aus des Vaters zweiter Ehe und eine Vaters Schwester, Friedericke Henriette Armgardt, geb. von Hohenthal, welche am 11. Jan. 1777 geboren ist, und mit Ferdinand Heinrich von Helldorf vermählt war.

Das alterthümliche Schloss Lauer, dessen Inneres manche Reliquie aufbewahrt, ist sonach bis auf die neuesten Zeiten der Sitz berühmter weit verzweigter Adelsgeschlechter geblieben.

In früherer Zeit finden wir hier die Zschocher’sche Linie der Pflugke und Dieskau, die im 17. Jahrhundert die meisten Güter hier und in der Umgegend besassen, und durch ihren Glanz in den Haushaltungen sich auszeichneten; in den neuern Zeiten finden wir hier die Grafen von Hohenthal, deren Name einen herrlichen Klang im Sächs. Vaterlande hat. Arme und Verlassene finden in Ihnen einen Beschützer und Helfer, das Vaterland an ihnen seine treuesten Vasallen.

Ein besonderes Dorf ist in Lauer nicht zu finden.

Die Bevölkerung besteht aus einem Pächter mit seinen Knechten und Mägden, dem herrschaftlichen Revierförster und Ziegler mit ihren Familien.

Das Gut hat schönen Feldbau und prächtiges Holz.

Zu dem Gute selbst muss das Dorf Knautkleeberg als Beigut gerechnet werden, welches nach Knauthain eingepfarrt ist. Es liegt am linken Ufer des Elstermühlgrabens, 1¾ Stunde von Leipzig, zwischen Knauthain und Grosszschocher. In diesem Orte verlebte der Dichter Seume einen Theil seiner Jugend.

Lauer ist mit Raschwitz, Oetzsch und Cospuden nach Gautzsch eingepfarrt und die Kirche zu Zöbigker ist eine Schwesterkirche von Gautzsch.

Das Aeussere, sowie das Innere der Kirche ist ungemein schön, geräumig, lichtvoll, so dass sie im ganzen Leipziger Kreise, wenige ihres Gleichen haben wird und übertrifft an Helligkeit selbst die neueste zu Schönfeld.

Die ganze Parochie hat im 30jährigen Kriege 1632 beim Rückzuge der Schweden viel gelitten, eben so auch im Jahre 1706 durch Carls XII. Grausamkeit, und die Völkerschlacht bei Leipzig ist hier noch nicht vergessen.

Von Gautzsch aus, suchte der General Meerveldt nach Connewitz zu gelangen, und den rechten Flügel der Franzosen in den Rücken zu nehmen.

Allein die Pleissenbrücke war abgebrochen und der Uebergang wurde ihm durch den tapferen Fürsten Poniatowski verwehrt. Auch bei Lössnig gelang es ihm nicht, und bei Dölitz besetzten zwar die Oesterreicher schon früh das auf dem linken Pleissenufer liegende Rittergut und schossen die gegenüberliegende Mühle in Brand, allein dessen ungeachtet konnte wegen der tapferen Gegenwehr ihrer Feinde, welche jeden Baum, jede Mauer, jeden Boden benutzten, um Kugeln auf die am linken Ufer befindlichen Oesterreicher zu senden, der Uebergang nicht erzwungen werden. Endlich beschloss sich in dieser Gegend das blutige Schauspiel damit, dass General Meerveld, welcher Alles für Erreichung seines Zweckes aufbot, an der Spitze seines Bataillons gefangen wurde.

Gelang dieser Uebergang, so war allerdings eine gefährliche Lage für das in Rücken genommene französische Heer vorhanden. Durch das Eintreffen der Nachricht aber von dem bei Wachau Vorgefallenen wurde derselbe gänzlich vereitelt.

Napoleon drang von Wachau rechts und links in 2 Colonnen vor, wodurch es kam, dass die Verbündeten zurückweichen mussten. Sofort wurde dem Fürsten Schwarzenberg, welcher sich in der Nähe des Meerfeldschen Corps in Gautzsch und bei Lauer aufhielt, die gefährliche Lage der Dinge gemeldet, und derselbe gab der österreichischen Reserve unter dem Erbprinzen von Hessen-Homburg Befehl, über Gaschwitz und Deuben auf das rechte Pleissenufer zu gehen und sich vor dem Dorfe Gröbern zu setzen. Er selbst folgte auf das Schlachtfeld und mit dem beabsichtigten Uebergange war es aus. Die Tage der Angst und des Schreckens für Gautzsch und Umgegend waren vorüber.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/232&oldid=- (Version vom 7.1.2019)