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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/179

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Dorfchemnitz.


Dorfchemnitz, vulgo Kämnitz genannt, liegt 2½ Meile südlich von Freiberg, an der Saidaischen und unweit der (auf dem hohen Kamme hinführenden) Rechenberger Strasse im anmuthigen Thale der Chemnitz, welche noch über dem Dorfe aus zwei fast gleich starken Bächen, dem Voigtsdorf’schen und dem Friedebach zusammenläuft und weit unterhalb des Dorfes und der Schaafbrücke links das Bächlein aus Wolfsgrund, rechts den Eppenfluss an der Grüne oder Gruna empfängt.

Die Chemnitz ist sehr forellenreich und ihre Benutzung zur Wiesenwässerung eine vorzügliche zu nennen.

Die Entstehung von Dorfchemnitz ist nicht zu ermitteln.

Als die ersten Besitzer des Gutes und Schlosses werden uns die Herren von Erdmannsdorf genannt. Schon im 12. Jahrhundert sind diese hier ansässig gewesen, was aus einem Gemälde in dem Erbbegräbnisse zu Dorfchemnitz sich entziffern lässt. Nach diesem Gemälde ist im Jahre 1133 ein von Erdmannsdorf, welcher gewöhnlich seine Morgenandacht vor einem Crucifix zwischen Dorfchemnitz und Voigtsdorf, ohnweit der Voigtsbrücke, verrichtete, betend von Räubern erstochen worden. Die von Erdmannsdorf oder Erdmarsdorf haben auch Dorfchemnitz bis zum 14. Jahrhundert noch besessen. Erst im Jahre 1364 oder 1365 ist das Gut durch Verheirathung mit einer gebornen von Erdmarsdorf oder Erdmannsdorf an Nicol von Hartitzsch, den Freiberger Bürgermeister gekommen. Letzterer ist vom Burggrafen Meinher VI. damit beliehen worden und ist solches in dieser Zeit als ein Zubehör der Herrschaft Frauenstein zu betrachten. Die Abstammung und die Geschichte der Hartitzschischen Familie haben wir schon bei Colmnitz näher erwähnt, weshalb wir zur bessern Belehrung darüber dahin verwiesen haben wollen.

Dorfchemnitz hat in der spätern Zeit zwei Rittergüter und jedes seinen besondern Besitzer gehabt, weshalb es auch in Ober- und Nieder-Dorfchemnitz eingetheilt wird.

Die Familie von Hartitzsch haben diese beiden Güter dann bald getheilt, bald wieder vereint besessen.

Im Jahre 1625 haben 3 von Hartitzsch in Dorfchemnitz gelebt, nämlich Hans Wolf von Hartitzsch auf Nieder-Dorfchemnitz, Melchior von Hartitzsch auf Ober-Dorfchemnitz und noch ein George Adolf von Hartitzsch auf dem Hammer allhier.

Im Jahre 1662 gehörte Nieder-Dorfchemnitz einem Wolf Siegmund von Hartitzsch, Kammerjunker und Amtshauptmann zum Frauenstein, so wie 1671 einer Anna Elisabeth von Hartitzsch. Christian Melchior von Hartitzsch war im Jahre 1668 mit Ober-Dorfchemnitz beliehen, welcher 100 Jahre geworden. Von diesem stammt George Adolph von Hartitzsch auf Dorfchemnitz, welcher mit einem Fräulein Anna Christiane von Schönberg vermählt war. Derselbe starb im Jahre 1726. Sein Nachfolger war Ferdinand Wilhelm von Hartitzsch auf Ober- und Nieder-Dorfchemnitz. Er hatte ein Fräulein von Meusebach zur Gemahlin. Sein Sohn Johann Adolph von Hartitzsch ist vor ihm gestorben. Daher wurde Julius Alexander von Hartitzsch auf Ober- und Nieder-Staucha, zugleich auch beliehener Besitzer von Ober- und Nieder-Dorfchemnitz. Derselbe ist zweimal verheirathet gewesen, das erste Mal mit einem Fräulein von Schönberg, das zweite Mal mit Fräulein Magdalena Elisabeth von Zehmen auf Stauchitz. Dieser starb im Jahre 1764 und seine Wittwe im Jahre 1785. Letzteren beiden sind deren Söhne als Gerichtsherren von Ober- und Nieder-Dorfchemnitz gefolgt, welche noch Ober- und Nieder-Voigtsdorf erbten.

Diese beiden Brüder, welche zwei Schwestern, Fräuleins von Gersdorf, aus dem Hause Pulsnitz, zu Gemahlinnen hatten, theilten sich später in die Güter; nämlich der jüngste George Adolph von Hartitzsch, Domprobst und Amtshauptmann bekam Ober- und Nieder-Staucha, welcher noch Heida und Knathewitz bei Wurzen sich kaufte. Der älteste aber, Hans Dietrich Alexander von Hartitzsch erhielt Ober- und Nieder-Dorfchemnitz

     Erzgebirgischer Kreis, 15tes Heft oder 79tes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/179&oldid=- (Version vom 3.6.2018)