Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
|
Hans von Nossen besass das Vorwerk zu Altoschatz um 1558 und hinterliess es Balthasar von Nitzschwitz, welcher wahrscheinlich mit des Ersteren Tochter vermählt war, die 1564 als Taufzeugin, sowie ihr Gemahl 1566 als Herr auf Altoschatz genannt wird. Ambrosius von Nossen, der folgende Besitzer, scheint ebenfalls mit dem Rathe zu Oschatz auf sehr freundschaftlichem Fusse gestanden zu haben, denn bei seiner Dienstag nach Estomihi 1586 stattgefundenen Hochzeit schenkten ihm die Hochweisen Herren vier Goldgulden als Ehrengabe. Er starb am 17. October 1632 im dreiundneunzigsten Jahre seines Alters in der Stadt Oschatz, wohin er sich vor den Kriegsunruhen geflüchtet hatte, und wurde in der dasigen Klosterkirche beerdigt; sein Nachfolger aber war Johann Georg von Nossen, der am 16. Februar 1629 das Pfarrfeld zu Altoschatz an sich kaufte und mit dem Vorwerke vereinigte. Sein Tod erfolgte um das Jahr 1639 und es wurde Eigenthümer von Altoschatz Georg Ernst von Nossen, der am 30. Mai 1641 eine Wiese zu Altoschatz an den Stadtrichter Paul Grünwald verkaufte und noch in demselben Jahre mit Tode abging. Georg Ernst von Nossen war der Letzte seines Stammes, und so fiel Altoschatz als offenes Lehn an den Landesherrn, doch war das Gut durch die Verwüstungen des dreissigjährigen Krieges dergestalt heruntergebracht, dass jährlich dafür nur zweiunddreissig Gulden Pachtgeld gezahlt wurden, wesshalb man es zum Verkaufe ausbot. Für die Summe von 2600 Gulden erstand das Gut Catharine von Schleinitz, geborene von der Pforte, Gemahlin Hans Dietrichs von Schleinitz auf Seehausen und Mautitz, die es noch 1657 besass. Ihr Nachfolger, Andreas Dietrich von Schleinitz, trat in Besitz des Gutes 1660 und hatte das Unglück im Jahre 1678 beim Nachhausegehen vom Felde durch Unvorsichtigkeit sich mit dem eigenen Gewehre zu erschiessen, worauf Altoschatz durch Kauf an den schongenannten Amtsvoigt und Kammercommissar Johann Heinrich Höppner gelangte, der beide Vorwerke vereinigte, indem er 1679 das zweite Vorwerk oder sogenannte Schäfereigut von dem grösseren Kirchenaerar zu Oschatz erkaufte, wobei zugleich das Berggut in Rosenthal hinsichtlich der Lehn zum Rittergute kam; auch brachte er am 31. Juli 1680 acht Unterthanen in Rosenthal die bisher zum Georgenhospital zu Oschatz gehört hatten unter seine Gerichtsbarkeit. Nach Höppners 1691 erfolgtem Tode erbte das Rittergut sein Sohn, Dr. Johann Friedlieb Höppner, der 1704 mit Tode abging und eine Wittwe Charlotte Elisabeth geborene Zopf als Erbin hinterliess, welche das Herrenhaus wieder aufbaute, weil ein Orkan am 12. Februar 1715 das alte Schlösschen nebst der Scheune über den Haufen geworfen hatte. Im Jahre 1743 verkauften ihre Erben das Gut an Johann Gottfried Heyern, den Pachter des Rittergutes Mutzschen, dessen Wittwe es 1770 Christian Gottlieb Steigern überliess, der ihrer Tochter, der Wittwe Nollaun auf Oetzsch jüngste Tochter heirathete und später auf dem von ihm erkauften Rittergute Mannschatz wohnte. Seit 1826 gehört Altoschatz Herrn Johann August Oehmichen.
Was die Besitzer des zweiten Vorwerks zu Altoschatz betrifft, so wird von ihnen zuerst Kraft von Bibra genannt, der auch das Thalgut vor Oschatz besass und von 1495 bis 1507 vorkommt. Er überliess am Tage Gertrudis 1495 Georg Puschens zu Meissen Hausfrau und ihren drei Söhnen zehn Gulden wiederkäuflich auf sein Gut Altoschatz mit Zubehör verschriebene Zinsen, wozu Herzog Georg am Freitag nach Peter Paul 1496 seine Bestätigung aussprach. Einer der Puschischen Söhne, Matthes, überliess diese Zinsen am Wenzelstage 1505 käuflich dem Vikar zu Meissen, Vincenz Rodis, wozu seine Brüder an selbigem Tage ihre schriftliche Einwilligung gaben; Junker Kraft von Bibra aber stellte ein Bekenntniss aus, dass er den Vikar als seinen Zinsherrn anerkenne, auch lieh er 1507 von des Meissner Domvikars, Wolfgang Düngstals, Erben vierzig Gulden, die er mit zwei Gulden verzinste. Nach ihn besass das Vorwerk Christoph von Bibra. Er traf am Dienstage nach Mariä Reinigung 1513 mit dem Rathe zu Oschatz einen Vergleich, wornach auf seinen Gütern im kleinen Forste Wasserquellen gesucht und gegen Erlegung von fünf Gulden durch Röhren in die Stadt geleitet werden durften. Nach dem Jahre 1513 gehörte das Vorwerk Haubold von Schleinitz, dem es 1519 Heinrich von Hartwig abkaufte, der Dienstag nach Johannis 1520 versprach die von Kraft von Bibra erkauften und auf dem Gute haftenden Zinsen noch länger darauf zu behalten und dieselben, weil sie nunmehr dem geistlichen Herrn Propste und Convent zu St Afra zuständig geworden, alle Jahre in ihr Kloster nach Meissen zu schicken. Noch in demselben Jahre übernahm der Rath zu Oschatz Heinrichs von Hartwig Kauf, denn in der Kämmereirechnung von 1519 wird bemerkt, dass er mit der Hartwigin in Anwesenheit des Amtshauptmanns Haubold von Schleinitz auf Schleinitz wegen des Gutes vorläufig unterhandelt und nachher die Bürgermeister Seydel und Köhler nach Meissen gesandt habe um vom Herzog Georg die Lehn darüber zu empfangen. Das Kaufgeld dafür, (560 Gulden) zu erlangen, liess der Rath im kleinen Forste 451 Klaftern und 288 Schock Holz nebst vielen Erlen schlagen, und 1591 am Tage Viti liessen der Rath, als Besitzer des Vorwerks, und Hans Lehmann, als Besitzer des Berggutes, im kleinen Forste beim Erlicht Rainsteine setzen. Im Jahre 1679 trat der Rath das Gut gegen eine Schuldforderung dem geistlichen Aerarium in Oschatz ab, das noch in demselben Jahre es an den schon erwähnten Amtsvoigt Höppner verkaufte, welcher dasselbe mit dem anderen Vorwerke vereinigte und die Schäferei dahin verlegte.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/075&oldid=- (Version vom 3.6.2018)