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ohne Zusatz von erdigen Theilen sind, einen schönen Glanz haben und im Feuer nicht springen.

Der Natur der Sache nach giebt es eigentlich nur 2 Hauptarten von Steinkohlen diese sind die Pechkohle und die Russkohle. Die Pechkohle glänzt wie Pech, ist sehr hart, enthält viel Schwefel und färbt beim Angreifen nicht ab, der Russkohle gebricht des Glanzes, sie färbt ab, enthält des Schwefels weniger, hat aber viel Consistenz und ist sehr tauglich zur Ofenfeuerung, weil er weniger riechend ist und lange nachhält.

Auf der Oberfläche des unterirdischen Brandes ist ein schöner prächtiger Garten vom früheren Besitzer des Rittergutes angelegt, worauf die herrlichsten Südfrüchte erzeugt werden und Planitz, dieses Gartens wegen, ist die Veranlassung zu häufigen Besuch von Fremden.

Der Besitzer von Planitz ist auch Collator über dasige Kirche und Schule.

Erstere wurde im Jahre 1585 vom damaligen Besitzer des Rittergutes, Joachim von Beust vom Grunde aus neu erbaut und im Jahre 1588 feierlich eingeweiht.

Das Innere derselben ist geräumig und lichtvoll. In ihr befinden sich unter andern Gemälden die Bildnisse Luthers und Melanchtons von Lucas Cranach.

Vor dem Altar liegt der letzte der Baland Brüder begraben, die in diesem Orte jährlich eine viermalige Zusammenkunft hatten. Sein Grab deckt ein Stein, in dem ein Kelch eingelegt ist und eine messingene Tafel mit der Inschrift:

Dnus Leonardus Hörnelae, hujus ecclesiae Plebanus hic sepultus obiit in die Jordiani et Epimachi 1490.

Die Kirche erhielt von dem hiesigen herrschaftlichen Kohlenbergwerke alljährlich von jeder Ladung d. i. von 666 Karren Kohlen 12 Karren und besitzt ausserdem ein Vermögen von 7000 Thlrn.

Eingepfarrt sind Cainsdorf und Neudörfel, der beliebte Vergnügungsort für die Zwickauer Bewohner.

Zu Planitz wurde im Jahre 1675 Jacob Leupold geboren, welcher als kurfürstlicher Rath und Bergwerksmeister in Leipzig lebte und da im Jahre 1727 starb.

Er war ein guter Mechanikus und Mathematiker, fertigte brauchbare Instrumente, besonders Luftpumpen, auch die Leipziger grosse Heuwaage und schrieb viel über seine Wissenschaft. Sein Hauptwerk ist das noch bekannte Theatrum machinarum in 9 Theilen.

Zum früheren Jurisdictionsbezirk von Planitz gehörten Ober- und Nieder-Cainsdorf, nebst der Mühle an der Mulde, Voigtsgrün, Wilkau mit einem Hammer und einer Mühle, und ein Theil von Rottmannsdorf.

Jetzt ist Planitz mit seinen 2 Gemeinden in 252 bewohnten Gebäuden und mit den darinnen befindlichen 3060 Bewohnern dem Gerichtsamt Zwickau zugewiesen und steht also auch unter den höhern Behörden dieser Stadt.

M. G.     




Klösterlein


das Rittergut steht an der Stelle des säcularisirten Augustinerklosters Neuzelle und ist aus dessen wichtigsten liegenden Gründen gebildet, woher auch sein Name rührt.

Dieses Kloster Neuzelle stifteten die Markgrafen Otto der Reiche und sein Bruder Dedo der Fette, gewöhnlich Graf von Rochlitz, besser wohl Markgraf der Lausitz genannt.

Sie machten es zu einem Filiale des Mauritius-Klosters von Naumburg und dotirten es mit 60 Hufen Landes, welche jedoch fast insgesammt den Klosterleuten gehörten d. i. den Leuten, welche das Dorf Zelle anlegten, einigen Bewohnern von Aue und einigen Bauern in Zschoken, nämlich denjenigen, welche später unter Wildenfels standen. Das Kloster selbst gehörte unter des Naumburger Bischofs geistliche Gerichtsbarkeit.

Schirmvoigte desselben waren in der letzten Zeit die Herren von Wildenfels, sofern sie wegen zugekaufter Stücke Vasallen der Grafschaft Hartenstein waren; daher kommt es, dass die Zschokauer Klosterleute zur Herrschaft Wildenfels kamen und dass das Dorf Zelle jährlich 12 Hühner, ½ Schock Käse und ½ Sippmaas Mohn nach Wildenfels entrichten musste.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/272&oldid=- (Version vom 17.8.2017)