Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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dies im Jahre 1638. Das Collaturrecht über Kirche und Schule wurde wechselseitig vollzogen und Ober- und Nieder-Pretzschendorf wurden als zwei besondere Güter und Dörfer angesehen.
Auf dem oberen Rittergute folgten sich dann als Besitzer, Adam Dietrich von Hartitzsch, Georg Caspar, Adam Friedrich, Wolf Reinhardt von Hartitzsch. Dann kam dieses Gut an einen Caspar von Poick.
Auf dem niedern Rittergute war Hans Wolf von Hartitzsch, von welchem es an Georg Friedrich von Knobelsdorf überging. Von diesem kam es an Margaretha Reichbrodin von Schrenkendorf, die es an Hans Georg von Kannwurf abtrat, von welchem es Anna Helena Vitzthum von Eckstädt annahm. Ihr Gemahl, Hartmann Vitzthum von Eckstädt kaufte 1736 vom obigen Herrn von Poick das obere Gut. Von dieser Zeit an haben das wieder vereinigte Gut besessen, und zwar nach der von Eckstädtschen Familie, Adolph Franz Dietrich von Geissmar, Churfürst. Gothaisch. Kammerjunker; dann Dorothea Friederike von Schönberg, weil. Karl Alexander von Schönberg, Churfürstl. Sächs. Kammerherrn und Oberberghauptmanns Wittwe, welche 1763 mit Tode abging, worauf mit beiden Gütern der Königl. Preuss. Generalmajor Friedrich Wilhelm Gottfried Arndt von Kleist beliehen wurde. Nach dessen Ableben im Jahre 1767 fielen diese Güter nach unserm Lehnrechte an den regierenden Churfürsten. Von diesem wurde, unter der Administration des Prinzen Xaverius, der Major Christoph August von Seifert 1790 damit beschenkt und belehnt. Nach dessen Tode 1790 erbte diese Güter dessen Schwester Charlotte Dorothea von Seifert. Diese überliess solche käuflich dem Geheimen Rathe, Johann Georg August, Freiherrn von Spillner. Von diesem kamen die Güter an seinen Sohn, den Oberlieutenant Georg Christoph August, Freiherrn von Spillner im Jahre 1811, welcher solche im Jahre 1837 an den gegenwärtigen Besitzer, Herrn Karl Julius Klette verkaufte.
Das Rittergut erhielt als vereinigtes Gut erst im Jahre 1756 die Schriftsässigkeit.
Das Schloss selbst gewährt wegen seiner herrlichen Lage ein liebliches Bild, wie dies in den beiliegenden Prospecte zu sehen ist. Frohnen hatte es vor der Ablösung sehr wenig und die Schaafhuthungsgerechtigkeit durfte hier gar nicht exercirt werden.
Der Boden trägt hier alle edlen Feld- und Gartenfrüchte. Nächst dem Brodbedarf wird der Flachs, der hier sehr vorzüglich ist und in grosser Menge abgesetzt wird, am stärksten producirt.
Die Viehzucht bei Stallfütterung wird hier mit grossem Fleisse und Nutzen betrieben. Daher ein starker Handel mit Butter und Käse bei der musterhaften Reinlichkeit der hiesigen Wirthinnen und dem in jedem Bauerhofe fliessenden reinen und kalten Röhrwasser von anerkannten Vorzügen. Spinnen, Leinwand weben und Leinwand bleichen ist hier das Thun und Treiben in den Häusern der Reichen und Armen.
Ein gewisser Illger war der Erfinder der allgemein gangbaren Flachsbrechmaschinen, welche durch den noch lebenden Sohn, den Glasermeister Illger, nebst einem andern Glasermeister Fischer, besonders verbessert wurden und wegen ihrer Einfachheit und Billigkeit vorzüglich gesucht werden; auch fertigen genannte Meister noch andere besonders höchst vervollkommnete Getreidereinmach-Maschinen.
Auch zwei Kramer sind im Orte, von denen der eine, Namens Zimmermann, einer Concession zum fast ganz unbeschränkten Handel mit Material- und Schnittwaaren sich erfreut.
Eine zum Dorfe gehörende, an der Weiseritz gelegene, sowie drei noch andere kleinere, im Dorfe selbst befindliche, und zwei jenseits der Weiseritz gelegene Mühlen, sorgen nicht allein für den Mehl- und Oelbedarf des Orts, sondern führen auch alljährlich eine namhafte Quantität hier geschnittener Bretter und Latten zum Verkauf der andern Gegenden Sachsens, vorzüglich aber Dresden zu.
Ausserdem findet man hier alle unentbehrliche Handwerksleute; auch eine Schönfärberei, eine Zwirnfabrik von grossem Umfange.
Unter den Einwohnern giebt es 61 Bauern, 51 Gärtner, 57 Häusler.
Prinz Heinrich von Preussen fand die Höhe diesseits der wilden Weiseritz allhier zu einer militärischen Position vorzüglich geeignet und besetzte solche im 7jährigen Kriege 1762 mit dem unter seinem Commando stehenden Truppen, und die Oesterreicher erlitten dadurch grossen Verlust. Es war dies in demselben Jahre, wo Friedrich des Grossen Schicksal durch den Tod der Kaiserin Elisabeth von Russland sich wendete, da Peter III. ihr Thronfolger, Friedrichs Bewunderer war und vom Kampfplatze zurücktrat.
Der Friede kam auch noch im nämlichen Jahre zu Stande und endete den unseligen Streit.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/173&oldid=- (Version vom 11.6.2017)