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Zu Anfang des 19. Jahrhunderts oder Ende des 18. Jahrhunderts schon kam das untere Gut in die Hände des Oberacciscommissär Germann und von diesem an seinen Sohn und dessen Gattin, wie wir oben schon erwähnt haben.

Der jetzige Besitzer von Elstertrebnitz ist der Assessor in Zeitz, Herr Kaufmann Kücnler.

Die dem heiligen Martin gewidmete dasige Kirche, welche im Sommer 1840 gänzlich abgebrochen wurde, soll der Sage nach früher, wie andere Kirchen in Pegaus Umgegend nur eine Betcapelle gewesen sein, in welcher der Kirchendienst von Mönchen des berühmten Pegauer Klosters besorgt wurde.

Im Allgemeinen gehört dieses Kirchspiel, welches an 400 Seelen umfasst, nicht zu den wohlhabenden Sachsens, obschon es in der Gartenähnlichen Elsteraue liegt, welche zwar schreckliche Wege im Frühjahre, aber dagegen fruchtbare Felder im Sommer zu bieten vermag.

Diese Gegend hat sich von dem unglücklichen Kriege von 1813 aber dessen ungeachtet noch nicht wieder recht erholen können, obschon es gnügsame und rüstige Arbeiter hier giebt.

Unter den Einwohnern findet man 7 Pferdner. 22 Gärtner und 22 Häuser im Ganzen 319 Einwohner, die unter dem Gerichtsamt Pegau jetzt stehn.

Flössberg obern Theils und untern Theils ein an den von Borna nach Lausigk führenden Chaussee gelegenes und von der Eula durchflossenes Dorf bietet trotz der flachen Gegend von einigen Puncten aus eine treffliche Aussicht bis auf den 5 Stunden entfernten Rochlitzer Berg.

Den Namen hat es von der Flösse, dem sogenannten Kirsch-Berge gegenüber, die in Ermangelung einer Brücke hier angebracht war.

Dafür spricht auch das alte Gemeindesiegel, eine Flösse auf einem am Fusse eines Berges dahin fliessenden Gewässer darstellend.

Flössberg zählte im J. 1859 in 97 Häusern 599 Einwohner.

Die beiden Rittergüter sind fast immer in den Händen ein und derselben Familie gewesen.

Zuerst finden wir hier als Besitzer von Flössberg obern und untern Theils die Herren von Vlegilsberg oder auch Flügelsberg, eine Seitenlinie der Marschälle von Frohburg, also auch der Burggrafen von Altenburg; einer derselben wird schon 1212[VL 1] genannt.

Dann finden wir die Herren von Haugwitz als Christoph, Dietz, Hans, Caspar, Wolf, Gottfried bis 1658 auf Flössberg Obern Theils, aber nur bis 1617 auf Flossberg untern Theils, wo von 1617–1695 die Herren von Milkau, Hans Bernhard und Georg Rudolph erwähnt sind.

Am Ausgang des 17. Jahrhunderts finden wir die Herren von Kötteritz auf Flössberg Obern und Untern Theils und Beucha, als Hans Haubold, August Friedrich, Wolf Gottlob, Hans Liebmann.

Dann finden wir die Herren von Döring aus dem Hause Selingstädt von 1720–1808. Die letzten Glieder dieses Stammes allhier waren die Gebrüder, unbeweibt und züchtig, Gottfried August und Dietrich Christoph.

Die neuesten Besitzer sind die Herren von Schlieben der Advocat Albert Reinhardt und der K. S. Rittmeister Bernhardt Reinhardt.

Romantisch an einem die Umgegend beherrschenden Berge liegt das alterthümliche Schloss mit seinen neurestaurirten Gartenanlagen.

Das Filialdorf Beucha liegt ebenfalls an der Eula und zwar da, wo sie ihren vom Ursprunge an verfolgten Lauf verlässt.

Ein Theil dieses Dorfes, Klein-Beucha, hat eine der schönsten Lagen und ein aus dem Jahre 1813 herstammendes, auf freien Hügel gelegenes, mit Arabischer und Türkischer Inschrift versehenes von einem Mufti geweihtes von der fränkischen Habsucht durchwühltes, mit einem erhöhten Sandstein geschmücktes und von vaterländischen Linden umschattetes Türkisches Grabmal.

Gärtitz liegt ½ Stunde nördlich von Döbeln und wird Gärtitz mit Pommlitz genannt, weil das Rittergut zu Gärtitz schon seit vielen vielen Jahren von der Familie von Polenz gemeinschaftlich bewirthschaftet wird.

Dieses Mannlehngut Gärtitz befindet sich über 200 Jahre in der Familie von Polenz und ist als das Stammhaus derer von Polenz zu betrachten.

Das Wappen derselben führt über dem Helme einen Ritter ohne Arme. Die Sage geht, dass ein von Polenz im Gefechte beide Arme verloren und die Zügel des Pferdes dann im Munde geführt und so noch commandirt habe.

Dieser Polenz wurde der eiserne genannt. Der Name Polenz erinnert überhaupt stets an militärische Tugenden, denn die meisten Familienglieder haben sich als tapfere, tugendhafte Militärs ausgezeichnet.

Heinrich von Polenz auf Gärtitz war Sächs. Kreis- und Kriegs-Commissär und starb 1695. Herr Hanns Dietrich von Polenz auf Pommlitz aus dem Hause Berbisdorf ist 27 Jahr alt auf der Insel Morea bei Calameta begraben.

Unter das amtssässige Rittergut gehören die Dörfer Grossbauchlitz, Zschepplitz und Niederanschütz, das rothe Haus zu Döbeln und 3 Gärtner und Häusler vom Dorfe Sörnitz.

Das hiesige Schänkhaus zum Mohren ist heut zu Tage noch ein Vergnügungsort von Döbelns Bewohnern.

Das Dorf enthält unter 313 Bewohnern 3 Pferdner 8 Gärtner und 30 Häusler mit 7 Gütern und gehört zum Gerichtsamte Döbeln.

Gebersbach ½ Stunde östlich von Waldheim auf der rechten Seite der Zschopau 1⅜ Stunden südwestlich von Döbeln, 1¾ Stunden von Rosswein, am gleichnam. Bache, der am Nonnenwalde im Gerichtsamte Nossen unter den Quellen des grünbergischen und des greifendorfer Baches entspringt, 1¼ Stunde weit bis Otzdorf keinen Ort berührt, hier seinen nordnordöstlichen Lauf Nordnordwestwärts kehrt, Otzdorf und Rudelsdorf durchfliesst und in Gebersbach, wo er den Knobelsdorfer Bach aufnimmt, sich westwärts wendet, um dicht unter Waldheim nahe beim Zuchthause in die Zschopau sich zu ergiessen.

Gebersbach raint in Südosten mit Rudelsdorf in Nordosten mit Kuebelsdorf.

Das dasige amtsässige Rittergut ist nicht zu stark und hinsichtlich seiner früheren Jurisdiction gehörte blos ein Theil des Dorfes und eine Mühle dazu, ein noch kleinerer Theil stand unter dem Rittergute Ehrenberg.

Durch Aufhebung des Augustiner-Klosters zu Waldheim, welches unter der Herrschaft Kriebenstein stand, trat eine andere Gestaltung mit den umliegenden Orten ein und unter ihnen auch Gebersbach welches dem Augustiner-Kloster mit zinspflichtig war, bekam besondere Herren.

Im 16. Jahrhundert finden wir hier zuerst die Familien von Reinsberg und Christoph von Reinsberg oder Reinsbergh besass es zuerst, dann kam das Gut an die Herren von Schönberg und von diesen 1808 bis 1824 an die Herren von Nehrhof.

Gebersbach ist mit Ehrenberg, Kriebethal, Massemei, Meinsberg, Neuhausen und Schönberg in die Stadtkirche St. Nicolai gepfarrt, welche aus dem Einkommen des Augustinerkloster mit errichtet worden ist.

Gebersbach besteht aus 245 Einwohnern mit 1¼ Hufe und gehört zum Gerichtsamte Waldheim.

Geringswalde, eine kleine sonst amtssässige und landtagsfähige Stadt, weshalb es unter die Rittergüter des Leipziger Kreises mit aufgenommen ist. Sie liegt 2 Stunden nordöstlich von Rochlitz, eben so weit von den Städten Colditz, Leisnig und Waldheim.

Nahe bei der Stadt liegt ein Wald, welche der Schönbergische heisst, und sonst einen Theil des grossen Waldes Miriquidi bildete.

Auf dem Burgberge bei der Stadt, lag im Mittelalter ein Schloss, welches von den Herren von Schönburg erbaut war, denen die Stadt gehörte.

Auch das dasige berühmte Kloster wurde von Herrmann von Schönburg Glauchau im Jahre 1182 erbaut. Dieses Kloster ein Benedictiner Mönchskloster lag 100 Schritte südöstlich von der Stadt und war dem Bisthum Meissen unterworfen, wurde aber erst von des Stifters Sohne, Herrmann II. im Jahre 1233 vollendet und in ein Nonnenkloster verwandelt, welchem nach d. J. 1434 Anastasie von Schönburg als Aebtissin vorstand. In diesem Kloster liegen viele der von Schönburg begraben, vom Kloster selbst ist jetzt keine Spur mehr vorhanden. Das Kloster-Vorwerk wurde im Jahre 1628 von Privatpersonen errichtet.

Das Klostersiegel, welches die Jungfrau Maria mit dem Kindlein auf dem Arme und unter ihren Füssen den halben Mond zeigt, führt das hiesige Rittergut noch zur Stunde.

Herrmann I. u. II. als Stifter des Klosters, haben dasselbe reichlich ausgestattet. Der erstere schenkte ihm das Patronatrecht der Kirchen zu Weisstropp bei Dresden und zu Leipnig bei Grimma; dann 6 Hufen Landes zu Schwannewitz, 16 Hufen in Alt-Geringswalde, 3 Mühlen mit Zubehör, 5 Hufen, den Grund und Boden des zerstörten Schlosses Geringswalde und das wüste liegende Städtlein, den Wald bei Heinrichsdorf, das dasige Vorwerk oder nachherige Rittergut. Friedrich I. und II. schenkten dem Kloster noch viele Güter und Besitzungen, so dass das Kloster nach 60 Jahren seine Stiftung so vermögend war, dass es im Jahren 1292 ganz Thersdorf von Heinrich von Colditz kaufen konnte.

Aus dem ganzen Kloster oder dem gesammten Complex der Klostergrundstücke ist das Rittergut entstanden, dessen ansehnliche Gebäude ⅛ Stunde östlich von der Stadt in einem flachen, aber schönen Wiesengrunde stehen.

Nach der Reformation bildete dasselbe eine Schönburgische L[…] deschule (nach Art der Fürstenschule) dann ein churfürstl. Kammerg[…] bis es am 31. Juli 1625 an den Generalprofoss Balth. Plannagel v[…]erbt wurde, wobei sich der Kurf. jedoch die damals noch dazu gerechneten 11 Dörfer, die Jagd und das Fröhneholz vorbehielt: nur Trift und Frohngerechtigkeit über jene Dörfer behielt das Gut und bekam auch Holz zu gemässigten Preisen, so wie Wildpretdeputate.

Später besass es ein Eberhard, dann der Commissionsrath Thamm, der D. Vogel, Bürgermeister zu Zwickau 1785, der Hofjäger Weise, bis 1811 aber der Hauptmann Heyne, welcher es notwendigerweise verkaufen lassen musste.

Nun erstanden es jene 11 Dörfer in der Absicht es ohne die Trift und Frohngerechtsame wieder zu veräussern, taxirt war es damals auf 86000 Thlr. Unter dem Gute stehen einige 50 Häuser.

Das Kloster und die Stadt Geringswalde verdankt aber auf alle Fälle dem Herrmann von Schönburg die Entstehung.

Als unsichere Safe holen wir noch nach, dass das Kloster anfängs Eden genannt worden und dass Florian von Schönburg ums Jahr 1106 allhier auch zu Rothenhans- und Hassenstein in Böhmen gesessen. Herrmann der I. wurde im Kloster begraben.

Vor einigen 80 Jahren mauerte man in der Kirche den Leichenstein desjenigen Veit von Schönburg feierlich ein, welcher den Prinzen Ernst hatte befreien […] nachdem dieser Stein lange unbeachtet im Garten gelegen.

Goldhauser […] der neuere Name für das Rittergut zu Jahna.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: 1206
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/371&oldid=- (Version vom 23.12.2019)