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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/084

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es um 1664 erkauft zu haben scheint. Bei dessen Familie blieb Gamig bis zum Jahre 1720, wo es in Besitz der alten reichen Familie von Bose kam. Der erste dieses Geschlechts auf Gamig, war der Geheimrath von Bose, dessen Nachkommen das Gut besassen bis gegen 1830, wo es Eigenthum des Grafen von Vitzthum wurde, der dasselbe bald darauf an Herrn Kammerherrn Hans Curt von Lüttichau käuflich abtrat.

Im Bezug auf die beim Schlosse Gamig stehende Kapelle ist bereits gesagt, dass dieselbe 1656 von dem Superintendenten zu Pirna eingeweiht wurde, nachdem das vormalige altersgraue Kirchlein, welches den Einsturz drohte, einen Neubau nothwendig gemacht hatte. Eine alte schriftliche Nachricht äussert sich in Ansehung des Decems, welcher der Kirche des nahen Dorfes Maxen zusteht: „dass das benachbarte Bosische Rittergut Gamig alljährlich acht Scheffel Getreide nach altem Pirnaischen Maasse, den Scheffel zu siebzehn Metzen gerechnet wie es durchgängig von allen hiesigen Decempflichtigen geschüttet werden muss, halb Korn und halb Hafer, dem Pfarrherrn schütten muss, und zwar vermöge eines auf lange Zeit sich erstreckenden Possesses. Es soll dieses Gamig, allwo bis jetzt noch eine kleine Kapelle vorhanden, ehemals eine Filialkirche von Maxen gewesen sein, woselbst der Pfarrherr alljährlich einigemal predigen und das Amt halten müssen.“ Nach einer anderen Nachricht soll die Abgabe des Decems von Gamig an den Pfarrer zu Maxen daher rühren, dass, als im Jahre 1680 die Pest in Dohna wüthete und diese Stadt, wohin Gamig gepfarrt ist, auf lange Zeit abgesperrt, in dem näher gelegenen Kleinröhrsdorf aber damals noch keine Kirche befindlich war, der Pfarrer zu Maxen zur Abhaltung des Gottesdienstes und Ertheilung des Abendmahles in der Schlosskapelle zu Gamig requirirt worden sein soll, unter der vom Oberconsistorio ausgesprochenen Zusicherung, dass die Decemabgabe alljährlich fortbestehen würde, wofür jedoch dem Pfarrer zu Maxen die Obliegenheit erwachse allvierteljährlich auf Verlangen der Schlossherren zu Gamig in der Kapelle eine Predigt zu halten. Der Besitzer des Rittergutes Gamig war ausserdem verpflichtet den Pfarrherrn zu Maxen mit seinem eigenen Geschirr abholen und zurückfahren zu lassen, auch muste er dem Geistlichen zwei Thaler in die Hand geben und ihm eine Mahlzeit aus einer Suppe, einem Gericht Fleisch mit zweierlei Arten Gemüse, einem gebratenen Huhn und einer Flasche Wein bestehend vorsetzen. – In der Kapelle befand sich ein Erbbegräbniss der Bosischen Familie.

Das zu Gamig gehörige Dorf Bosewitz war in alten Zeiten Eigenthum der Burggrafen von Dohna, später der Herren von Körbitz und kam 1575 zum Rittergute Gamig. Es hat vierzehn Feuerstätten mit hundertundvierzig Einwohnern. – Gommern hiess im Mittelalter auch Pommern, war 1513 im Besitze Rudolphs von Körbitz, 1575 ein Dresdener Amtsdorf und kam alsdann an Grosssedlitz, welches dem Dr. Lindemann gehörte. Von Dr. Lindemann kaufte Gommern Hildebrand von Einsiedel auf Scharfenstein, worauf das Dorf an den Besitzer von Gamig gelangte. Es hat mit Inbegriff der Erlichtmühle und zwei Häusern, die Hofaue genannt, dreissig Feuerstätten mit hundertfünfzig Bewohnern. Das Dorf Zschieren gehörte, wie schon bemerkt, einst der Kirche zu Dohna und wurde theilweise an Joachim von Loss auf Pillnitz und den Generalwachtmeister von Hanau verkauft, später aber kam das ganze Dorf an das Rittergut Gamig. Es hat funfzig Baustellen und zweihundertneunzig Einwohner.

Die hiesige Gegend hat in jedem der letzteren Jahrhunderte alle Drangsale zu ertragen gehabt, welche Krieg und Krankheiten über das Land zu bringen pflegen. In der bekannten Fehde des Ritters Rudolph von Körbitz auf Meusegast mit den Burggrafen von Dohna wütheten beide Partheien mit Schwert und Brand in den unglücklichen nahegelegenen Ortschaften, bis endlich durch Vertreibung der unruhigen Burggrafen dem Lande der Frieden wiederkehrte. Aber kaum dreissig Jahre später drangen die entmenschten Hussiten heran und verübten Greuel, wie sie nur der schrecklichste Fanatismus zu erfinden vermochte. Im dreissigjährigen Kriege grassirte allenthalben die Pest, und als die Schweden 1641 in das bereits gänzlich verwüstete Dohna einzogen, wurden die unglücklichen Einwohner, nicht nur der Stadt sondern auch der umliegenden Dörfer von den rohen Soldaten heimgesucht, dass sie das Wenige noch einbüssten, was ihnen von früheren Peinigern übrig gelassen worden war.

Der siebenjährige Krieg brachte ebenfalls vieles Elend über das freundliche Thal und noch jetzt erinnern sich viele ältere Leute der Schreckenszeit des Jahres 1813, wo die Französische Armee in hiesiger Gegend bivouaquirte. Durch Plünderung und Raub verloren die armen Leute sämmtliches Vieh und alle Getreidevorräthe, Mancher büsste sogar durch die Ruchlosigkeit Französischer Soldaten das Leben ein, wie der Gutsbesitzer Küchler in Bosewitz, den ein Soldat durch einen Flintenschuss in seinem eigenen Gehöfte niederstreckte. – Oekonomie und Viehzucht bilden in hiesiger Gegend die Hauptbeschäftigung der Bewohnerschaft, doch verdienen sich auch eine grosse Anzahl armer alter Leute und Kinder ihren Unterhalt durch Strohflechterei.

M.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/084&oldid=- (Version vom 3.6.2018)