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Zur Linken des Altars ist die herrschaftliche Kapelle, zur Rechten die Sacristei angebaut.

Eingepfarrt sind Kötzschwitz, Gruna, Dachwitz, Tanzberg, Sestewitz, Gehren, Gölschen und Rödchen.

Das Areal der ganzen Parochie beträgt 2401 Acker und 130 □R. mit 62,477–83 Steuereinheiten.

Der Ackerbau ist in der ganzen Parochie vorherrschend, doch giebt es auch viele Handwerker namentlich 3 Böttcher, 6 Fleischer, 9 Maurer, 5 Schneider, 8 Schuhmacher, 1 Seiler, 2 Stellmacher, 1 Töpfer, 1 Weissbäcker, 10 Zimmerleute, 1 Handelsgärtner, 1 Wetzsteinfabricant, 2 Mühlen und unter den Gasthöfen sind vorzüglich die beiden an der Chaussee gelegenen zu Dachwitz und Gruna sehr besucht.

Das Jahr 1813 war auch für die hiesige Gegend eine traurige, kummervolle Zeit. Den 16. October bereiteten die Truppen der Allirten hier mehre Evolutionen an und von hier aus machten die russischen Garden den siegreichen Angriff auf das von den Franzosen besetzte Auenhayn. Die Reserve-Cavalerie unter Fürst Constantin soll zum Theil auf den Pfarrfeldern von Magdeborn aufgestellt gewesen sein.

Der damalige Pfarrer Opitz musste fast unbekleidet aus seiner Wohnung fliehen, verlor nicht nur seine Vorräthe an Getreide und seinen bedeutenden Viehstand, sondern auch seine Bibliothek, die, sowie das Kirchenarchiv ganz zerstreut im Hofe umherlag, wo Menschen und Pferde sich drängten und wo Gesunde, Verwundete, Sterbende, Gefangene ein schauerliches Gewühl bildeten.

In Kötzschwitz befand sich während der Schlacht ein Lazareth der Alliirten.

Kötzschwitz und Magdeborn mit Tanzberg gehören jetzt zum Gerichtsamte Rötha, zum Bezirksgericht Borna, zur Amtshauptmannschaft des letztern Ortes und zum Regierungsbezirk Leipzig.

Kötzschwitz hat 2 bewohnte Gebäude mit 3 Familienhaushaltungen und 35 Bewohnern, sowie Magdeborn ebenfalls nur 2 Wohngebäude mit 2 Familien und 18 Bewohnern zählt, wogegen Tanzberg mit 19 Häupter mit 25 Familienhaushaltungen und 101 Bewohnern bei seiner letzten Volkszählung sich aufgezeichnet findet.

M. G.     




Trachenau


⅜ Stunden oberhalb Rötha am linken Ufer der hier sehr gewunden fliessenden Pleisse, 2 Stunden nordwestlich von Borna, 4 Stunden von Leipzig, in einer breiten, angenehmen, die fruchtbarsten Felder und Wiesen und gefällige Holzungen enthaltende Aue, gegen 400 pariser Fuss über dem Meere gelegen, ist schon seit längerer Zeit mit dem Rittergute Rötha combinirt.

Das Gut in Trachenau ist nicht unansehnlich und zeichnet sich nicht nur durch seine geräumigen Wirthschaftgebäude, sondern hauptsächlich durch das auf eine Anhöhe erbaute, äusserst vortheilhaft und bequem eingerichtete von schönen Anlagen umgebene Herrenhaus aus, welches mit ersteren zugleich von einem Wall bedeckt ist.

Ein Schloss war hier schon sehr frühzeitig erbaut und verdankt seine Entstehung einem Otto von Trachenau im Jahre 1168. Doch ist mit der Erbauung des Schlosses zu Trachenau auch noch eine Sage verknüpft, die deshalb hier einen Platz finden mag:

Dieser Sage zufolge sollen im 12. Jahrhundert in hiesiger Gegend zwischen 2 Brüdern Zwistigkeiten obgewaltet und sehr häufig Befehdungen und Verwüstungen der Ländereien stattgefunden haben.

Einst fand man den einen dieser Brüder auf offenem Felde erschlagen und Niemand war im Stande den Thäter zu ermitteln. Man forschte und forschte, aber alle Nachforschungen liessen zu keinem

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/279&oldid=- (Version vom 7.1.2019)