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desselben liegen 316 Scheffel auf Gottleubaer Flur und andere Stücke auf den frühern Hammergütern Cratza und Fichte, welche mit Ottendorf combinirt sind.

Ausserdem gehört zum Gute eine Mühle, eine grosse Ziegelei und ein Kalkofen.

Ausserdem war noch vor Einführung der neuen Gerichtsorganisation das Dorf Nenntmannsdorf, dessen Felder zu den besten der hiesigen Gegend gerechnet worden, ein schriftsässiger Ort von Ottendorf.

Nenntmannsdorf ist geschichtlich merkwürdig geworden durch das Jahr 1813.

In der Nähe des Gasthofes „der Laurich“ genannt, welcher nahe über den obersten Häusern des Dorfes an der Strasse von Dresden und Pirna nach Liebstadt zu liegt und zu Weesenstein gehört, kam es im gedachten Jahre zu einem bedeutendem Gefechte zwischen Russen und Franzosen, wobei über 100 der letzteren ihren Tod in den dasigen Kalkbrüchen fanden.

Dabei kommen wir auf die in hiesiger Gegend liegenden Kalksteinbrüche zu sprechen, welche den Gärtnern und Häuslern hier reichliche Nahrung gewähren.

Aus diesen Brüchen wird in die ganze Umgegend viel Kalk als Dünger geliefert. Die vielen Kalköfen liefern viel Kalk nach Pirna und an die Elbe zum weitern Verschaffen.

Ueberhaupt kann man nicht anders sagen, als dass sich die Einwohner von Ottendorf und Nenntmannsdorf gut nähren und in Wohlstand befinden. Ackerbau und Viehzucht werden sehr gut und vortheilhaft betrieben. Die Viehzucht vorzüglich wird durch die schöne Gräserei ungemein begünstigt.

Weizen und Roggen gerathen besonders. Der Obstbau ist gut zu nennen und früher wurde sogar Wein erzielt.

Der Besitzer von Ottendorf ist auch Collator über dasige Kirche und Schule, worüber die Inspection der Superintentur Pirna zusteht. In die Kirche zu Ottendorf sind die Dörfer Dohma, Nieder- und Obergersdorf eingepfarrt.

Im 14. Jahrhundert gehörte die hiesige Kirche unter das Meissner Archidiaconat und den Sedes Pirna.

Um Kirche und Schule haben sich vorzüglich durch milde Stiftungen und andere grosse reiche Gaben die Familien von Lindenau und von Carlowitz verdient gemacht und sich ein dankbares Andenken gesichert.

Um noch ein Mal auf das schon erwähnte Kalksteingebirge, oder wie sie auch sonst genannt werden, auf die Maxner Marmorgebirge zurückzukommen, so sind dieselben in hiesiger Gegend namentlich zwischen den Dörfern Gersdorf, Borna, Nenntmannsdorf und besonders Maxen in horizontalen Lagern von verschiedener Stärke aufgesetzt.

Das Gestein ist grauweiss und von gelbgemischter bläulicher Farbe, bald mehr, bald weniger feinkörnig. Der Werth dieses Gesteins wird noch durch seine angenehme weiss und gelbgemischten bläulichen, verschiedentlich eingesprengten Farben erhöhet.

Im Anfange des 18. Jahrhunderts wurde der sogenannte Marmor hiesiger Gegend stark verführt.

Früher waren die Steinbrecher und Tagelöhner; in späterer Zeit ist die ganze Arbeit auf bergmännschen Fusse eingeführt worden.

Die Höhe im Norden von Ottendorf gewährt eine herrliche Aussicht in das schöne Elbthal, die reiche Abwechselungen und interessante Punkte von der Ferne dem Beschauer bietet. Jeder Ort, jeder Platz, den das Auge erspähet, entzücket die Jugend sowohl wie das Alter, welches letztre dabei noch in reichen Erinnerungen schwelgt und deshalb doppelt geniesst.

Ottendorf an sich ist kein bedeutender Ort, da es nur 50 Häuser mit 399 Einwohnern zählt, worunter sich 1 Mühle, eine Schänke und eine Schmiedewerkstelle befinden; aber alle Bewohner sind fleissig und betriebsam und befinden sich in einem gewissen Wohlstand.

Seit der Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehört Schloss und Dorf Ottendorf zum Gerichtsamt Pirna, Cratza mit Bärenhau und Fichte mit Höllendorf ist dem Gerichtsamte Gottleube zugetheilt.

M. G.     




Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/288&oldid=- (Version vom 17.1.2018)