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Drossdorf


2 Stunden westlich von Borna gelegen nicht weit von Kieritzsch und deshalb in der Nähe der Sächs. Baierschen Eisenbahn und wohl zu unterscheiden von Drossdorf im Voigtlande und von Drossdorf im Stifte Naumburg Zeitz.

Der Ort besteht aus einem Anspanner, 19 Hintersässergütern und 15 Häuslerwohnungen mit 300 Bewohnern.

Das Rittergut ist schön und nicht unbedeutend. Die Gebäude sind nicht unansehnlich und wohnlich und bequem eingerichtet, die Wirthschaftsräume in einem vortrefflichen Zustand. Seit den ältesten Zeiten war dieses Gut in dem Besitze der Familie von Helldorf, die auch Kieritzsch besitzt.

Der jetzige Besitzer ist Herr Carl Friedrich Heinrich von Helldorf in Nossen.

Die Bewohner leben von Ackerbau und Viehzucht, obschon der Boden selbst nicht der ergiebigste ist, Nebenbei treiben sie Viehhandel und sind durch Sparsamkeit und Fleiss zu einem gewissen Wohlstand gelangt, trotz dem, dass sie in der früheren Zeit mit vielen Drangsalen zu kämpfen hatten. Schwer lastete auf den Ort der 30jährige Krieg.

Der Ort musste von seinen Bewohnern verlassen werden, so dass die Güter damals wüste liegen blieben. Besonders litt er hart bedrängt nach der Schlacht bei Lützen, als Wallensteins Heer zum Theil seinen Rückzug hieher nahm und der nachdrängende Herzog Bernhard Weimar in hiesiger Gegend ein verschanztes Lager bezog; dessen Wälle in den 30ger Jahren dieses Jahrhunderts noch zu sehen waren.

Auch die Jahre 1812 und 1813 lasteten schwer auf dem Dorfe, welches sich wieder erholt hatte, so dass man damals nicht zu viel behauptete: „Drossdorf hat keinen Bettler, keinen Armen.“ Erst von diesen Kriegen ging der Wohlstande einiger Maassen wieder zurück, welche erst durch die jetzigen Friedensjahre wieder gehoben werden konnte.

Merkwürdig ist Drossdorf noch durch den Ausspruch Luthers gegen seine Gemahlin Catharina von Bora: Bedarfst du Trost, so gehe nach Drostdorf oder Drossdorf, in dessen Nähe nämlich Zeilsdorf, oder das Vorwerk Zölsdorf liegt, welches Luther seiner Catharina geschenkt hatte, die hier öfters wohnte, besonders als Wittwe. Auch Luther soll sich öfter hier aufgehalten haben.

Dass es dieses Zeilsdorf sei, welches Luthern gehörte und nicht ein Gut bei Wittenberg, dafür giebt aber sein Ausspruch, wie er oben erwähnt worden, vollgiltigen Beweis ab. Aber auch noch ein anderer Umstand spricht dafür: Im Supplement der leipziger börnerschen Sammlung der Schriften Luthers befindet sich ein Brief an G. Gottfried von Ende auf Beucha und Wolkenburg vom Jahre 1541, worinnen er schreibt: Meine liebe Käthe lässt Euch bitten und ich bitte für sie, weil sie eine Haushälterin worden zu Zölsdorf und von hinnen fern gelegen, Ihr wollet ihr diese nachbarliche Freundschaft thun und 12 Scheffel Korn und 24 Scheffel Hafer leihen, das will sie Euch redlich wiedergeben nach der Dresche, so nächst künftig.

Ein theueres Pfand von Luther und ein sicheres von der Gewissheit seines Besitzes des hiesigen Gutes, welches keine Gebäude und keine

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/354&oldid=- (Version vom 7.1.2019)