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Pertinenzien Bräunsdorfs zu einem Ganzen vereinigte und diesen Complex bei einem darauf erbauten Gute bewirthschaftete, worauf es im Jahre 1657 als Kanzleischriftsässig erklärt wurde.

In diesem Zustande blieb das Gut bis zum Jahre 1671, nach andern bis 1674, wo einige Abbaue davon stattfanden, die sich aber bei dem damaligen Flore des Bergbaues sehr bald vermehrten und den Grund zu dem neuen Dorfe Bräunsdorf legten, welches sonach auf den Ritterguts-Zubehörungen aufs Neue wieder erstanden ist.

Im Jahre 1674 kam das Gut in den Besitz des jene Ansiedelungen menschenfreundlichst befördernden Dr. Romanus Teller, welche mit 14 damals hier gewesenen Grundbesitzern das Erbregister abgeschlossen hat. Noch 1752 gehörte Bräunsdorf den Tellerschen und Seyfertschen Erben.

Im Jahre 1823, wo es Eigenthum eines gewissen Schubert von Kleefeld war, wurde es von der Staats-Hauptkasse für die allgmeinen Straf- und Versorgungsanstalten gekauft und seitdem durch die hohe Commission dieser Anstalten verwaltet.

Am 5. März des Jahres 1825 wurde eine Landes-Waisenanstalt daselbst eröffnet, welche seit dem 23. Mai 1832 in eine Corrections- und Erziehungsanstalt für verwilderte, heimathslose und in gesetzliche Strafe verfallene Kinder, und junge Verbrecher unter 18 Jahren umgewandelt ist. An der Anstalt fungiren ein Director, ein Hausverwalter, mit einem nöthigen Kanzlei-Personal. Die Gefangenen stehen unter der ummittelbaren Aufsicht einzelner Aufseher.

Die Zöglinge werden, nächst dem dass man sie zu verschiedenen Professionen anhält, unter der Anleitung des Oekonomie-Inspectors vom Rittergute vorzüglich auch mit landwirthschaftlichen Arbeiten beschäftigt und theilweise zu Dienstboten für das Land herangebildet.

Für den geistigen und kirchlichen Unterricht sorgen ein an der Anstalt angestellter Prediger und ein Adjunct.

Der Lehrer zu Bräunsdorf ist zugleich Cantor der Anstalt und hat als solcher sonntäglich den Gottesdienst mit zu leiten und Nachmittags Betstunde zu halten.

Die kirchlichen Verrichtungen werden in dem von Dr. Romanus Teller erbauten sogenannten Bethaus gehalten, welches seit dem Jahre 1826 durch die hohe Commission für die allgemeinen Armen-, Heil- und Versorgungs-Anstalten eine wesentliche Umformung und Ausschmückung, so wie eine Orgel erhalten hat.

Früher war in das Bethaus die Schulstube mit eingebaut. Durch die grosse Kinderzahl der Ortsbewohner wurde jedoch die Erbauung eines neuen Schulhauses und die Anstellung eines zweiten Lehrers nöthig.

Viele sind aus der Anstalt Bräunsdorf ausgetreten und dem bürgerlichen Leben als taugliche Subjecte überliefert worden, weil sie arbeiten gelernt haben und man insofern für die Vollendung ihrer Besserung sorgte, dass man beim Austritte aus der Anstalt nicht verabsäumt hatte eine den Ausgeschiedenen seinen neuerlernten Kenntnissen angemessene Beschäftigung zu verschaffen.

Zur Oeconomie des Gutes Bräunsdorf gehören 8 Scheffel Garten, 385 Scheffel Feld, 76 Scheffel Wiesen, 287 Scheffel Holzboden und 2 kleine Teiche.

Das hiesige Rittergut bezahlt nach einer von dem berühmten Dr. Romanus Teller übernommenen Verpflichtung für 12 arme Kinder das Schulgeld, auch erhalten die hiesigen Bergmannskinder aus der Freiberger Bergknappschaftscasse ebenfalls einen ansehnlichen Geldbeitrag[WS 1] als Schulgeld. Denn Bräunsdorf ist rücksichtlich seines Bergbaues schon in den frühesten Zeiten berühmt und gab grosse Ausbeute. In der Nähes des Ortes befinden sich mehrere nicht unbedeutende Zechen, wovon wir die neue Hoffnung Gottes vorzüglich erwähnen müssen, deren 4 Berglehne Jacob nebst Gnade Gottes, Vertraue

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Celdbeitrag
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/248&oldid=- (Version vom 17.8.2017)