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Das Dorf hat über 200 Einwohner, die dem Gerichtsamte Oschatz unterworfen sind.

Jessen, mit Vorder- und Hinter-Jessen, ist jetzt mit dem 2 Stunden von Pillnitz liegenden Rittergut Schönfeld combinirt. Zum Schatullengute wurde Schönfeld im Jahre 1787 erhoben, wo der Churfürst es von den Erben der Familien von Callenberg, Lüttichau und Solms aus seiner Schatulle an sich kaufte und damit zugleich die Rittergüter Graupa, Jessen und Praschwitz vereinte.

Unter der Familie von Friesen, die ebenfalls Schönfeld und Jessen besass, war das letztere noch ein selbstständiges Gut.

Jetzt heisst es Schönfeld mit Jessen’schen Theil und damit die Dörfer Vorder-Jessen, Hinter-Jessen eingeschlossen, die Dietz- und Grundmühle, Wünschendorf, Bonnewitz und Birkwitz.

Die Familie von Friesen und deren Nachkommen, wozu auch der Kammerherr von Friesen auf Rötha gehört, haben die Güter über 100 Jahre besessen.

Siehe übrigens den ganzen Artikel Schönfeld bei Pirna oder Pillnitz nach.

Jessenitz, 1⅝ Stunde von Döbeln mit Rittmitz, Döschütz, Mockritz rainend in fruchtbarer, anmuthiger zum Theil bewachsener Hügelgegend.

Jessenitz gehörte im 15ten Jahrhundert zur Meissner Amtssudpanie Schweta und gehörte schon in diesem Jahrhundert noch denen von Marschall, im 17ten Säculo kam es an den Hauptmann von Alnpeck.

Es wurde mit einem Ritterpferd verdient und hatte als amtssässiges Gut Antheil an Nieder-Zschörnewitz.

Später wurde es ein Beigut von Mockritz und ist es geblieben. Siehe deshalb das Nähere unter Mockritz.

Kalkreuth, 1¾ Stunde ostsüdöstlich von Grossenhain in seichter, reicher Wiesen-Gegend.

Kalkreuth wurde im Anfang des 13ten Jahrhunderts der Sitz eines Rittergeschlechts, welches seinen Namen von dem Orte entlehnt.

Unter den Rittern, welche gegen den Mainzer Landgrafen Ludwig den Heiligen als Vormund Heinrichs des Erlauchten auf Anrathen seiner Schwester Jutta mit zur Fehde aufbrachen, befanden sich auch die von Kalkreuth und Seusslitz, deren Schlösser wegen ihrer Auflehnung bei der Zurückkunft Ludwigs aus Italien zerstört wurden und Kalkreuth als ein festes Schloss konnte erst nach längerer Belagerung genommen werden. Dies geschah im Jahre 1223.

Das Gut blieb dann immer noch in der Verwandtschaft der Herren von Kalkreuth und vererbte endlich auf den Meissner Domprobst D. Georg von Kommerstädt, welcher für Sachsen sich ein bleibendes Denkmal erworben hat.

Denn in Vereinigung mit seinen treuen Freunden und Gesinnungsgenossen Ernst von Miltitz und Johann Rivius erreichte er, dass die Reichthümer der zu seiner Zeit aufgehobenen Klöster grösstentheils zu Bildungsanstalten verwendet werden durften.

Ihm verdankt Leipzig die Universität den grössten Theil ihrer Einkünfte und ihm ist die Gründung der Fürstenschulen allein zuzuschreiben.

Als Gesandter am Kaiserhofe benutzte er seine Stellung in sofern, als er Moritzen vormachte: Kaiser Karl V. sei über Nichts so verdriesslich, als über die willkührliche Wirthschaft mit den Klostergütern.

Moritz lag vor Allem an der Gunst des Kaisers und lies sich so Etwas nicht vergebens sagen.

Kommerstädt ist von Kalkreuth, wo er erblos starb, nach Merseburg in den Dom beerdigt worden.

Das Gut wurde später zu einem königl. Kammergute erhoben und August I. verlegte im Jahre 1722 die sonst bei Plauen befindliche gewesene Falkenei, die aber bald wieder eingegangen ist.

Die vererbte Fasanenwärterwohnung wird heute noch gezeigt.

Auf dem Kammergute ist jetzt eine prächtige Viehzucht und zum Gute gehört noch das Vorwerk Biberrach.

Die in Preussen lebenden Grafen von Kalkreuth gehören der Familie an, die von dem besprochenen Orte stammen.

Der Ort selbst gehört jetzt zum Gerichtsamt Grossenhain.

Köttwitz bei Pirna, ⅜ Stunde südsüdöstlich von Dohna, 1⅛ Stunde von Pirna mit Meusegast, Krebs und Grosssedlitz rainend in einem herrlichen Grunde.

Das dasige Rittergut war vor der Reformation Klostergut, nach der Reformation war Jacob von Horstall Besitzer, dann kam es an Hans von Pauschwitz, von welchem es die Grafen von Bünau acquirirten. Dann fiel es in die Hände der Familie Buchner und von dieser in die der Herren von Löben.

Zu Anfang des 18ten Jahrhunderts war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr der pirnaische Superintendent D. J. Dav. Schwerdtner, von dem es wieder an einen Rudolph von Bünau auf Weesenstein kam, welche es der Mehnert’schen Familie überlies.

Seit 1837 besitzt es die Familie Bartzsch.

Das Rittergut hat neue, schöne Gebäude, worunter das Herrenhaus besonders sich auszeichnet.

Die Wirthschaft ist nutzbar und belohnend. Das eine der hiesigen 2 Bauergüter wurde zum Rittergute gekauft, wodurch dasselbe an Areal einen guten Gewinn machte.

Der Obstbau, der zum Gute gehört, ist ausgezeichnet zu nennen und im Orte selbst wird stark schon die Strohflechterei getrieben.

Der Ort ist nach Dohna eingepfarrt, wohin auch

Meusegast

in die Kirche geht.

Ober- und Nieder-Meusegast war sehr lange der Rittersitz der von Körbitz, welche den Sturz der Burggrafen von Dohna herbeiführten.

Im Jahre 1513 hatten es 3 Brüder Melchior, Friedrich und Georg von Körbitz im Besitz und von diesen kaufte es Rudolph von Bünau, wodurch Meusegast mit Burkhardtswalde und Wesenstein zu einer Herrschaft vereinigt wurden, nachher an die Baron Uckermann’sche Familie kam und 1830 von Sr. Majestät den König Anton mit gekauft wurde.

Beide Dörfer bilden eine Gemeinde und bestehen aus 13 Gütern und mehrern Häuslern im Ganzen aus 200 Bewohnern, die dem Gerichtsamte Pirna unterworfen sind.

Grosshainchen, auch Grosshähnchen genannt, wendisch Wulke Wohssyk.

Die östliche Seite des Dorfes hat das Rittergut, welches zum Meissner Kreis gehört. Das ganze Dorf liegt aber in einer schönen Senkung und ist seit dem Brande 1831 neu erbaut und liegt zwischen Kleinhähnchen, Jedlitz, Neraditz und Auschkowitz.

Der Rittersitz war 1460 in den Händen des Oswald von der Oelsnitz, welche von Bischof Johann damit belieben wurde.

Im Jahre 1498 erhielten es Nikol von Taubenheim und seine Söhne in Lehn.

Dann kam es 1540 an den Rath zu Bischofswerda, welchem nachgelassen wurde, 3 Bauergüter daraus zu bilden. Der Verkauf derselben an die Gebrüder Jentzsch ging später wieder zurück und dem Rathe wurde im Jahre 1543 das Gut wieder überlassen.

Später verkaufte der Rath von Bischofswerda Grosshähnchen und 1713 besass das Gut Friedrich von Heldreich.

Im Jahre 1740 erkaufte es Johann Matthes Petzschke, welcher es seinem Sohne Johann Petzschke überlies. Aber im Jahre 1793 finden wir nicht mehr diese Familie, sondern Erb-, Lehn- und Gerichtsherr ist Johann Mucke, welcher der Schwiegersohn von Petzschke war und 1819 übernahm es der Sohn von Johann Mucke, bei welcher Familie das Gut sich jetzt noch befindet.

Das Gut hält 38 Acker, 48 Quadrat-R. und ist mit 1144 Steuereinheiten belegt, steht mit 1800 Thlr. in der Brandkasse und hat 34 Parzellen mit 4 massiven Gebäuden. Ein Wappen ziert die Hausthüre, welches nach dem frühern Gerichtssiegel angefertigt worden ist.

Die Einwohner sind eigentlich nach Gödau eingepfarrt, halten sich aber nach Uhyst.

Die Einwohner, deren Zahl sich auf 100 beläuft, sind dem Gerichtsamte Bischofswerda zugetheilt.

Grubnitz, liegt 1⅞ Stunde von Oschatz, 1⅛ Stunde südwestlich von Riesa, 2 Stunden nordwestlich von Lommatzsch zwischen Ragewitz, Blosswitz und Stösitz, in einer üppigen Aue.

Bis zum Jahre 1464 war das hiesige Rittergut nur ein Vorwerk und Freigut und war Zubehör von Ragewitz, welches Georg von Schleinitz auf Seerhausen in Lehn nahm. Derselbe lies Grubnitz zu einem Rittergut erheben und 1552 schon war dasselbe schriftsässig, wozu 265 Scheffel Acker, 27 Scheffel Wiesen, 6 Scheffel Holz gehörten. An Zinsen, Gefällen und Nutzungen der niedern Jagd waren 278 Thlr. berechnet.

Das Freigut besass schon 1261 ein Rüdiger von Schachowe oder Zschochau. Dann folgten die Herren von Schleinitz, welche Grubnitz mit Ragewitz combinirten, so dass von dieser Zeit an beide Güter dieselben Besitzer hatte. Siehe deshalb Ragewitz, wo die weitere Aufklärung über beide Güter zu finden sein wird.

Das Rittergut Grubnitz hat ein schönes, grosses, massives Herrenhaus, Brauerei und Brandweinbrennerei und ein Malzhaus. Eingepfarrt ist der Ort nach Blosswitz.

Die Einwohner haben eine Seelenzahl von 200, die in einigen 20 Häusern leben und dem Gerichtsamte Riesa unterworfen sind.

Grünberg, am linken Ufer der hier in grossen Bogen fliessenden Röder, 1½ Stunde von Radeberg in einem engen, schönen Thale, nahe unter den Seifersdorfer Parkanlagen und noch näher oberhalb des Hermsdorfer Gartens.

Das hiesige Rittergut war mit einem Ritterpferde belastet und besass noch im Anfange des 17ten Jahrhunderts Johann von Schönberg, 1741 Graf Adam Friedrich von Flemming, 1819 der Amtshauptmann Burggraf und Graf zu Dohna, 1827 ein Herr von Heinitz.

Burggraf und Graf zu Dohna lies im Jahre 1804 auf dem dasigen Schlosse eine Industrie-Schule errichten, worinnen gegen 40 Bauerkinder des Dorfes und auch zum Theil der Dörfer Hermsdorf und Lausa in nützlichen Handarbeiten unterwiesen werden.

Den Mädchen lehrt man Stricken und Spinnen, den Knaben Korbflechten. Sie werden dabei vom Pfarrer des Orts, der die ganze Anstalt leitet, unterrichtet in der Naturgeschichte und der Religion.

Die Schäferei des Gutes kommt der Hermsdorfer gleich. Der Ort selbst hat 2 Mühlen und ein Wirthshaus.

Ueber die dasige Kirche und Schule übt der dasige Rittergutsbesitzer die Collatur; eingepfarrt sind die Dörfer Diensdorf und Cunnersdorf, welche auch schriftsässig zu dem Rittergute Grünberg gehörten.

Die 150 Einwohner sind dem Gerichtsamte Radeberg unterworfen.

Günthersdorf liegt 2 Stunden von Bischofswerda, 2½ Stunde von Bautzen, unweit der Strasse nach Stolpen und Neustadt, am linken Ufer des Gödauer Baches nahe bei Gross- und Kleingaussig.

Das kleine Rittergut gehört zu den gräfl. Schall-Riaucourschen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/367&oldid=- (Version vom 24.3.2018)