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in der Nacht ihrer Kohlenschächte als in dem freundlichen Schoosse ihrer Familien sind sie in steter Gefahr von niederbrechenden Wänden erschlagen zu werden, von der schlüpfrigen Leiter abgleitend in die bodenlose Tiefe hinabzustürzen, durch einströmende Wasser zu ertrinken oder ihren Tod durch Schwefeldünste zu finden. Ebenso gefährlich sind die laufenden oder schlagenden Wetter, wie man das Entzünden der angesammelten brennbaren Dünste nennt, und viele Bergleute wurden schon durch diese Wetter getödtet oder verstümmelt. Um sich zu überzeugen, ob der Schacht von bösen Dünsten frei sei, wirft der Kohlenhäuer ein brennendes Stück Kien hinab, der bei Anwesenheit von Gefahr sofort erlöscht. Diese Wetter stellen sich indessen oft auch so schnell ein, dass nur die eiligste Flucht den Arbeiter vom Tode des Erstickens retten kann. Oft muss eine von Wettern heimgesuchte Grube wochenlang verlassen bleiben, und wer dann wieder zuerst anfährt schwebt in der grössten Gefahr. Das Alles aber macht den Häuer nicht muthlos, die Gewohnheit hat ihn, gleich dem Bergmann, mit der Gefahr vertraut gemacht, und mit dem Glauben an eine über ihn verhängte Bestimmung steigt er getrost in seinen Schacht. Zu Potschappel wurde im Jahre 1795 auch ein Vitriolwerk angelegt, wo man aus einer grünlichen Kohle des Hauptflötzes, die vorher an der Luft zersetzt wird, durch Aussieden Vitriol erzeugt, der dann in mehreren Oefen zu Vitriolöl gebrannt wird.

Otto Moser, Redact.     




Schweta.


Das Schloss Schweta bei Döbeln, in einer schönen fruchtbaren Gegend unmittelbar am Zusammenflusse der Zschopau und Mulde gelegen, tritt mit seinen uralten hohen Mauern und spitzen Erkern dem von Leissnig herkommenden Reisenden als ein ächtes Bild altdeutscher Baukunst entgegen. Die Sage versetzt seine Entstehung in das neunte Jahrhundert, wo das Schloss der Sitz eines Bischofs gewesen sein soll, weshalb auch ein naheliegender Berg den Namen Bischofsberg führt. Ein Gang und eine Küche unter den Kellern der ehrwürdigen Burg zeigen noch Spuren eines gemauerten Ganges, der unter dem felsigen Flussbett der Mulde nach dem Bischofsberge leitete; da aber später Wasser in die unheimlichen Souterrains eindrang ist es jetzt nicht mehr möglich in dieselben zu gelangen, wohl aber fällt sämmtlicher Russ eines zur Zeit noch benutzten Rauchfangs in die unbetretbaren Räume. Schauerliche Empfindungen erregt der Besuch des im tiefsten Grunde des Schlosses gelegenen fürchterlichen Burgverliesses, von dem gleichfalls ein Theil mit Wasser angefüllt ist, denn eiserne Halsringe und Bügel, welche den Leib des unglücklichen Gefangenen umschlossen, sind stumme Zeugen der grauenhaften Jammerscenen, deren Schauplatz die tausendjährigen Gewölbe der Burg Schweta gewesen sein mögen.

Der älteste bekannte Besitzer Schwetas ist Otto von Sueth, der 1288 unter den Zeugen genannt wird, welche gegenwärtig waren, als der Pfalzgraf Friedrich von Sachsen zu Rochlitz das Kloster Buch mit einer Hufe Landes und der Fischerei in Krolop belehnte. Derselbe Otto von Sueth wird nebst einem Conrad von Sueth wiederum als Zeuge in einer Urkunde von 1290 erwähnt, worin Friedrich, Landgraf in Thüringen, das Kloster Buch mit einigen Zinsen im Dorfe Erlau begnadigte. Hieraus scheint hervorzugehen, dass die Burg Schweta das Stammhaus der Herren von Schweta ist, indem nach der Sitte des früheren Mittelalters die Edelleute sich nach ihren Schlössern nannten. Zu Anfange des vierzehnten Jahrhunderts befand sich Schweta jedoch nicht mehr im Besitz des ritterlichen Geschlechts gleichen Namens, denn 1328 gehörte das Schloss den Gebrüdern Friedrich, Herrmann und Albrecht von Maltitz, die in diesem Jahre dem Kloster zu Staucha einige Einkünfte in ihrer Dörfern Marschitz und Albertitz überliessen, welche Schenkung Landgraf Friedrich von Thüringen zu Rochlitz und zwar am Tage des Märtyrers Vitus bestätigte. Von den Maltitzen gelangte Schweta an die Herren von Honsberg, deren Stammschloss „Hainsburg“ bei Zeitz gelegen ist, und 1454 besass die Burg Schweta Tylich von Honsberg, der am Montag nach Allerheiligen den Predigermönchen des Oberklosters zu Freiberg ein Schock neuer Groschen schenkte, das auf dem Wasser zu Ziegra, die Zschopau genannt, haftete, und welches der Fischer, der das Wasser gepachtet hatte, als Zins entrichtete. Dafür musste das Kloster in der Kapelle des Honsbergischen Geschlechtes eine ewige Lampe halten. Dietrich von Honsberg empfing die Lehn über Schweta 1461, und 1485 wurde Georg von Honsberg mit dem Dorfe Technitz, nebst der Kirche und dem Altarlehn daselbst, von dem Burggrafen von Leissnig belehnt. Der Ritter Georg von Honsberg hatte von dem Kloster St. Afra zu Meissen das ganze Dorf Weitschenhain mit allem Zubehör und eine Hufe in Marschwitz in Lehn, und empfing von demselben jährlich siebzehn Schock funfzig Groschen acht Heller, sechsundvierzig Scheffel Korn, neues Maass, zwölf Scheffel drei Viertel Weizen, neun Scheffel Gerste , drei Scheffel Erbsen, einundvierzig Scheffel Hafer, zwölf Schock und zehn Eier, und eine Tonne Wagenpech. Dieses Weitzschenhain ist wahrscheinlich das Dorf Wisca, am Flusse Jahna im Lande Daleminzien und in der Grafschaft des Markgrafen Heinrich gelegen, welches Kaiser Heinrich III. am XVI. calend. Martii 1090 der Kirche zu Meissen schenkte.

Johannes von Honsberg erborgte am Dienstage nach Franziskus 1512 von dem Stifte Meissen 140 Gülden und verschrieb dagegen sieben rheinische Gulden jährliche Zinsen auf zwei Bauergüter in Albertitz und Ibanitz, und

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/017&oldid=- (Version vom 1.10.2017)