Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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Oberalbertsdorf vereinigt wurde, verkaufte man die Diakonatswohnung sammt einem Garten, und überliess den andern Garten dem Pfarrer. Das Patronatsrecht über Pfarre, Capellanei und Schule übte bis zum Jahre 1645 der Landesherr, worauf es dem Obersten Carl von Bose auf Schweinsburg statt der Collatur über Lauenhain und Gablenz zufiel, und auch seit jener Zeit den Besitzern Schweinsburgs verblieb.
Das Gotteshaus zu Neukirchen hat seit seiner Erbauung mancherlei Veränderungen erfahren. Es gehört zu den mittelmässigen Kirchen und bedarf noch jetzt sehr häufiger Reparaturen. In der Kirche befinden sich Capellen der Rittergüter Schweinsburg, Schiedel, Bosenhof und Carthause nebst einigen nicht bemerkenswerthen Denkmälern. Die Pfarrwohnung brannte am 26. Mai 1724 nebst den Wirthschaftsgebäuden bis auf den Grund ab und zwar durch die Bosheit der Pfarrmagd, welche dem Verlangen nicht widerstehen konnte eine Feuersbrunst zu sehen. Sie wurde in Crimmtzschau enthauptet und verbrannt. Die Schulwohnung ist 1804 neu erbaut worden.
Gablenz liegt, kaum eine halbe Stunde von Crimmitzschau und drei Stunden von Zwickau entfernt, an der Crimmitzschau-Glauchaer Strasse in ziemlich fruchtbarer hügelreicher Gegend. Das Dorf, dessen Fluren mit Leitelshain, Crimmitzschau, Waldsachsen, Denheritz, Lauenhain und Ungewiss rainen, zieht sich an einem kaum merklichen Bächlein in westlicher Richtung über tausend Schritte nach dem freundlichen Thale der Gablenz herunter, die in Harthau aus zwei in einanderfliessenden Bächen entstehend Lauenhain durchrinnt und bei Ungewiss eine nordwestliche Richtung einschlagend in der Nähe von Leitelshain in die Pleisse fällt. Gablenz ist nach einem im Jahre 1821 stattgefundenen starken Brande neu und hübsch aufgebaut worden und besteht aus einem bedeutenden Rittergute mit trefflichen Gebäuden, schönem Garten, starker Schäferei, Brennerei und Ziegelei, sowie zwanzig Bauergütern, zwölf Gartennahrungen und dreissig Häusern. Nach der neusten Zählung bewohnen Gablenz vierhundert und achtzehn Personen. Das eine der beiden Thäler, in welchem der Ort sich hinstreckt mündet in ein anderes, welches von Süden nach Norden läuft und das Paradies genannt wird. Bei Frankenhausen verbindet sich das Paradies mit dem Pleissenthale.
Das schöne grosse Rittergut Gablenz, welches ausser der Hälfte von Gablenz das ganze Dorf Ungewiss und Antheile von Seiffertitz, Denheritz, Harthau, Leitelshain, Frankenhausen, Waldsachsen und Thonhausen besitzt, ist der Stammsitz des alten ritterlichen Geschlechts der Herren von der Gablenz, welches bereits schon im zwölften Jahrhundert auf dem hiesigen Schlosse hauste. Ein altes im Crimmitzschauer Rathsarchive befindliches Familienbuch erzählt dass schon 930 ein Junker des Geschlechts „von der Gabel“ mit Schild und Helm begraben worden sei, worauf Herr Magwitz von Schönburg auf Crimmitzschau dessen Güter, mit Erlaubniss des Papstes und Kaisers, zu einem geistlichen Lehn gemacht, solches St. Georgs Capelle genannt und einem Priester verliehen habe, der darin wöchentlich zwei Messen zu lesen verpflichtet war. Gottschalk von Gablenz wird 1117 erwähnt und 1254 Herrmann von Gabelenz. Erich von Gabelenz, Heinrich von Cowitz und Hermann von Oelsen waren 1305 Burgmänner auf dem Schlosse Schweinsburg, deren Güter ihnen Herrmann von Schönburg unter der Bedingung in Lehn gegeben hatte, dass sie auf sein Verlangen die Schweinsburg besetzen und vertheidigen halfen. Genannter Erich von Gabelenz unterzeichnete in demselben Jahre eine Urkunde, worin Friedrich von Schönburg dem Kloster Frankenhausen sein Patronatsrecht über die Pfarre zu Zschernitzsch abtritt. Henze von Gabelenz‚ Voigt auf dem Schlosse Schweinsburg war 1360 Zeuge bei einer Verhandlung zwischen Hermann von Schönburg und demselben Kloster, und Heinrich von Gabelenz nebst seiner Hausfrau Anna verkauften vier Viertel Lehn Feld und einen Garten am Rudelswaldaer Wege, davon man jährlich ein Schock guter neuer Creuziger Groschen Freiberger Münze zinsete zu einer ewigen Messe im heiligen Kreuz zu Crimmitzschau den Altarleuten Friedrich Scheidebach und Nickel Hertel für elf Schock neuer Creuziger Groschen Freiberger Münze. Hans von Gabelenz wird 1436 genannt und Heinrich von Gabelenz 1465, dessen Söhne Hans und Georg von Gabelenz 1486 auch Wendischleube besassen. Da die Herren von Gablenz auf Gablenz und Ungewiss abwechselnd mit den Herren von Stange das Vikariat des Altenburger Burggrafenthums versahen so erhielt 1529 Georg von Gablenz deshalb einen Schadenersatz. Bei der Befreiung Markgraf Friedrichs mit der gebissenen Wange aus der Gefangenschaft befand sich unter seinen Rettern auch ein Georg von der Gabelenz auf Ungewiss und Gabelenz, dessen Sohn, Albrecht, Abt zu Altenburg das Kloster Pforte reichlich dotirte, später aber aus dem geistlichen Stande schied und sich verheirathete. Dasselbe thaten seine Söhne, Christoph von Gabelenz Domherr zu Mainz und Hans von Gabelenz Ritter des deutschen Ordens. Des Letzteren Sohn war Schlosshauptmann zu Altenburg, dessen Sohn Dietrich von Gablenz 1397 als Dekan des Pleissnerlandes genannt wird. Um diese Zeit war das Gut Gablenz an einen Ritter von Grunenberg verpfändet.
Im Jahre 1533 kam Gablenz von Georg von Gabelenz an Heinrich von
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/062&oldid=- (Version vom 9.5.2017)