Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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das Bergwerk „Gott wird helfen“ und die geistlichen Gebäude. Die Anzahl sämmtlicher Einwohner beträgt ziemlich zweitausend Köpfe, wovon etwa elfhundert auf Ober-Langenau und neunhundert auf Nieder-Langenau zu rechnen sind, die sich mit Ausnahme von vierhundert Bergleuten und einigen Handwerkern durchgängig mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigen.
Wie schon erwähnt, hat Langenau seinen Namen von der anmuthigen Aue erhalten in welcher es erbaut wurde, ist also offenbar deutschen Ursprungs, und wahrscheinlich im zwölften Jahrhundert entstanden, wo aus Böhmen und Franken viele Deutsche in das jetzige Erzgebirge einwanderten, weil die Entdeckung reicher Silberadern daselbst lohnende Beschäftigung versprach. In früherer Zeit befand sich in Langenau nur ein Rittergut, das im vierzehnten Jahrhundert Heinrich von Berbisdorf besass, dessen Familie mit einem Grafen von Leissnig um das Jahr 1230 aus Preussen hier eingewandert sein soll. Von den in hiesiger Gegend reichbegüterten Berbisdorfen gelangte das Rittergut Langenau an Jobst von Güntherode, welcher 1429 dem Landesherrn drei reisige Männer zu dem Heere stellte, das bald darauf unter Vitzthums Anführung von den Hussiten bei Aussig in Böhmen gänzlich vernichtet wurde, indem, wie die Chroniken erzählen, der Feldherr von den Böhmen bestochen war und es in falsche Schlachtordnung führte. Unter den vielen Edelleuten, welche dem Schwerte der Hussiten erlagen, befinden sich auch drei Herren von Güntherode, deren Rittersitze jedoch nicht angegeben sind. Hans von Rylke besass Langenau 1524, und Dr. Griebe 1539. Letzterer trat mit dem katholischen Pfarrer, Donat Weise, und einem grossen Theile der Gemeinde zum Protestantismus über und unterschrieb zugleich mit dem Pastor die Formula concordiae. Ein Enkel dieses Rittergutsbesitzers war Pagenhofmeister am Hofe Churfürst Johann Georgs I. der die von den Soldaten verwüstete Pfarrwohnung neu erbaute und während dieser Zeit dem Pastor Magister Strahl, einem tüchtigen Astronomen, welcher über Sternkunde verschiedene Schriften herausgegeben hat, auf dem Schlosse zu Nieder-Langenau eine Wohnung einräumte. In Langenau befanden sich schon längere Zeit zwei Rittergüter, von welchen das zu Ober-Langenau, wahrscheinlich 1590 durch Erbtheilung von dem Stammgute zu Nieder-Langenau abgetrennt worden ist. Die Familie Griebe besass Niederlangenau bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts, wo das Gut durch Erbschaft an den Kammerkommissarius Carl Alexander Rudolph gelangte, während Oberlangenau in Besitz eines Herrn von Tettau gekommen war, bei dessen Familie es funfzig Jahre blieb, und bald darauf durch Kauf an Carl Christian Rudolph auf Niederlangenau fiel. Der jetzige Besitzer von Niederlangenau ist Herr Brand.
Langenau wurde von mannigfachen Schicksalen heimgesucht. Ein Streifcorps der Hussiten verheerte ausser andern Dörfern in Freibergs Nähe auch das Dorf Langenau, verbrannte das Schloss und führte die Glocken der Kirche mit sich fort.
Im dreissigjährigen Kriege drang unter dem berüchtigten Feldmarschall Holke ein kaiserliches Heer vom Voigtlande her in Meissen ein, bei welcher Gelegenheit der bekannte Mordbrenner, Oberst Korpitz, die hiesige Gegend mit Feuer und Schwert verwüstete. Das nahe Oederan, welches dem Unmenschen aus Mangel an Geldmitteln eine Brandschatzung verweigerte, wurde grässlich heimgesucht, indem die viehischen Kroaten hier fünfhundert Menschen abwürgten und die Stadt in Brand steckten, wobei zweihundert Unglückliche ihren Tod in den Flammen und durch Erstickung in den Kellern fanden. Viele Halbtodte wurden von den entmenschten Soldaten durch die entsetzlichsten Martern hingerichtet. Auch die Pest trieb ihr furchtbares Werk und raffte fast den vierten Theil der Bevölkerung hin. In der Kirche zu Langenau hatten die Soldaten eine Menge Brennmaterial aufgehäuft und versuchten das Gotteshaus dadurch anzuzünden, welches übermüthige Vorhaben jedoch misslang. Im Jahre 1680 brach abermals eine Seuche aus und raffte viele Einwohner hinweg.
Die Kirche zu Langenau liegt auf einer Anhöhe zwischen Ober- und Niederlangenau. Sie ist ein sehr altes Gebäude, das im Laufe der Jahrhunderte mehrfache Veränderungen erlitt und wegen der zunehmenden Volksmenge zweimal vergrössert wurde. Den Thurm traf am Sonntage Exaudi 1698 früh vier Uhr ein Blitzstrahl, so dass eine Ausbesserung desselben vorgenommen werden musste, im Jahre 1825 aber fand ein Neubau desselben statt. Die drei Glocken wurden 1615, 1663 und 1721 gegossen.
Die Pfarrwohnung steht nahe bei der Kirche und wurde durch die kaiserlichen Soldaten 1532 völlig verwüstet, 1650 und 1826 aber renovirt. Bis 1837 befand sich hier nur eine Schule, an welcher ein Lehrer mit einem Gehilfen fungirte, in genanntem Jahre aber genehmigte die königliche Kreisdirektion zu Dresden die Anstellung eines zweiten Lehrers für den Unterricht der Mädchen. Die Knabenschule ist 1835 neu erbaut und mit Schiefer gedeckt worden.
Eingepfarrt nach Langenau sind Oberreichenbach und das Lehngut Mönchenfrey. Ersteres liegt eine Stunde von Langenau entfernt und gehört unter die Herrschaft Oberschöna, welche Eigenthum der Familie von Carlowitz ist. Oberreichenbach hat ein Erbgericht mit Schankgerechtigkeit und einen bedeutenden Torfstich, zwölf Bauergüter, vier Gärtner, drei Häusler, eine Schmiede und eine Mahlmühle. Unter der Bewohnerschaft befinden sich viele Bergleute.
Mönchenfrey ist ein an der Strasse von Freiberg nach Annaberg liegendes Lehngut, zu dem ein Gasthof und eine Mahlmühle gehört. Dasselbe war vor der Reformation ein Mönchskloster, das Churfürst August säkularisirte und seinem Oberförster Martin Engel schenkte, dessen Erben das Gut für neunhundert Gülden an den Stadtrath zu Freiberg veräusserten. Die Stadt verkaufte Mönchenfrey später an einen Forstbeamten des Freiwaldes, jedoch mit Ausnahme der dazu gehörigen Waldung, jetzt der Rathswald genannt. Zwei Jahrhunderte hindurch blieb das Gut stets Eigenthum der Oberförster des Freiwaldes, bis es der Oberförster Hörnig an einen Herrn von Walther verkaufte, der es dem Finanzkalkulator Peter in Dresden überliess. Das Gut hat eine schöne Lage und treffliche Felder.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/165&oldid=- (Version vom 11.6.2017)