Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Dresdner Diöces gezählt. Seit 1820 steht dieselbe unter der Radeberger Inspection. Vor der Reformation soll die Kirche das Filial von Radeberg gewesen sein, dessen Probst manchmal durch seinen Kapellan hier habe Messe lesen lassen, daher auch der Name Frühmesse, den einige Felder führen.
Die Herren von Schönfeld liegen nach der Reihe, wie sie auf einander gefolgt sind, in hiesiger Kirche begraben.
Eingepfarrt ist das Oertchen Klein-Liegau, welches am Röderflusse liegt. Während der Badezeit im Augustusbade wohnen hier einzelne Personen und Familien und wandern früh in 8–10 Minuten durch den romantischen Tannengrund dem Bade zu, zu dessen Entdeckung die Feuersbrunst in Radeberg im Jahre 1714 die nächste Veranlassung gab. Der damalige Bürgermeister Seidel wollte zum Wiederaufbau der Stadt Kalkstein suchen und entdeckte dabei einen alten Stollen, wodurch die in den Rezessbüchern des Bergamts Glashütte sich findende Nachricht, dass von 1548–82 in hiesiger Gegend eine Vitriol- und Schwefelhütte gewesen, einigermassen bestätigt wurde. Ein hier hervorquellendes mineralisches Wasser wurde seit 1709 zum Baden benutzt und der aufgefundene Stollen, welchen man den Namen des „Sonnenglanzes“ beilegte, mit zwei Sälen überbaut. Anfangs wärmte man das Wasser unter der Erde und der Zudrang zu dem Bade war so gross, dass man sich aus Mangel an Vorrichtungen hölzerner Kasten bedienen musste. Die künstliche Wärme war von Vielen für eine natürliche gehalten worden. Nach der Kenntnissnahme von deren Erzeugung beschuldigte man Seideln einer Täuschung und war geneigt, auch an der mineralischen Beschaffenheit des Wassers zu zweifeln, bis der wirkliche Gehalt desselben durch Sachverständige erörtert wurde.
Das Bad kam besonders durch die Aufmerksamkeit, welche König August II. demselben schenkte, in grossen Ruf und der dankbare Unternehmer gab darum der Quelle den Namen des „Augustusbrunnen.“ Nach und nach hat man 6 Quellen von verschiedener Stärke entdeckt.
Am wirksamsten zeigt sich der Gebrauch dieses Bades gegen Krämpfe, Schwindel, reizbare Nervenschwäche, Bleichsucht, widernatürliche Schleimausflüsse, Schwäche der Blutgefässe und Krankheiten des Uterinsystems.
Hier im nahen Liegau wohnte mehre Jahre hindurch einzelne Monate lang der berüchtigte, später nach Amerika ausgewanderte Pastor Stephan aus Dresden und hierher folgten ihm seine Anhänger zu Anstellung nächtlicher Wanderungen und gemeinschaftlicher Mahlzeiten. Auch wohnte hier Dr. Marbach und von Beiden wurde hier gemeinschaftlich der Plan zur Auswanderung geschmiedet. Glücklicherweise sind Bewohner von Liegau dem Verführer nicht nachgefolgt.
Unterhalb Klein-Liegau beginnt bald das allbekannte sehr besuchte und interessante Seifersdorfer Thal mit seinen Mühlen, Pavillons, Strohhütten, Denkmälern, Brücken, anmuthigen, sehr schattigen Spaziergängen bald am rechten, bald am linken Ufer der Röder.
Man lebt hier in einer wahren Idyllenwelt und wird mit Freude an einen Besuch dieses Thales in den späteren Jahren zurückdenken, wo das Herz vor Freude und Wonne theils höher gehoben, theils zu frommer Andacht und guten Entschlüssen gestimmt worden ist.
Das jetzige Rittergut Lomnitz war früher und zwar bis zum Jahre 1632 ein Vorwerk von Wachau. Unter den nachfolgenden Besitzern von Wachau, den Herren von Oppel, wurde Lomnitz ein selbstständiges Rittergut. Die Kirche und die Schule von Lomnitz stehen unter der Inspection Dresden’s und der Collatur des Ritterguts.
Wachau und Lomnitz gehören jetzt zum Gerichtsamt Radeberg, zum Bezirksgericht – zur Amtshauptmannschaft – zum Regierungsbezirk Dresden.
Wachau hat 129 bewohnte Gebäude, 172 Familienhaushaltungen und 803 Einwohner. Die darunter befindlichen Hüfner, an Zahl 41, besitzen eine bedeutende Flur von mittelmässiger Güte.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/204&oldid=- (Version vom 17.1.2018)