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aus, welches zuerst 2 nahgelegene Häuser, dann fast zu gleicher Zeit die Rittergutsscheune und das Schulhaus durch Flugfeuer entzündete und zuletzt die Kirche ergriff. Der wüthende Sturm, der sich, nach dem die Mühle fast niedergebrannt war, erhob, das Schrecken der Nacht und die Höhe des Feuers machten das Löschen der Glut unmöglich und sämmtliche Gebäude nebst Kirche und Thurm wurden in wenigen Stunden ein Raub der Flammen.

Die jetzige Kirche liegt mit ihrem schönen 96 Ellen hohen Thurme am Ende des Niederdorfes, 1500 Pariser Fuss über der Meeresfläche, auf einer kleinen Anhöhe und ist 53 Ellen lang, 29 Ellen tief, 20 Ellen hoch und hat 17 Fenster.

Das Innere der Kirche ist geräumig, hell und einfach, den Altar, über dem die Kanzel erbaut ist, ziert ein Oelgemälde, die Stiftung des heiligen Abendmahls vorstellend, und 2 Kronleuchter von Glas tragen zum Schmucke des Ganzen bei. Es kostet Kirche und Thurm, mit Ausschluss der Fuhren, welche die Begüterten unentgeldlich zu leisten hatten 20,612 Thlr. – gr.

An milden Gebern zur innern Ausschmückung der neuen Kirche fehlte es ebenfalls nicht.

Die Kirchengemeinde schenkte der Kirche eine silberne Hostienschachtel mit Luthers Brustbild; die Frau Stadtrichter Walther in Annaberg einen silbernen, inwendig vergoldeten Sieblöffel; der Kaufmann Schubert daselbst ein zinnernes Taufbecken; der Königl. Bettmeister Treuwitz in Pillnitz 2 zinnerne Vasen mit künstlichen Blumen; der Mühlenbesitzer Helbig in Wiltzsch eine vollständige Altarbekleidung von blauem Sammtmanchester mit gelben, seidenen Franzen. Die 2 Kronleuchter von Glas sind ein Geschenk des Mauermeister Drechsel in Drebach und Ellor in Venusberg und dem Hufschmiedemeister Schenk in Drebach.

Nach Drebach sind eingepfarrt, Dorf und Rittergut Venusberg, Griesbach, Herold und das Dörfchen Wiltzsch.

Die Pfarrwohnung ist zum Theil alt, aber sehr geräumig. Zur Pfarre gehören 2 Güter, welche mit Einschluss der Wiesen und Gärten, 39 Acker und 10 Q.-R. enthalten.

Der hiesige Pfarrer ist zugleich mit dem Pfarrer in Wolkenstein Verwalter eines von dem Forstl. Anhaltischen Amtmanne Friedrich Graube zu Zerbst gestifteten Legats, welches 564 Thlr. beträgt und dessen Zinsen als Stipendium (jährlich 10 Thlr.) an einen Geschlechtsverwandten, und in dessen Ermangelung als Lehrgeld und Ehesteuer an Vettern und Muhmen verwendet werden.

Die Kirch-Schule zu Drebach besuchen 190 Kinder. Zur Schule gehört ein Garten, welcher 48 Q.-R. und ein Stück Feld, welches 2 Acker und 15 Q.-R. enthält.

Die Schule zu Ober-Drebach wird von 166 Kindern besucht.

Collator über Kirche und Schulen ist der jedesmalige Besitzer des Rittergutes von Venusberg. Drebach mit seinen 230 bewohnten Gebäuden und 441 Familienhaushaltungen zählt 2442 Einwohner und ist dem Gerichtsamte Wolkenstein und dem Bezirksgerichte Annaberg zugetheilt und der Amtshauptmannschaft Niederforchheim im Regierungsbezirke Zwickau unterworfen.

M. G.     




Venusberg


in der richtigern Aussprache des gemeinen Mannes Fensberg, oder Fenysberg, in Urkunden Feinigsbergk, Fengsberg, Feunisbergk geschrieben, liegt 2 Stunden nordwestlich von Wolkenstein, an der Strasse nach Chemnitz, so wie an jener von Gelenau nach Lengefeld, 1½ Stunde von Ehrenfriedersdorf, 1¼ Stunde von Thum, 2¼ Stunde von Zschopau in einer bergigen, hohen Lage: denn der hier in nordöstlicher Richtung fliessende Dorfbach bildet nur einen sanften Grund, welcher erst unter dem ⅜ Stunden langen Dorfe zu einem schönen tiefen Thale wird, und unter Drehbach in den Drehbachgrund ausgeht.

Das Dorf hat 16 Bauern und 8 Gärtner, eine schöngebaute Mehl- und Bretmühle, eine zweite kleinere Mühle, und ausser der Schule ein grosses Erbgerichtsgut und ein Flachsdörrhaus. Am südöstlichen Ende des Dorfes steht die Rittergutsschäferei.

Das Rittergut selbst wurde mit 1½ Ritterpferd verdient. Es hat noch ein ältliches Schloss, grosse und zum Theil schöne Wirthschaftsgebäude und daran einen mässig grossen Teich. Vorzüglichen Werth giebt ihm der herrliche Buchenwald, der sich südwestlich von Venusberg längs dem Rechten Ufer der Wiltzsch verbreitet und die ganze Gegend ziert. Zum Gute gehört auch ein grosser Kalkofen. Der Gerichtsbarkeit von Venusberg waren früher noch einverleibt das Dörfchen Wiltzsch, welches deshalb auch mit Venusberg nur eine Gemeinde bildet, 9 Häuser von Niederdrehbach, 16 Häuser in Oberdrehbach.

Die Erbauung des Schlosses lässt sich nicht mit Bestimmtheit angeben. In der frühesten Zeit gehörte diese Besitzung zur Herrschaft Thum und 1440 wurde vom Anarch von Waldenburg Georg von Wiedebach damit beliehen, von welchem es im Jahre 1467 an dessen Söhne kam.

Heinrich von Wiedebach brachte durch Kauf vom Herzog Georg zu Sachsen den Buchwald sammt der Mühle zum Rittergute Venusberg und wurde zuerst damit belehnt. Georg von Wiedebach verkaufte 1572 das Gut an Sebald von Hünerkopf und dieser 1591 an Haubold von Einsiedel.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/209&oldid=- (Version vom 3.6.2018)