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Kirche mit 1½ Hufen Landes, und 3 Acker Wiesen dabei gelegen) gehörte bis zum 16. Jahrhundert dieser Familie.

Einer ihrer Nachkommen, Rudolph von Zehmen verkaufte diese Besitzung 1556 an Georg von Breitenbauch Dr. jur. und Ordinarius in Leipzig. Im Jahre 1571 wurde dessen Sohn, Cäsar von Breitenbauch, damit beliehen. Nach dem Ableben des Letzteren kam Kötzschwitz mit Zubehör wieder an das Geschlecht derer von Zehmen und zunächst an Georg Oswalden Zehmen, der bei seinem Tode 2 unmündige Söhne, Volkmar Dietrich, und Georg Ernst hinterliess, von denen der jüngere den 16. October 1592 mit Kötzschwitz beliehen wurde.

Im Jahre 1668 finden wir daselbst Christian von Seydlitz als Erb- Lehn- und Gerichtsherrn. Letztre hatte zwei[VL 1] Söhne, Christian und Valentin, Rudolph von Seydlitz. Der leztere, welcher nach seines Bruders Tode das Gut allein in Besitz nahm, verkaufte es den 25. Januar 1694 an Friedrich von Fullen, welcher dasselbe jedoch schon den 10. October 1695 an den Rittmeister Friedrich Otto von Karstädt käuflich abtrat, so dass das Gut nach seinem Ableben dessen Wittwe Maria Agnes von Karstädt geb. von Seydlitz im Jahre 1707 übernehmen konnte. Diese so edle und menschenfreundliche Frau behauptete es bis zum 31. Juli 1722, wo ihr Sohn Otto von Karstadt volljährig ward und das Gut annahm. Er starb den 16. Mai 1740, hinterliess einen unmündigen Sohn Carl Friedrich von Karstädt, der zwar den 2. Mai 1754 mit Kötzschwiz beliehen wurde, solches aber den 13. Februar 1772 an Peter Leplay, Kaufmann in Leipzig, verkaufte. (In diese Zeit fällt die Verwandlung des Mannlehn Gutes in Allodium.) Dieser ist der Begründer der neuen jezt noch existirenden Rittergutsgebäude, wie solche in einem regelmässigen Viereck stattlich in unserer Abbildung prangen. Nach seinem im Jahre 1799 erfolgten Tode erbte das Gut seine Tochter, Frau Antonie, verw. Hof- und Justizräthin, Dr. Schmidel, deren Andenken jetzt noch in Seegen stehet, da sie sich unter andern das Verdienst erworben hat, durch ihre Vermittelung einen kostspieligen Prozess zu schlichten, den das Kirchenärar von Magdeborn mit der Crostewizer Gerichtsherrschaft wegen Aufbringung der Parochiallasten führte.

Den 14. Juli 1815 starb diese würdige Frau, worauf ihre beiden jüngsten Söhne, Christian Eduard und Christian Theodor das Gut gemeinschaftlich in Lehn nahmen. Seit dem Jahre 1817 ist der jüngere derselben Hr. Dr. Christian Theodor Schmidel, Herr auf Zehmen u. s. w. alleiniger Besitzer von Kötzschwitz und somit auch Patron der Kirche und Schule zu Magdeborn. Ein Mann von vortrefflichen Eigenschaften, von Humanität und Menschenliebe, die an allen seinen Handlungen so recht bethätigt, dass er der Sohn seiner grossen, hochgebildeten Mutter, der verstorbenen Hof- und Justizräthin Schmidel ist. Mögen seine Gemeinden noch lange das Glück geniessen, denselben als Herrn und Kirchenpatron begrüssen zu können.

Zu Kötzschwitz gehörten bisher die Dörfer Gruna, Dachwitz, Tanzberg, und Magdeborn. Magdeborn, und Tanzberg, sowie Gruna und Kötzschwitz bilden nur eine Dorfgemeinde.

Das Rittergut mit 6321 Steuereinheiten hat gegen 240 Acker Feld etc. eine starke Bierbrauerei und vortreffliche Schafzucht. Im Jahre 1852 brannten die Stallgebäude bis auf die Mauern ab und sind solche seit dieser Zeit unaufgebaut.

Der jedesmalige Rittergutsbesitzer von Kötzschwitz ist, wie schon oben erwähnt worden, auch Collator über Kirche und Schule zu Magdeborn. Dieses Collaturrecht ist mit dem obberegten Erkauf der wüsten Flur in Magdeborn an das Rittergut von Kötzschwitz gekommen.

Magdeborn oder Madeborn d. i. Honigsperre (sogenannt von dem zu zahlenden Zins) war früher eine sehr grosse Parochie. Es gehörten, ausser den jetzt noch eingepfarrten Ortschaften, auch die Kirchen zu Störmthal, Dreiskau und Kleinpetzschau mit Dalitzsch als Faliale dazu und vermuthlich hat auch Heyn, Creudnitz, Trages, Haynchen, Muckern und Geschwitz mit Magdeborn im Parochialverbande gestanden.

Aus den 3 erstgenannten Filialen wurde im Jahre 1690 eine eigne Parochie, Störmthal, gebildet.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war die uralte hiesige Kirche so baufällig geworden, dass keine Reparatur mehr von Erfolg schien und man sich entschloss eine neue aufzubauen.

Im Jahre 1784 wurde der Bau begonnen und binnen 28 Wochen vollendet. Während des Baues wurde der Gottesdienst auf dem Malzboden in Kötzschwitz gehalten.

Die neue Kirche ist ein freundliches Gebäude. Der Haupteingang ist auf der Abendseite unter dem Thurme dem Altar gegenüber. Unter dem Altare befindet sich die Kanzel und ihr gegenüber die schöne Orgel.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftlicher Eintrag: ?
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/277&oldid=- (Version vom 7.1.2019)