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Dieses Weinbergsland wurde im Jahre 1839 in gewöhnliches Ackerfeld verwandelt, im Frühlinge das Winzerhaus mit den Nebengebäuden abgetragen und die darunter befindliche Kellerei eingerissen.

Der früheren Gerichtsbarkeit von Stauchitz war das Dorf Stauchitz, ein Theil von Arntitz, ein Theil von Clanschütz und ein Theil von Binnewitz unterworfen. In älterer Zeit gehörten auch die Dörfer Ottowich und Glaucha dazu, wurden aber bei einer brüderlichen Theilung zu Noschkowitz geschlagen.

Wegen der im Jahre 1725 nach Hubertusburg angelegten Poststrasse ward das bisher in Seerhausen befindliche Postamt im Jahre 1726 nach Stauchitz verlegt und zwar in das massive Haus, welches Rudolph August von Lüttichau eigends dazu erbaut hatte. Im Jahre 1816 ward es aber nach Klappendorf transferirt, wohin am 20. September das ganze Postwesen abging.

Nachdem Herr Heinrich Ludwig von Zehmen die alte Schänke im Jahre 1821 erkauft hatte, so legte er die Gast- und Schänkgerechtigkeit in das erledigte sonstige Posthaus und dessen jüngster Sohn, der Rittmeister Georg Christian Ludwig von Zehmen verkaufte dasselbe 1827 an den damaligen Pachter. Von nun an führte es den Namen: Gasthaus zur alten Post. Von demselben Herrn von Zehmen wurde auch die alte Schänke an einen gewissen Lehmann verkauft. Das Gemeindehaus ward von der Gemeinde 1838 ebenfalls verkauft und das alleinige Eigenthum eines Privaten.

Das Dorf besteht aus 44 Häusern, worunter ein Gasthof und eine Schmiede, auch eine Mahl-, Schneide- und Oelmühle an der von der Fahrenbach abgeleiteten Mühlgraben, aus einem Halbhufengute und neun Gärtnergütern.

Die Hausbesitzer und ihre Miethbewohner sind theils Handarbeiter, theils Handwerker, namentlich Maurer und Zimmerleute.

Stauchitz ist nach Staucha eingekircht, wie wir dies schon bei der Beschreibung des letztern Ortes näher erwähnt haben.

In früherer Zeit, und zwar bis zum Jahre 1670, hatte Stauchitz auch keine eigene Schule, sondern die Kinder gingen nach dem nahen Blosswitz in die Schule.

Allein bald nachher kam eine sogenannte Wandelschule in den Gang, welche bis 1824 fortdauerte, wo dann auf Veranlassung und durch Unterstützung des Gerichtsherrn, Heinrich Ludwig von Zehmen ein besonderes Schulhaus an die alte Poststrasse erbaut wurde, dessen feierliche Einweihung am 19. October des genannten Jahres erfolgte.

Zu diesem Baue erhielt die Gemeinde 60 Thaler von dem damaligen hohen Ober-Consistorium. Seit 1835 bildet Stauchitz einen eignen Schulbezirk, an welchen sich nur das nach Jahna eingepfarrte Dorf Raitzen angeschlossen hat.

Collator über die Schule ist die dasige Gerichtsherrschaft. Möge die Vorsehung lange noch in alle Zeiten über das Zehmensche Haus walten, welches um Mit- und Nachwelt sich stets unsägliche Verdienste erworben hat.

Stauchitz gehört jetzt zum Gerichtsamte Oschatz.

(M. G.)     




Niederrödern.


Der Ort zerfällt eigentlich in Oberrödern und Niederrödern und dehnt sich nordwärts bis eine Stunde von Radeburg am Flusse hinab, welcher hier zwei Mühlen treibt.

Das Rittergut befindet sich in Niederrödern und hat der Ort seinen Namen von dem Flusse der Röder genannt erhalten.

Die Annahme, dass Rödern in frühern Zeiten, nebst Hohnstein, Lohmen, Radeburg und Radeberg und Hain eine eigne Grafschaft ausgemacht haben soll mit dem Namen comitatus Redariensis ist blosses Phantom.

Niederrödern hatte von früher her seine eigenen Dynasten, die von dem Orte ihren Namen entlehnten. Noch 1313 existirte Conrad von Rödern. Als Besitzer dieses Gutes erscheinen aber noch im 14. Jahrhundert die Herren von Rechenberg, von welchem es an das Geschlecht derer von Petzschwitz kam. Ein Herr von Petzschwitz besass das Gut schon 1490.

Diese Familie behauptete Niederrödern bis 1573. Gegen Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir den Ritter und Staatsmann Otto von Starschedel als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Niederrödern.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/299&oldid=- (Version vom 17.1.2018)