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Eine der ältesten und berühmtesten Familien hiesiger Gegend die Familie von Römer hatte die Rittergüter Obersteinpleis, Untersteinpleis und Weissenbrunn.

Nach der Familie von Römer kam Weissenbrunn wie Obersteinpleis an die von Weissenbach und Romanus.

Seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts besass Weissenbrunn sammt Obersteinpleis die Stadt Zwickau, welche beide Güter an Herrn Johann Gottfried Pelz in Stangengrün verkaufte.

Nach dessen Tode folgte Traugott Pelz, welcher Weissenbrunn wieder an seinen Sohn Julius Traugott Pelz abtrat. Der derzeitige Besitzer ist Herr Dörfel.

Weissenbrunn mit seinen herrschaftlichen Gebäuden gewährt ein freundliches Ansehen, welches durch die Lage des Gutes erhöht wird: Zum Gute selbst gehört ein schönes Areal an Feldern, Wiesen und Holzungen. Ueberhaupt mag in früherer Zeit, wo Obersteinpleis mit Weissenbrunn, Untersteinpleis und Niedersteinpleis und das Gut Sorge vereinigt waren, das Ganze als eine Herrschaft nicht unbedeutend gewesen sein.

Zu dem Gute Sorge, welches an der Strasse von Werdau nach Zwickau liegt, war auch der Ort Hartmannsdorf geschlagen, welches im Jahre 1272 von einem Voigte zu Plauen dem Kloster Grünhain geschenkt worden war und von Zwickau aus, wo dieses Kloster seinen eigenen Verwaltungshof hatte, mit verwaltet wurde.

Alle diese Güter mit Ausnahme von Sorge waren aber im 13. Jahrhundert mit der grossen Herrschaft Rabenstein vereinigt, die im Jahre 1378 das chemnitzer Kloster kaufte: In der grossen und harten Fehde mit dem Burggrafen von Leisnig im Jahre 1386 gingen diese Güter für die Herrschaft Rabenstein verloren und nach der Reformation vereinzelt, so dass nur Obersteinpleis mit Weissenbrunn vereinigt blieb.

Weissenbrunn wie Steinpleis sind gewerbfleissige Orte und eine gewisse Wohlhabenheit herrscht durchgängig.

Der Boden ist ergiebig und die Wiesen liefern ein vortreffliches Futter, weshalb auch die Viehzucht eine gute genannt werden muss.

Alle 4 Orte haben eine Kirche, welche in Obersteinpleis sich befindet, wozu noch das frühere Rittergut Sorge gehört, welches jetzt in 3 Bauergüter zerschlagen ist.

Die Kirche ist alt und bis 1529 war sie blos Tochterkirche von Werdau. Seit 1812 hat sie eine neue Orgel und seit 1819 ist ein neues Schulhaus erbaut, in welches die Kinder von Weissenbrunn gewiesen sind.

Weissenbrunn hatte bis zur Einführung der neuen Gerichtsordnung seine eigene Gerichte, unter welchen das Dorf Weissenbrunn und einige Unterthanen von Marienthal standen.

Von Weissenbrunn ist noch bemerkenswerth, dass der frühere Plisnigau der Alten im Osten von dem schmalen Wald von Weissenbrunn bis nach Oberschindmaas hin begrenzt wurde, während im Südwesten der fraureuther, werdauer und greitzer Wald die Grenze bildete.

Die Schicksale des Orts anlangend, so hat derselbe im Hussiten- und im 30jährigen Kriege viele Drangsale erlitten. Mord, Brand und Plünderung verheerte beinahe die dasige ganze Gegend, selbst das Heiligste blieb im 30jährigen Kriege nicht verschont; denn die Kirche zu Obersteinpleiss wurde als Lagerstätte benutzt und in Folge dessen ein Raub der Flammen.

Die dasige Gerichtsherrschaft bemühte sich damals mit der grössten Anstrengung, mit den grössten Opfern das Gotteshaus wieder herzustellen und ihren verarmten Unterthanen wieder aufzuhelfen. Fleiss und Sparsamkeit haben dazu beigetragen, dass diese Hülfe keine verfehlte war und so ist diese Gegend wieder zu Wohlstand und sogar einem gewissen Reichthum gelangt.

Weissenbrunn mit Ober-, Unter- und Niedersteinpleis hat 1650 Einwohner, von denen 347 auf den ersteren Ort kommen, die in 43 Gebäuden wohnen.

Alte 4 Orte sind dem Gerichtsamte Werdau einverleibt, welches jetzt aus einer Stadt- und 30 Landgemeinden besteht.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/282&oldid=- (Version vom 17.8.2017)