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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/357

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Tharandt


auch Thorandt und Tarant von seinem merkwürdigen Bergschlosse so genannt.

Die Ruinen dieses alten Bergschlosses deuten auf ein graues Alterthum, und auf alle Fälle ist der erste Grundstein zu dieser Veste von den Böhmen schon gelegt worden.

Am Anfange des Tharandter Waldes, von den Wellen der wilden Weisseritz bespielt, zwischen Freiberg und Dresden, (von ersterer Stadt 5 Stunden von letzterer 3 Stunden entfernt), steht das verwitterte Gebäu einer längst geschiedenen Vorzeit und mahnt an das Vergängliche alles Irdischen.

Dieses alte Schloss ist älter wie Dresden, und kommt schon im Jahre 1190 vor, wo es in Feuer aufging. Dabei, so erzählt die Sage, flog die hier aufbewahrte heilige Georgenfahne, die im Kriege wider die Sarazenen viele Wunder gethan, und welche Ludwig der Fromme im Jahre 1188 vor Akkon selbst in seiner Hand siegend geschwungen hatte, während des Brandes vor Aller Augen unversehrt zum Fenster hinaus, und Niemand konnte angeben, wo sie hingekommen war.

Wer damals die Burg wieder erbauen liess, ist nicht bekannt. Denn bis zum Jahre 1218 fehlen uns alle Nachrichten über Tharandt. Um diese Zeit war das Schloss im Besitz des Markgrafen Dietrich von Meissen, welcher bekanntlich das traurige Schicksal hatte, von seinem eignen Bruder, Albrecht dem Stolzen, hier überfallen zu werden.

Er merkte bald, dass er sich für die Dauer nicht würde halten können, und suchte und fand Hülfe bei dem Landgrafen Herrmann von Thüringen; zugleich musste er sich aber entschliessen, dessen zwar reiche, aber hässliche Tochter Jutta zu ehelichen, welcher er auch die ansehnlichsten Plätze im Markgrafthum Meissen, zu dessen Besitze er endlich nach seines Bruders Tode gelangt war, zum Unterpfande zu verschreiben, gezwungen war. Darunter befand sich auch die Burg Tharandt.

Nach dem Tode desselben, im Jahre 1220, eilte Jutta, damit ihr Bruder, Landgraf Ludwig von Thüringen, die Sache nicht rückgängig machen möchte, zu einer Vermählung mit dem Grafen Poppo von Henneberg.

Sie war darauf bedacht, ihrem neuen Gemahl auch die ganzen Meissnischen Lande zuzuwenden, doch ihr Bruder duldete es nicht, sondern bekriegte sie, eroberte mehrere feste Plätze, wozu auch Tharandt gehörte, und zwar am Tage vor Ostern im Jahre 1233; einige Tage später zerstörte er die Burg Priessnitz, wo jene sich aufhielten, und vertrieb beide aus den Meissnischen Landen.

Ihr Sohn Heinrich der Erlauchte übernahm nun 10 Jahr alt, die Regierung und erwarb sich bald durch Freigebigkeit gegen Kirchen und Klöster den Namen eines Heiligen, wie ja auch seine Gemahlin Elisabeth 1235 vom Papst Gregor IX. zu einer Heiligen erhoben wurde.

Dieser Heinrich hielt sich oft in Tharandt auf, machte viele Schenkungen und liess Urkunden hierüber ausfertigen.

Unter vielen Stiftungen ist die vom Jahre 1255 merkwürdig, nach welcher dem Hospitale des heiligen Johannes zu Freiberg das Schrotamt, womit bisher 3 Vögte daselbst beliehen waren, geschenkt wurde. Eine andere Urkunde von demselben Jahre bestätigt den Bürgern zu Freiberg ihr Privilegium und ordnet zugleich ein eignes Berggericht daselbst an, das später unter dem Namen „der Bergschöppenstuhl“ vorkommt.

Im Jahre 1260 theilte Heinrich sein Markgrafenthum unter seine beiden Söhne Albert und Dietrich und behielt für sich die Lausitz. Von dieser Zeit an kam er selten noch nach Tharandt. Nach dem Tode seiner zweiten Gemahlin Agnes, Tochter des böhmischen Königs Prinislaus Ottokar I., welche zu Altzelle begraben liegt, kam Heinrich wieder eine Zeit lang nach Tharandt und stiftete, zum Seelenheile seiner Agnes, eine jährliche Rente an das Johannishospital zu Freiberg. Diese Urkunde ist vom Jahre 1271, und 1276 machte er diesem Hospitale die Salzgerechtigkeit zum Geschenk, welche zuvor ein Freiberger Bürger von dem Markgrafen zum Lehn besessen hatte.

Die letzte Urkunde Heinrichs ist vom Jahre 1277, welche eine Schenkung an das Kloster Dobriluck enthält, zum Seelenheil seiner verstorbenen Agnes. Er starb 1287 zu Dresden und liegt in Altzelle begraben.

Sein Sohn, Friedrich der Kleine, verkaufte die Pflege Dresden;

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/357&oldid=- (Version vom 3.6.2018)