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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/176

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ruhend, den Weg sehr verengte, und die Gemeinde setzte im Jahre 1823 die, den Einsturz drohende Schule auf ihre Kosten und mit Hülfe einer ihr bewilligten Collecte neu auf und Dr. Dittmar lies auch noch die Kirche ausbessern.

Zum Kirchen- und Schulbezirke gehören ausser dem Rittergute und Dorfe Zuschendorf mit Lindig, noch das Lindigvorwerk, dem Major Serre von Maxen gehörig, so wie ein bei Zuschendorf gelegenes Haus von Zehista.

Zuschendorf gehört jetzt zum Gerichtsamt Pirna, zum Bezirksgericht Pirna, zur Amtshauptmannschaft Pirna, zum Regierungsbezirk Dresden und zählt 28 bewohnte Gebäude mit 47 Familienhaushaltungen und 189 Einwohnern.

(M. G.)     




Hermsdorf
bei Döbeln.


Hermsdorf liegt ⅝ Stunde südsüdöstlich von Döbeln, 3½ Stunden ostsüdöstlich von Leissnig, 1⅛ Stunden nordwestlich von Rosswein, 1¾ Stunden ostnordöstlich von Waldheim an und über dem rechten Muldenufer, der Ebersbacher Höhe gegenüber, mit Sörmitz, Oberranschütz, Mahlitzsch, Kobelsdorf und Zweynig grenzend.

Hermsdorf gehört jetzt zum Gerichtsamte Döbeln, zum Bezirksgericht Oschatz, zur Amtshauptmannschaft Döbeln, zum Regierungsbezirk Leipzig.

Hermsdorf hat 21 bewohnte Gebäude mit 40 Familienhaushaltungen und 170 Bewohnern. Die früheren Rittergutsuntergebenen betrugen an die 360 mit Einschluss der combinirten Güter Mahlitzsch und Nausslitz und des Vorwerkes Kobelsdorf, welches früher ebenfalls ein besonderes Rittergut gewesen ist und der Marschall von Bieberstein’schen Familie gehört hat, sowie auch die Dörfer Zweinig und das ⅛ Stunde von Döbeln entfernt gelegene Zschackwitz, in den Urkunden auch Zschäbitz genannt, zu Hermsdorf gehörten.

Hermsdorf ist ein sehr alter Ort und eine Burg stand hier schon im elften Jahrhundert. Es gehörte im zwölften und dreizehnten Jahrhundert zum Amte Döbeln, dem ein besondrer Voigt vorstand, später wurde Döbeln ein Sedes von Meissen, wozu nebst funfzehn anderen Orten auch Hermsdorf gezählt wurde. Dieser ganze Complex fiel später an das Naumburger Capitel, dessen Bischoff Ulrich von Rodenfels 1409 Friedrich den Streitbaren damit belehnte. Letztrer überliess Hermsdorf und Mahlitzsch den Meissner Marschällen, weshalb auch nach diesen beiden Orten Linien der Meissner Erbmarschälle benannt wurden.

Nach Malitzsch versetzt man auch den 1230 vorkommenden Berthold von Malenz.

Im Jahre 1564 kam das Gut an die Marschall von Biebersteinische Familie und Niclas Marschall von Bieberstein war der erste Besitzer. Von dem Marschall von Bieberstein’schen Geschlechte acquirirte es 1612 Hiob von Kötteritz, durch welchen es an die von Brandenstein gekommen zu sein scheint. Die letzte Besitzerin, Frau Friederike von Brandenstein, verw. Oberst von Gablenz, starb hier am 27. Mai 1790, von welcher das Gut an die Familie von Reinhold, der auch Zettlitz bei Borna gehörte, überging. Der Hofrath von Reinhold überliess das Gut seinen beiden Söhnen dem Kriegsgerichtsrathe Jacob Christian von Reinhold und dem Legationsrath Jacob Karl von Reinhold. Letztrer vermachte die Güter der einzigen Tochter seines Bruders, der Frau Julia Kammerherrin von Metzrad und nach dem Tode ihres Gemahls, des Herrn Kammerherr Johann Ferdinand von Metzrad, übergab dieselbe es ihrem einzigen Sohne, dem jetzigen Herrn Kammerherrn Rudolph von Metzrad, der Hermsdorf mit Mahlitzsch und Nausslitz und dem Vorwerk Kobelsdorf, sowie Zettlitz bei Borna auch jetzt noch besitzt.

Herr Kriegsgerichtsrath Jacob Christian von Reinhold starb am 9. März 1820 und ruht, seinem Wunsche gemäss, im Lustgarten zu Hermsdorf.

Auf dem Berge, an den Hermsdorf sich anlehnt, liegt das vom Rittergute abgebaute Oertchen Neuhäusel, von wo aus man die schönsten Aussichten auf das Muldenthal geniesst. Die Mulde selbst fliesst nordwestwärts und nimmt im Gutssprengel ¼ Stunde von hier unterwärts den ranschützer, oberwärts den Kobelsdorfer Bach auf.

Die Lage selbst von Hermsdorf ist reizend und gehört durch die Verbindung der Güter Mahlitzsch und Nausslitz zu den wichtigeren Gütern Sachsens. Die starke Schäferei vom Gute ist in Kobelsdorf. Die ganze Umgegend von Hermsdorf ist anmuthig und fruchtbar. Das Obst, welches hier gebaut wird, gehört zu den edleren Obstarten.

Hermsdorf ist für Döbeln ein grosser Belustigungsort. Hierher werden die meisten Spaziergänge unternommen, und besonders auf dem hinter dem Gute auf dem Gebirgsabhange an der Mulde hinführenden sogenannten Schlangenwege, wo die Aussicht in das Muldenthal herrlich genannt werden muss. Von da aus geht dann der Weg weiter nach dem beliebten Mahlitzsch.

Hermsdorf ist aber auch von Kriegsdrangsalen nicht befreit geblieben. Im Jahre 1430 und 1450 hausten schrecklich hier die Hussiten unter Georg Podiebrad. Auch im Bruderkriege wurden die Einwohner von Hermsdorf in Angst und Schrecken gesetzt, und im dreissigjährigen Kriege erlitten die Einwohner grosse Plünderung und Brandschatzung. Im Jahre 1762 wurde sogar in der Nähe von Hermsdorf bei Döbeln eine Schlacht geschlagen. Prinz Heinrich von Preussen schlug die Oesterreicher unter dem Befehle des General Serbelloni, die dabei 28 Geschütze verloren und gegen 8000 Tode, Verwundete und Gefangene zählten. Diese Schlacht ist deshalb merkwürdig, weil diese Niederlage der Oesterreicher den Hubertusburger Frieden vom 15. Juli 1763 zur Folge hatte.

Hermsdorf ist mit Malitzsch, Kobelsdorf, Zschackewitz und Zweinig nach Döbeln eingepfarrt, wogegen das Gut Nausslitz in die Kirche nach Mochau gehört, eine der ältesten Ortschaften des Meissner Kreises.

Eingeschult ist Hermsdorf mit Kobelsdorf und Zweinig nach Oberranschütz, wo einst die Pest so fürchterlich grassirte, dass bis jetzt noch

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/176&oldid=- (Version vom 17.1.2018)