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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/171

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bauete, so wurde diese Zeche nach einigen Jahren wieder auflässig, indem sich nur grobe Geschicke vorfanden. Auf des Weigmannsdorfer Erbrichters Wiese unter Randeck, sollen früher Schmelzhütten gewesen sein‚ welche nicht mit den sogenannten Muldaer oder oberen Schmelzhütten verwechselt werden dürfen. Diese existiren noch, und trotz ihres Alters haben solche durch die Thätigkeit des ersten Hüttenmeisters Oeser ihren alten Ruhm bewährt. Im dreissigjährigen Kriege, und besonders bei den beiden Belagerungen Freibergs in den Jahren 1639 und 1642, hat Mulda nebst Randeck und Weigmannsdorf viel Kriegsunglück ertragen, indem am 20. Januar 1643 das herrschaftliche Vorwerk und die Kirche von den Schweden in Brand gesteckt wurden. In dem im Jahre 1756 ausgebrochenen 7jährigen Kriege hatte Mulda am Michaelistage 1762 das traurige Schicksal, dass von einem preuss. Freikorps 7 Bauerhöfe und 6 Häusler nebst der Pfarre angezündet und in Asche gelegt wurden. Die Armee von Prinz Heinrich hatte den Sommer hindurch in einem Lager zwischen Pretzschendorf und Frauenstein gestanden, musste aber wegen der unter dem Fürsten von Löwenstein über Purschenstein anrückenden kaiserlichen österreichischen Armee sich zurückziehen, bei welcher Gelegenheit der bei Purschenstein mit einem fliegenden Corps gestandene preussische General Kleist über Mulda zurückwich und zur Bedeckung des Abzugs diese Maassregel für nöthig hielt.

Die Kirche ist ebenfalls hier sehr alt. Wenigstens findet man solche in den alten Urkunden vom Jahre 1346 schon verzeichnet, wo sie unter der Präpositur Meissen und deren Sede Freiberg zu finden ist. Dieselbe war eine Zeit lang Tochterkirche von Dittersbach, und zwar von 1634 bis 1779, wo dieser Anschluss wieder endete, und die Kirche in Mulda wieder ihren eigenen Pfarrer erhielt. Eingepfarrt sind blos noch die auf dem Grund und Boden des Rittergutes erbauten Häusser.

Die Kirche ist klein, aber ziemlich helle und besitzt einige Monumente mit unleserlichen Umschriften. Der Altar ist ein gewöhnlicher Schrankaltar, auf welchem aber ein Crucifix angebracht und unten die 12 Apostel mit Jesu gemalt sind.

Der Kirchhof enthält mehre, durch Schrift und Anlage schöne Denkmäler.

Auf der äussersten Grenze nach Lichtenberg zu, ist auf dem Pfarrgute ein sogenannter Pestilenz-Gottesacker.

Das Pfarramt und die Schulstelle werden vom Königl. Hohen Cultusministerium besetzt. Die geistliche Inspection übt der Superintendent zu Frauenstein.

Besondere andere kirchliche Nachrichten sind nicht vorhanden, da im 7jährigen Kriege, wie schon oben erwähnt worden ist, die Kirchenbücher mit der Pfarrwohnung ein Raub der Flammen geworden sind.

Früher vor der neuen Gerichtsorganisation gehörte das Dorf Mulda mit Kirche zum Justizamte Freiberg und hielt 21 begüterte Einwohner und 71 Häusler, wogegen das Rittergutsdorf aus 19 Häuslern bestand, excl. der Mühlen.

Jezt gehört der Amtsantheil mit 91 bewohnten Gebäuden, mit 175 Familienhaushaltungen und 743 Einwohnern, so wie der Rittergutsantheil mit 26 bewohnten Gebäuden, mit 47 Familienhaushaltungen und 168 Einwohnern zum Gerichtsamt Frauenstein, zum Bezirksgericht Freiberg, zur Amtshauptmannschaft Freiberg, zum Regierungsbezirk Dresden.

M. G.      




Pretzschendorf.


Pretzschendorf liegt 3 Stunden östlich von Freiberg, 2½ Stunden westlich von Dippoldiswalde, in einer für diese höhere Gebirgsgegend ungewöhnlichen, überraschenden Ebene, woher auch der Name kommen mag. Pritzsch in der wendischen Sprache bedeutet so viel als eben, gerade.

Eigentlich wird Pretzschendorf in Ober-, Nieder- und Kleinpretzschendorf getheilt und gehörte zusammen 3 Jahrhunderte hindurch der Familie von Hartitzsch. Im Jahre 1364 einen Nicol von Hartitzsch. Später besassen es 3 Brüder, Johann, Dietrich und Hans Adolph, und deshalb wurde es in Ober- und Niederpretzschendorf getheilt. Es geschah

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/171&oldid=- (Version vom 11.6.2017)