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der Weise des Altenburgischen anzulegen, und stellte zu dessen Förderung allhier, unter des bekannten Generals von. Kyau Direction die erste sächsiche Lotterie an: doch kam das Stift nicht zu Stande.

Im Kriegsjahr 1813 diente das Schloss zum Lazareth für die Franzosen.

Die Localien des sogenannten Stallhofs werden von den Behörden, die hier ihren Sitz haben, benutzt. Es befindet sich ein aus dem früheren Justizamt verwandeltes Gerichtsamt, ein Bezirksgericht, ein Rent- und Steueramt und eine Bezirkssteuereinnahme hier.

Das Gerichtsamt Augustusburg umfasst jetzt nur noch eine Stadt und 22 Landgemeinden mit 20931 Gerichtsbefohlenen.

Die einzige zum Gerichtsamte Augustusburg gehörige Stadt ist Schellenberg, welche sich um die Morgen- und Mitternachtsseite des Berges gleiches Namens ziehet, worauf die Augustusburg steht.

Schellenberg liegt 3 Stunden östlich von Chemnitz, 1¾ südwestlich von Oederan, 2½ Stunden nördlich von Zschopau, ¼ Stunde von dem rechten Ufer der Zschopau, ½ Stunde vom linken der Flöha, seine Lage ist eine der höckerigsten, die ein Ort haben kann, und beweiset allein schon, dass der Ort keinen andern Ursprung hat, als von Dienstleuten, welche sich unterm Schlosse Augustusburg ansiedelten, weshalb man annehmen kann, dass Schellenberg zugleich mit dem Schlosse im Jahre 968 entstanden ist. Jetzt zählt solcher 120 Häuser mit 1454 Einwohnern, welche letztre sich meist von der Weberei nähren. Die zur Stadt gehörigen Felder und Fluren betragen 536 Scheffel 14½ Metzen. Seit dem 11. Mai 1833 wird die Verwaltung der städtischen Angelegenheiten von einem Stadtrath besorgt, welcher auch das Besetzungsrecht über eine Freistelle auf der Landesschule Grimma ausübt. Die mehrfachen Brände, die Schellenberg betroffen haben, sind schon bei der Beschreibung vom Rittergute Höhenlichte erwähnt worden, so dass also hier eine Wiederholung für überflüssig erscheint.

Es bestehet hier, ausser einem Königl. Unter-Steueramte, eine Sparkasse, ein Gewerbeverein und eine Sonntagsschule, nicht minder auch eine sehr ansehnliche Cantoreigesellschaft.

Unter den Häusern zeichnen sich die Kindermannschen, Gottschaldschen und Thümerschen aus. Auch ist hier ein Erbgericht.

Die Nahrungszweige des Orts sind nicht bedeutend. Die Landwirthschaft wirft wegen des rauhen Klimas und wegen der ohnedies nicht starken, steinigten Flur wenig ab.

Er nährt sich daher nur theils mit Spinnerei von Flachs, Wolle und besonders Baumwolle, theils mit Cattun und andrer Weberei für die Handelshäuser zu Chemnitz und Oederan, auch Zschopau.

Das evangelische Jungfrauenstift, welches die Königin Christiane Eberhardine, Augusts II. Gemahlin, einige Jahre vor ihrem Tode stiftete, kam bei ihren Lebzeiten nicht völlig zu Stande, und unterblieb nach ihrem Tode gänzlich. Früher hies der Augustusburger Amtsbezirk das Amt Schellenberg und reichte bis Brand- und Purschenstein.

Eine Stunde von Schellenberg und Augustusburg liegt ein zu dem Letzteren ehedem gehöriges Fischhaus an der Flöha.

Dieses Lust-Fischhaus lies Christian II. in den Jahren 1608 bis 1610 anlegen; es hatte 5 Fischbehälter oder Teiche mit Ständern und Gerinnen. Im grossen Kreuzbehälter standen noch im Jahre 1770 Goldforellen. Sie wurden oft sehr gross und wogen 5 bis 6 Pfund. Die Fleischhauer zu Zschopau und Oederan mussten zur Fütterung dieser Fische eine bestimmte Zahl von Rindslebern liefern. Dieses Fischhaus ist in späteren Zeiten in Privatbesitz übergegangen.

M. G.     




Drebach


in Urkunden Tretebag, Dratbach, Trebach geschrieben, erstreckt sich über 1 Stunde lang in südwestlicher Richtung auf eine hochliegende Niederung hinauf und wird nur am niederen Ende von bedeutenden Höhen eingeschlossen, die ein freundliches Thal bilden. Es wird von einem kleinen Bache durchflossen, der mit seinen Krümmungen vielleicht dem Orte seinen Namen gegeben hat, wiewohl eigentlich in den frühern Urkunden Drebach nicht vorkommt. Der Ort selbst liegt 3 Stunden von Annaberg; 1¼ Stunde von Thum und 1¼ Stunde von Wolkenstein. Die Gründung des Ortes ist unbekannt: Er wird wegen seiner Lage und Grösse in Ober- und Nieder-Drebach getheilt und gehörte vor Einführung der neuen Gerichtsorganisation unter 5 verschiedene Obrigkeiten. Ein Theil, und zwar der grösste, gehörte zum dasigen Rittergute; der andere zu dem Rittergute Venusberg; der dritte zu dem Rittergute Thum, das letzte Bauergut im Oberdorfe zu dem Justizamte Wolkenstein und das demselben zunächst liegende Gut zu der Gerichtsbarkeit von Ehrenfriedersdorf. 11 Häuser, die in einer kleinen Entfernung vom Dorfe an dem Fusssteige liegen, der von Nieder-Drebach nach Herold führt, und erst in neurer Zeit angebaut worden

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/206&oldid=- (Version vom 3.6.2018)