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Gefälle bis auf die neueste Zeit geliefert wurden. Die Besitzer von Strauch haben überhaupt viel zur Verbesserung der vormals sehr kargen Pfarreinkünfte gethan und beträgt die Ablösung aller dem Pfarrlehn Seiten des Rittergutes aus früheren Zeiten gewährten Berechtigungen, eine jährliche Rente von mehr als 100 Thlrn. –

Das Innere der Kirche ist neuerdings durch die Munifizenz des Herrn Collators sehr freundlich und geschmackvoll restaurirt, mit schönen biblischen Spruchtafeln und einer neuen Altarbekleidung beschenkt worden. Früher umgab den Kirchhof nur ein hölzerner Zaun. Durch die Gutsherrschaft ist an dessen Stelle eine massive steinerne Mauer getreten. –

Otto Moser.      




Zschorna
bei Radeburg.


Das Dörfchen Zschorna hat seinen Namen von dem sorbischen Worte Czorny, schwarz, wahrscheinlich wegen seiner Lage in Mitten dichter Waldungen. Es besteht aus einer Mühle mit drei Gängen und den auf herrschaftlichem Grund und Boden angebauten Häusern, einige zwanzig an der Zahl, mit etwa hundertfunfzig Bewohnern. Das eine halbe Stunde entfernte Dorf Dobra bildet mit Zschorna eine Gemeinde von zusammen fast vierhundert Köpfen, denen ein Areal von einundzwanzig Hufen gehört. Zschorna liegt eine starke Stunde von Radeburg und fünf Stunden nördlich von Dresden, rechts ab der Dresden-Ortrander Strasse enge umschlossen von grossen Teichen und dem Zschornaer Walde, der südöstlich mit der Lausitzer Haide zusammenstösst, in seiner nordwestlichen ziemlich abgeschlossenen Hälfte die Kühnhaide (Kienhaide) heisst und namentlich aus Nadelhölzern, doch zum Theil auch aus Eichen besteht. Die Kühnhaide hat einen Umfang von fast einer Meile, reicht bis nahe an Dammenhain, Mühlbach und Cunersdorf und gehört grösstentheils zu Zschorna, das überhaupt an Waldungen und Teichen seines Gleichen im Lande sucht. Die drei grössten Teiche verwahren zusammen über dreihundert Schock Karpfensatz und der Hauptteich, im Norden des Dorfes gelegen, der durch einen Damm getrennt ist, misst fünf Viertelstunden im Umfang, hat indessen freilich eine sehr unregelmässige Gestalt, und enthält allein zweihundert Schock Satz. Da er sehr flach liegt, sind zum Ablaufen seines Wassers sechs Wochen erforderlich. Seine ungeheure Wassermasse würde bei einem Dammbruche die ganze tiefer liegende Gegend überschwemmen, man hat deshalb den Damm, auf welchem die Strasse weit hinläuft, mit Eichen bepflanzt, deren Wurzeln ihm grosse Festigkeit verleihen. Der zweite und dritte Teich sind mit sechszig und funfzig Schocken Karpfen besetzt, wozu noch die vielen kleineren Teiche kommen. Der Bach, welcher die beiden Hauptteiche durchfliesst, heisst die Dober oder der Doberbach und fällt bei Paulsmühle in die Röder.

In Zschorna befindet sich ein altes stattliches, im Jahre 1547 von den Gebrüdern Christoph und Heinrich von Beschwitz erbautes Schloss, dessen Mauern drei bis vier Ellen Stärke besitzen, und das drei Stockwerke hoch ist. Durch einen späteren Anbau hat das Schloss Zschorna die Gestalt eines regelmässigen Vierecks erhalten und die Gräben, welche dasselbe einst zum Schutze umgaben, hat die Zeit der Sicherheit und Ordnung in hübsche Anlagen verwandelt. Das alte Schloss war übrigens einst der Schauplatz glänzender Feste und Lustbarkeiten, denn zwei Personen, die dem Dresdener Hofe sehr nahe standen, waren kurz nach einander Besitzer Zschorna’s. Der Kabinetsminister von Hoym war der Gemahl eines wunderbar schönen Weibes, die August der Starke liebte und nach ihrer Ehescheidung als seine anerkannte Geliebte zur Gräfin Kosel erhob. Bekannt ist der ungeheure Einfluss, welchen die eben so schlaue als liebenswürdige Kosel auf den Fürsten ausübte. Oft war der König in Zschorna, und noch zeigt man in den oberen Räumen des Schlosses ein grosses Gemach, worin bei seiner Anwesenheit Schauspiele aufgeführt wurden. Der andere historisch interessante Herr auf Zschorna war der Kanzler von Beichlingen, über den wir später einige Mittheilungen bringen werden.

Die frühesten Besitzer Zschorna’s und des fast immer damit verbundenen Dobra’s waren die Herren von Schleinitz, von denen Hans von Schleinitz 1397 und Konrad von Schleinitz 1435 als Herren des Schlosses genannt sind. Zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts kam das Gut an die Herren von Beschwitz, von denen 1513 Heinrich von Beschwitz dem Kloster zu Grossenhain Zinsen verkaufte, seine Söhne Christoph und Heinrich aber das alte Schloss abbrechen und das noch jetzt stehende erbauen liessen. Nikol von Beschwitz verkaufte Zschorna an Hannibal von Lüttichau, der es noch 1612 besass, aber bald darauf Carl Christoph von Goldstein überliess. Im Jahre 1666 gehörte das Gut dem Kanzler

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/068&oldid=- (Version vom 3.6.2018)