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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen I.djvu/357

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Stötteritz
obern Theils.


Das Dorf Stötteritz, ½ Stunde von Leipzig, hat früher Melschen geheissen.

Im Jahre 1494 am St. Matthiastage stellten die Markgrafen Friedrich und Wilhelm einen Lehnbrief aus, nach welchem das Dorf Melschen oder Melsche, gelegen in der Pflege Leipzig mit 9⅓ Hufe Landes und mehrern Zinsen, dem Altare zu Unsrer lieben Frauen in der Peterskirche zu Freiberg geeignet wurde.

Diesem Altare hatte es der Münzmeister zu Freiberg Reinfried Gross gewidmet.

Die genannten Fürsten behielten sich damals die Gerichte vor und bestimmten zugleich, dass das älteste Glied der Familie des gedachten Münzmeisters in beiden Linien Lehnherr des Altars sein sollte.

Im Jahre 1492 verkaufte Mag. Donatus Groschen, Besitzer und Johann Groschen Collator des gedachten Altars, das Dorf Melsche mit allen Zubehörungen für 350 Rheinische Gulden an das Thomaskloster zu Leipzig, zu welchem Kaufe der Bischoff Johann von Meissen seine Zustimmung gab.

Im Jahre 1543 nach der Verwüstung hiesiger Gegend durch die Hussitten kommt dieses Dorf als Welsche Mark vor. Allein im 17ten Jahrhundert kommt dieser Name nicht mehr vor und das frühere Dorf Melsche war auf alle Fälle wieder aufgebaut.

Denn in einer spätern Urkunde finden wir wieder den Namen Melsche oder Stötteritz.

Erst nach dem 30jährigen Kriege, in welchem Stötteritz furchtbar gelitten, finden wir besondere Besitzer von Stötteritz obern Theils verzeichnet. Und zwar zuerst Herrn Schmied von Schmiedefeld, der Grossvater der nachherigen Besitzerin der Frau Kammer-Commissär Rink, geb. Schmied von Schmiedefeld, Namens Maria Magdalena.

Nach Herrn Schmied von Schmiedefeld übernahm dessen Herr Schwiegersohn Johann Georg Rink von Dorstig, kurf. Kammer-Commissär das Gut, welcher 1697 mit Tode abging und in der Johanniskirche zu Leipzig begraben wurde. Ihm folgte seine obgenannte Wittwe im Besitze von Stötteritz obern Theils, welche es bis 1722 innen hatte. Nach ihrem Tode kam das Gut an ihren Sohn Eugenius Gottlieb Rink von Dorstig. wirkl. kaiserl. Rath und Prof. jur. primar. zu Altdorf. Er starb in Altdorf 1745 und sein Tod wurde sehr betrauert. Seine hinterlassene Wittwe, Frau Eva Clara Rink, geb Binker, starb zu Nürnberg den 25. August 1764 in einem Alter von 79 Jahren und wurde nach Altdorf gebracht, um daselbst in ihrer Familiengruft beigesetzt zu werden Seine Wittwe hatte das Gut nicht besessen, sondern schon bei ihrem Lebzeiten war solches an Herrn Adam Friedrich von Glafey, churfürstl. sächs. wirkl. Hof- und Justisrath abgetreten worden. Dieser Herr von Glafey besass auch Lauer und Gnauthayn und er war es, welcher über ganz Stötteritz die Obergerichte erhielt. Auf diesen Herrn von Glafey folgte Herr D. Heinrich Gottfried Bauer, Domherr zu Merseburg, Appallationsrath Prof. jur. ord. Primarius und der Juristenfacultät zu Leipzig Ordinarius.

Im Jahre 1811 bestimmte derselbe, vermöge Testaments, dieses Gut seinen 5 Kindern, welche es im Jahre 1817 an Herrn Adolph Ludwig

     Leipziger Kreis, 30. Heft oder 135. d. g. F.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/357&oldid=- (Version vom 7.1.2019)