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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/219

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diese Kriegsdrangsale ganz verarmt. Das ¾ Stunde östlich vom Orte entfernte Stroga, wobei früher ein Dorf stand, wurde gänzlich im dreissigjährigen Kriege zerstört und das Dorf nicht wieder aufgebaut. Am härtesten wurde aber Zabeltitz im Jahre 1808 durch Feuer heimgesucht, wo der ganze Ort mit Ausnahme der Kirche und des Schlosses ein Raub der Flammen wurde. Am meisten ist dabei zu beklagen, dass die alten über Zabeltitz vorhandenen guten alten Urkunden alle mit verbrannt sind.

Der Ort selbst erfreute sich in früheren Zeiten immer einer gewissen Auszeichnung und des Besuches vieler hochgestellter Personen und höchster Herrschaften.

Das Patronat über Kirche und Schule von Zabeltitz, sowie der übrigen Kirchorte der Herrschaft standen bis zum Jahre 1839 dem jedesmaligen Besitzer der letzteren zu.

Im Jahre 1839 wurde vom Kammerherrn von Weissenbach dieses Collaturrecht freiwillig an den Staat abgetreten und von dem königl. hohen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts übernommen.

Die Kirche zu Zabeltitz ist sehr alten Ursprungs und schon lange vor der Reformation in der Nähe des Schlosses erbaut gewesen. Dieselbe gab 3 Mark Bischofszins an das Bisthum zu Meissen. Nach der Reformation wurde diese erste alte Kirche im Jahre 1580 von Grund aus von dem damaligen Besitzer der Herrschaft, vom Nickel Pflugk und seiner Gemahlin, einer geborenen von Schönberg auf Purschenstein, erbaut. Ehe der Bau vollendet wurde, starb der edle Erbauer derselben, seine Gemahlin vollendete den Bau und schmückte die Kirche durch ein höchst schmuckvolles, aus pirnaischem Sandstein äusserst künstlich gearbeitetes Epitaphium ihres Gatten, welches heute noch nach Form, Kunst und Inhalt eine Zierde der Kirche und ein Gegenstand der Bewunderung ist. Der Bildhauer ist unbekannt, hat aber sich mit der Namenschiffre C. W. 1582 bemerkt.

Im Jahre 1839 wurde auch diese zweite Kirche wieder erneut und am Reformationsjubiläum 1839 eingeweiht. Sie ist jetzt eine der schönsten Dorfkirchen hiesiger Ephorie.

Die Kräfte der Gemeinde hätten zu diesem Neubau nicht ausgereicht, wenn nicht von der gegenwärtigen Gerichtsherrschaft und vielen andern milden Gebern das Werk unterstützt worden wäre.

Das Filial von Zabeltitz ist das eine halbe Stunde entfernte Görzig, bekannt durch die nahe an der Röder von Menschenhänden erbaute Anhöhe, der Burgwall genannt, von dem die Sage geht, dass hier ein Opferplatz der heidnischen Vorfahren gewesen sei.

Die Kinder von Görzig sind nach Zabeltitz eingeschult, wie auch die der Gemeinde Treugeböhla und des Vorwerks Stroga.

Die Zahl der Schulkinder beträgt im Ganzen 150.

Das zur Herrschaft gehörige Peritz hat seine eigene Kirche, wovon Wülknitz das Filial ist. Auch Streumen besitzt eine besondere Kirche, welche im Jahre 1401 erbaut ist. Eingepfarrt dahin ist Mark-Seidlitz.

Ebenso hat Niska eine Mutterkirche und Cröbeln-Mühldorf ist dahin eingepfarrt, wohingegen Lautendorf nach Frauenhain eingekircht ist.

Der Boden in dieser ganzen Herrschaft ist mittelmässig, es wird Korn, Gerste, Hafer, Haidekorn, etwas Sommerwaizen und viel Hirsen erbaut.

Der sogenannte Zabeltitzer Kiesel, vulgo Diamanten genannt, wird nicht auf Zabeltitzer, sondern auf Strogaer Flur gefunden. Man schleift diese Steine, die ein schönes Muster haben und häufig zu Ringen genommen werden.

Die grosse schöne Eiche, unter welcher Churfürst Christian seine Morgenandacht gehalten und an welcher mehr als drei Jahrhunderte vorübergegangen, ist leider nicht mehr, vor einigen Jahren war sie, ohne eine äussere Veranlassung in sich selbst zusammengebrochen.

Zabeltitz hat 83 bewohnte Gebäude mit 131 Familienhaushaltungen und 621 Einwohnern. Die ganze Herrschaft gehört jetzt zum Gerichtsamte Grossenhain, zum Bezirksgericht und zur Amtshauptmannschaft Meissen, zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/219&oldid=- (Version vom 17.1.2018)