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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/346

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selbst aber von Jahr zu Jahr verbessert und vermehrt worden. Denn nach Einführung der Städte-Ordnung umfasst der Stadtbezirk Stadt mit Vorstädten Borna, das Rittergut Bockwitz und 20 Häuser von Haulwiz. Nach einer Rechnung von Jahre 1839 betrug das Communalvermögen 190025 Thlr. Activ- und 23791 Thlr. Passivvermögen.

In Bockwitz, welches früher ein kleines Dörfchen gewesen, aber 1295 zerstört worden, wohnt der Pächter der Rittergutsfelder, und die Wirthschaftsgebäude mit der Schäferei, die sich hier befinden, sind vortrefflich eingerichtet.

Das Jahr 1295, welches wir oben erwähnt haben, war für die hiesige Gegend überhaupt ein unheilvolles Jahr, welches durch den Streit des Kaisers Adolph von Nassau mit den Brüdern Friedrich und Diezmann über den Kauf des Pleissnerlandes herbeigeführt wurde.

Die hintergangenen Brüder Friedrich und Diezmann widersetzten sich, Kaiser Adolph fiel mit einem Heere in das Pleissnerland ein und eroberte es förmlich.

Später rückte Adolph an den Rhein und übertrug seinem Onkel Graf Philipp von Nassau das Commando.

Zwischen diesem und den Markgrafen kam es 1295 bei Bockwitz und Borna zur Schlacht, in welcher Philipp zwar besiegt aber die Belagerung der Stadt Borna herbeigeführt, wodurch die hiesige Gegend hart mitgenommen wurde. Ueberall fand man die schrecklichste Zerstörung durch Plünderung und Brand ganze Dörfer verschwanden, ohne je wieder zu erstehen.

Erst mit dem Jahre 1307 wurden die Kaiserlichen aus dem Lande getrieben und nach 16jährigem Streit erhielt Friedrich als Erbe die Wettin’schen Besitzungen wieder, nachdem kurz zuvor sein Bruder Diezmann in der Paulinerkirche[WS 1] zu Leipzig durch Meuchelmord gefallen war.

Nachher war Borna mit Zubehör noch öfter verschiedenen Herren unterworfen. Erst durch die Wittenberger Kapitulation fiel es an die Albertinische Linie und zunächst an Kurfürst Moriz.

Durch die veranlassten Streitigkeiten um den Besitz Bornas sind überhaupt mehrere frühere Dörfer hier untergegangen, als Bockwitz Absdorf (Abtsdorf), Tummelwitz oder Dammelwitz, Caulwitz, jetzt zu Zedtlitz gehörig, Heringsdorf, Hertzdorf und das wendische Dorf Trojan. Denn die Sorben-Wenden waren es, welche alle diese Orte angelegt hatten, zu Kohren und Geithain grosse Festen besassen.

Erst durch Herzog Heinrich, 919, wurden die fleissigen Ackerbau treibenden Sorben mit ihren Besitzungen unterjocht und den königlichen Beamten statt des Gehaltes die Besitzungen zur Benutzung angewiesen.

Die[WS 2] Nationalität der Sorben wurde im Pleissnerlande mit ihrer Sprache und ihrer früheren Religion nach und nach vernichtet, eine Nationalität, die sich nur im Altenburgischen in der eigentlichen Bauerntracht noch erhalten hat.

Bockwitz ist mit Altstadt Wenigenborn, Gnandorf, Haulwitz, Vorwerk Rötha nach Borna gepfarrt, dem es auch hinsichtlich der Justizpflege unterworfen ist.

M. G.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Panlinerkirche
  2. Vorlage: Dle
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/346&oldid=- (Version vom 7.1.2019)