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Art eben sehr in die Länge aus, sondern ist mehr niederländisch angelegt. Die Pflege gehört zu den volkreichsten in Sachsen, wozu natürlicher Weise der Bergbau die Veranlassung gegeben hat.

In der Nähe von Tuttendorf giesst ein Hauptstollen Sachsens, der alte tiefe Fürstenstollen nebst dem alten Thurmhöfer Hülfsstollen in die Mulde aus. Von vielen hier sonst betriebenen Zechen ist nur das Ober-Neugeschrei, jedoch ohne sonderliche Bedeutung, noch im Gange; wichtiger war sonst die, jetzt in Frist liegende Grube Gottes Hülfe, das Beilehn von Güte Gottes an der Halsbrücke.

Tuttendorf war, wie oben schon erwähnt, sonst ein dem Stadtrathe zu Freyberg zustehendes Dorf, und deshalb steht auch noch heutigen Tages dem Stadtrathe zu Freyberg das Collaturrecht über die dasige Kirche zu, welche tiefer als das Herrenhaus näher der Mulde steht.

Diese Kirche war früher der heiligen Anna geweiht, also einer Schutzpatronin des Bergbaues, weshalb hieher grosse Wallfahrten unternommen wurden.

Im Jahre 1705 riss man die alte Kirche hinweg und weihete 1710 die neue ein, an deren Thurm auch noch das Bildniss der Anna aufbewahrt wird. Von 1681 bis 1690 existirte hier der Liederdichter Johann Gfr. Hoffmann aus Freyberg, welcher auch das geistliche Grubenlicht und die Rosengedanken und Rosengespräche geschrieben hat.

Eingepfarrt in die hiesige Kirche sind Halsbrücke mit Neubau, Lossnitz, Fürstenhof und Fürstenthal und Lössnitz. – Lossnitz und Lössnitz sind nicht mit einander zu verwechseln. Ersterer Ort ist sehr alt und kommt eher vor, als Freyberg.

Lössnitz dagegen ist erst in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erbaut. Jenes Lossnitz gehörte früher den 3 Brüdern von Mordeisen auf Kleinwalthersdorf, welche den Ort nebst noch 6 andern Dörfern im Jahre 1587 an den damaligen Kurfürsten von Sachsen, Christian I. um 525,000 fl. verkauften.

Lossnitz und Lössnitz haben ihre eigenen Schulen, während Fürstenthal seine Kinder nach Tuttendorf in die Schule schicken muss, in welcher 150 Kinder unterrichtet werden.

Tuttendorf mit seinen 58 bewohnten Gebäuden und seinen 458 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte Freiberg.

M. G.     




Neubau
bei Freiberg.


¾ Stunden von Freyberg gelegen, muss wohl unterschieden werden von Neubau bei Frankenberg und von Neubau bei Frauenstein. Unser Neubau liegt ganz nahe bei Halsbrücke, auch Hals genannt, welches theilweise bis zur neuen Gerichtsorganisation erbgerichtlich unter Neubau gehörte.

Das weit zerstreute Halsbrücke verbreitet sich herab bis zum linken

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/252&oldid=- (Version vom 17.8.2017)