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die angeblich in Folge eines Blitzstrahles, der den Thurm traf und beschädigte, auf die dicken Mauern gesetzt werden musste. In den Jahren 1665 und 1667 wurde bereits mit dem Kirchhause eine bedeutende Veränderung vorgenommen. Ein Actenstück aus jener Zeit berichtet, das Kirchlein sei dermalen so baufällig gewesen, dass man eine Reparatur für unerlässlich gefunden, die auf 600 Thaler veranschlagt worden sei. Weil nun aber dieses Geld nicht vorhanden war, auch auf dem gewöhnlichen Wege wegen der vielen Restanten nicht erlangt werden konnte, so mussten der Schulmeister sowie die Kirchenvorsteher von Haus zu Haus gehen, und freiwillige Beiträge sammeln, wodurch das Fehlende bald herbeigeschafft wurde. Es blieben damals nur die vier Mauern des Kirchhauses stehen, die Bedachung und das Innere wurde erneuert und eine kellerartige Sakristei aufgemauert. In diesem Zustande blieb die Kirche 200 Jahre hindurch, ohne dass auch nur das Geringste gethan worden wäre das finstere feuchte ungestalte Gotteshaus in einen besseren Zustand zu versetzen, bis endlich 1828 die Nothwendigkeit eines Neubaues oder wenigstens einer gründlichen Reparatur so klar hervortrat, dass man zur Realisirung des allgemein gehegten Wunsches Schritte that, in deren Folge nach Jahren eine Verordnung der Kreisdirection zu Leipzig in Technitz einging, welche die Durchführung eines neuen Kirchenbaues betraf. Im Jahre 1851 begann der neue Bau, und macht seinem Meister, dem Baumeister Uhlig von Grünberg bei Augustusburg alle Ehre, denn die Kirche ist eine Zierde des Muldenthales geworden, und im Innern wie im Aeusseren ein zwar einfaches aber höchst geschmackvolles Gebäude. Von der alten Kirche ist in das neue Gotteshaus nur die grosse und mittlere Glocke und ein Taufstein hinübergenommen worden; die grosse Glocke und der Taufstein sind Geschenke einstmaliger Besitzer Schwetas. Anton von Wallwitz verehrte der Kirche im Jahre 1615 die grosse Glocke, und der Taufstein ist ein Geschenk des Ritters Hans von Honsberg aus dem Jahre 1563. Dieser Taufstein, dessen Erneuerung eine bedeutende Summe kostet, ist ein Meisterwerk, und neuerdings sind sogar Abbildungen von ihm an die Alterthumsvereine zu London und Paris abgegangen. Unter den herrlichen Bildhauerarbeiten, welche den Taufstein zieren, befinden sich auch die Wappen Hans von Honsbergs und dreier seiner Frauen, der von Holda, von Böcken und von Weisenbach. Durch den Neubau der Kirche, Vergrösserung des Friedhofes und andere Verbesserungen ist der nicht eben wohlhabenden Kirchengemeinde eine Schuld von 26000 Thalern erwachsen. – Die Collatur über Kirche und Schule zu Technitz steht dem Rittergute Schweta zu.

Otto Moser, Redact.     




Gävernitz.


Am Ausgange des sogenannten Schiebockgrundes, auf dem linken Elbufer, und zwar drei Stunden von Dresden, zwei Stunden von Meissen und anderthalb Stunden von Wilsdruf entfernt, liegt das Schloss Gävernitz, – auch Gävertitz, Gävernitz und Gaueritz geschrieben, – inmitten einer äusserst reizenden und fruchtbaren Gegend. Die Bergeshöhen sind hier flacher als die bei Weisstropp und Scharfenberg, und in der Nähe befinden sich mehrere durch den Elbstrom angeschwemmte Heger, von denen der grösste einen bedeutenden Umfang hat und früher mit vortrefflichen Gartenanlagen geziert war, die indessen durch Hochfluthen häufig verwüstet worden sind.

Was die älteste Geschichte des Schlosses Gävernitz betrifft, so lässt sich mit Gewissheit behaupten dass es bald nach dem langen blutigen Kriege der Deutschen mit den Slaven entstand und ursprünglich zur Ueberwachung der nahen sorbischen Ansiedelungen diente. Alte Nachrichten behaupten, das Gävernitz sammt Grossröhrsdorf und dem jetzt nicht mehr vorhandenen Vorwerke Kleinröhrsdorf, sowie dem Schlosse Klipphausen um das Jahr 1100 Eigenthum des frommen Bischofs Benno von Meissen gewesen sei. Im vierzehnten Jahrhundert wird das Schloss Jauernytz genannt, und gehörte damals den Herren von Ziegler. Von dieser Familie besassen um das Jahr 1360 die Brüder Nikol, Wyrand und Michel das Schloss und Dorf Gävernitz nebst dem nahen Constappel, – welches Letztere sehr lange für ein besonderes Gut galt, und Michel von Ziegler, der jüngste Bruder, gründete die Gauernitzer Linie, welcher das Gut bis 1595 gehörte. Im Jahre 1496 wurde auf dem Gävernitzer Schlosse der berümte Leipziger Professor der Theologie Bernhard von Ziegler geboren, der am 1. Januar 1552 starb und in der Paulinerkirche zu Leipzig begraben liegt, wo man sein Denkmal noch heute sehen kann. In der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts besassen Gävernitz eine Zeit lang die Herren von Schleinitz, von denen 1446 Jörg und Dietrich von Schleinitz auf dem Schlosse wohnten, und hieraus entsteht die Vermuthung, dass damals die Herren von Ziegler Gävernitz blos als ein Afterlehn von dem sogenannten Schleinitzer Ländchen innehalten. Die Ziegler blieben im Besitz von Gävernitz bis zum Jahre 1595, wo der tief verschuldete Franz von Ziegler das Gut an Caspar Pflugk auf Zabeltitz verkaufte, dessen Familie es bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts gehörte. In Jahre 1752 kam Gävernitz an die Gräfin von Callenberg, Gemahlin des Geheimen Rathes von Zinzendorf und später an die Familie von Hopfgarten, welche es bis 1819 besass, wo Sr. Durchlaucht der Fürst Otto Victor von Schönburg-Waldenburg das Gut sammt Zubehör erkaufte und es noch jetzt besitzt. – Das Rittergut hat mittle und niedere Jagd, das Recht der Fasanenzucht und darf zum eigenen Bedarfe eine Elbfähre halten. Zu ihm gehören das Vorwerk zu Constappel, Kleinschönberg, Pinkewitz, ein Bauergut zu Pinkewitz, und eine

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/020&oldid=- (Version vom 7.1.2020)