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Oberstallmeister Johann Adolph Grafen von Brühl erbaut, welcher die landesherrliche Erlaubnissurkunde im Jahre 1741 einholte. Eingeweiht wurde dieselbe am 22. August 1722 durch den Oberhofprediger Dr. Marberger und bis zum Jahre 1788 fungirten hier auch besondere Hausprediger. In den letzteren Jahren wurde die Hauspredigerstelle in Zehista mit der Hospitalpredigerstelle in Pirna verbunden und der über diese Vereinigung abgeschlossene Vergleich zwischen der damaligen Gerichtsherrschaft zu Zehista, der verw. Generalin Gräfin von Cosel und dem Rathe zu Pirna von dem Kirchenrathe zu Dresden unterm 25. Februar 1788 confirmirt.

Der Cantor und Organist an dieser Hauskirche ist zugleich Lehrer an der Schule zu Zehista, welche die Kinder des Dorfes, sowie die von drei Viertheilen des Dorfes Goes und die vom Vorwerke zu Dohma zu besuchen haben und deren Zahl 50 in Zehista, 25 in Goes beträgt.

Vermöge besonderer Privilegien übten die ehemaligen Besitzer des Gutes, in Ansehung der ihnen zum Hausgottesdienste verstatteten Kapelle grösstentheils selbst eigene Consistorialrechte aus, nur standen sie unter des Kirchenraths Aufsicht.

In Zehista giebt es 4 ganze Bauergüter mit 5 Hufen Feldes, ein Posthaus, einen grossen Gasthof und übrigens nur Häuslerwohnungen, meist auf Ritterguts Grund und Boden stehend.

Der Ort selbst hat starken Obstbau, auch guten Ackerbau und schöne Viehzucht. Auch beschäftigen sich die Einwohner mit Strohflechterei und Steinbrechen.

Am nördlichen Ende des Ortes steigt der Kohlberg als das Vorgebirge zwischen der Seydewitz und der Gottleube an. Wenn dieser Berg, wie man vermuthet, einst feuerspeiend war, so ergoss sich der Lavastrom, den vorhandenen Spuren zu Folge, am wahrscheinlichsten nach der Gegend von Zehista.

Man hat hier eine Aussicht, wie sie selten wird anzutreffen sein. Eine Beleuchtung von der Morgensonne oder eine Vergoldung von der Abendsonne dieser Parthie versetzt den Beschauer in Staunen und Ehrfurcht.

Westlich von Zehista erhebt sich der Petrefactenberg auf der linken Seite der Elbe, welcher sich von Grossedlitz bis Krebs und Zehista eine halbe Stunde lang hinzieht. Dieser Berg hat seine Benennung von den vielen Versteinerungen, die sich darauf befinden.

Zehista, Krebs und das Schloss Grosssedlitz liegen auf dieser Höhe. Zehista hat, da die Strasse nach Teplitz durchführt, im Kriege vom Jahre 1813 ungemein gelitten, das Vieh ging fast gänzlich verloren und durch die Erndte vom Jahre 1816 war solches nicht sofort wieder zu ersetzen. In Meusslitz brannten alle Bauern und zwei Gärtner ab: polnische Uhlanen hatten das Feuer veranlasst. Die Plünderung war ausserordentlich und hier wurde sogar ein Einwohner erschossen.

Hier waren auch 3 Schiffbrücken geschlagen.

Auch das Vorwerk Dohma, welches nach Ottendorf eingepfarrt ist, hat viel Unglück und Noth schon im 30jährigen Kriege erfahren. Nachdem schon in den Jahren 1577 und 1582, sowie 1607 die Pest ihre Opfer gefordert hatte, brachte im Jahre 1639 die schwedische Belagerung Pirna’s über die ganze umliegende Gegend das sogen. Pirnaische Elend.

Zwei Cottaer Bauern nahmen dem Dohmer Richter das Vieh weg, welches er für die Soldaten treiben musste, und waren so die Veranlassung, dass dieser Mann in Pirna erschossen wurde.

Das Jahr 1813 brachte Dohma dasselbe Elend wie dem Orte Zehista.

Zehista gehört jetzt mit seinen 30 bewohnten Gebäuden, 114 Familienhaushaltungen und 337 Einwohnern zum Gerichtsamt- zum Bezirksgericht Pirna; zur Amtshauptmannschaft- zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/216&oldid=- (Version vom 17.1.2018)