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Graswuchs und wird durch die langen Reihen von Obstbäumen, welche sich nach allen Richtungen über die Berge schwingen, bedeutend verschönert.

Die schönste und wahrhaft reizende Uebersicht derselben findet man auf dem gerade jenseits der Mulde emporsteigenden Rochlitzer Berge.

Zetteritz mit seinen 57 Wohnungen und 298 Seelen sowie auch das Kirchdorf Seelitz gehören zum Gerichtsamte Rochlitz.

M. G.     




Kolkau bei Seelitz


⅞ Stunden südlich von Rochlitz auf der rechten Seite der Mulde gelegen, mehr zwischen Winkeln, Städten, Pürsten und Bernsdorf in sehr coupirter Gegend unweit des Thalheimer und Kolkauer Baches, welcher südwärts von Seelitz eine herrliche anmuthige Thalaue durchläuft, in welcher das Dörfchen Biesern sehr mahlerisch liegt. Der Name Kolkau soll vom wendischen Worte Kolicz herstammen und bedeutet soviel wie Schwemme und ist wohl zu unterscheiden von dem Orte Kolkau, welches im anmuthigen Grunde des Osserbaches liegt. Unser Kolkau liegt mehr nächst der erzgebirgischen Kreisgrenze, wogegen jenes Kolkau auf der frühern rochlitz-bornaischen Amtsgrenze zu suchen ist.

Das Rittergut, welches einen angenehmen Eindruck auf den Beschauer bewirkt, liegt am Bergesrand, das Dorf über dem Gute. Wohn- und Wirthschaftsgebäude sind vortrefflich und bequem eingerichtet, das Gut selbst ist nur von mittlerer Grösse, hat aber eine fruchtbare Flur und ausgezeichnete Obst-Plantagen und dazu gehören bedeutende Waldungen. Das sogenannte Erlauer Holz ist zum grossentheil Eigenthum des Besitzers von Kolkau.

Unter der frühern Gerichtsbarkeit von Kolkau gehörten sonst die Dörfer Bernsdorf und Oberthalheim, wurden aber im 16. Jahrhundert davon verkauft und sind nur noch ein Gut und ein Paar Häusler Oberthalheims bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation lehnpflichtig gewesen, der grössere Theil von Oberthalheim gehörte nach Neusorge. Das Rittergut war amtssässig und wurde durch ein Ritterpferd verdient.

Das frühere alte Schloss, welches schon im 13. Jahrhundert gestanden haben soll, ist nicht mehr vorhanden wie dies die jetzigen Gebäude im neuern Geschmacke deutlich genug beweisen. Die Herren von Deben sollen dieses Gut schon sehr frühzeitig im Besitze gehabt haben. Ums Jahr 1497 erbten 4 Brüder von Deben von ihrem Vetter Hans die Besitzung. Später wurden die Herren von Weisbach Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Kolkau, denen das Geschlecht derer von Görlitz folgten.

Dann acquirirte Holkau[VL 1] die Familie von Taubenheim, Moritz von Taubenheim folgte Georg Balthasar von Taubenheim. Erstrer kaufte 1587 das Dorf Bernsdorf, welches 1582 dem Rittergutsbesitzer von Krossen gehörte, der damals Bernsdorf von Hans von Maltitz auf Zetteritz gegen Oberkrossen vertauschte.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Kolkau
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/342&oldid=- (Version vom 7.1.2019)