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man während des Baues den Altar mit Bretern verschlagen, die Kanzel auf das Schloss geschafft und dort den Gottesdienst gehalten habe. Altar und Kanzel mit bunten Verzierungen und Schnitzwerk reichlich ausgestattet, stammten aus früherer Zeit.

Auf 2 Feldern zur rechten und zur linken Seite des Altars, ist mit goldenen Buchstaben auf dunklem Marmor bemerkt, dass den 10. Sept. 1608 Querin von Ende auf Königsfeld und den 16. Juli 1603 Marie von Einsiedel, dessen Gemahlin, in Wolkenburg gestorben sei.

Die Wappen der beiden Familien von Ende und von Einsiedel sind in Schnitzwerk an beiden Seiten des Altars angebracht.

Die frühere Pfarrwohnung, im Jahre 1613 von den Besitzern des hiesigen Rittergutes den Gebrüdern Haubold Wolfgang und Georg Heinrich von Ende, massiv ganz von Steinen gebaut, geräumig und bequem eingerichtet, befand sich, die Wirthschaftsgebäude ausgenommen, trotz ihres Alters noch in einem sehr guten Zustande; als sie im Jahre 1833 von Frevlerhänden angezündet, abbrannte. Ueber der Hausthür derselben war ein noch vorhandener Stein angebracht mit der Inschrift.

Hoc deo sacrum Hauboldus Wolfgangus et Georg Heinr. fratres ab Ende, hoc f. corcurrunt 1611.

Die neue, in den Jahren 1833, 1834, 1835 ebenfalls massiv gebaute und auf dem höchsten Punkte hiesigen Orts gelegene Pfarrwohnung bietet eine freundliche Aussicht auf das Dorf und die angrenzenden Fluren und dem im Hintergrund liegenden Rochlitzer Berg und kann wegen dieser ihrer Lage und wegen ihrer Geräumigkeit wohl mit Recht zu den schönsten des Landes gerechnet werden.

Nach Königsfeld sind eingepfarrt:

1. Neu-Königsfeld, welches aus 21 meist von den Besitzern des hiesigen Ritterguts erbauten Wohnungen besteht mit 150 Einwohnern, von denen die meisten als Tagelöhner und Handarbeiter auf dem Rittergute ihren Unterhalt finden.

2. Weissbach, dessen Areal 498 Acker 139 □Ruthen beträgt mit 12 Bauergütern, 2 Gärtnergütern und 9 Hausbewohnungen; 131 Einwohnern.

3. Das zum Rittergut gehörige Vorwerk die Heide genannt, mit 4 Hausbewohnungen. In der ganzen Parochie befindet sich eine Schule, in welche die zur Rochlitzer Parochie gehörigen Dörfer Doberenz und Kötteritzsch eingetheilt sind.

Die Anzahl der Kinder der ganzen Schulgemeinde ist 126.

Historische Merkwürdigkeiten können von Königsfeld nicht angeführt werden, da in neuerer Zeit keine vorkamen und Nachrichten aus früherer Zeit nicht vorhanden sind.

Mit besonderem Danke gegen Gott müssen es Königsfelds Bewohner erkennen, dass er gütig und in Zeiten der Gefahr schützend über ihnen waltete.

Alle ausgebrochenen Feuersbrünste, wie z. B. im Baumannschen Gute, im Gasthofe, in der Pfarrwohnung wurden nicht so gefährlich, als es den ersten Anschein hatte.

Sichtbar wehrte nicht Menschen-, sondern Gottes Hand sie ab.

In den letzten Kriegsjahren hatte wohl Königsfeld durch Einquartierungen, Lieferungen und dergl. zu leiden, von Plünderungen und Verheerungen aber blieb es gänzlich verschont, während andere benachbarte Dörfer weit härter gedrückt wurden und die Strasse, auf welcher zahlreiche Heere vorüberzogen, und ½ Stunde von hier entfernt war.

Gott walte ferner schützend und segnend über Königsfeld, welches jetzt unter dem Schutze des Gerichtsamts zu Rochlitz steht.

(M. G.)     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/316&oldid=- (Version vom 7.1.2019)