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Konradsdorf

von Freiberg eine Stunde, entfernt gelegen, wird gegen Abend von Tuttendorf durch die Freiberger Mulde, gegen Morgen von Niederschönau und Naundorf durch den Bobritzschbach, gegen Mittag von Hillersdorf durch die Hauptstrasse von Freiberg nach Dresden geschieden und grenzt gegen Mitternacht an Krummhennersdorf.

Den Namen Konradsdorf hat der Ort vom Kaiser Konrad erhalten, der denselben mit besonderen Freiheiten begnadigte, die bis in die neueren Zeiten sich erhalten hatten.

Schon im 13. Jahrhundert, zu Heinrich des Erlauchten Zeiten, wird Konradsdorf bei Freiberg erwähnt.

Das hiesige Erbgericht war früher ein Rittergut und Caspar von Sayda auf Halsbach und Konradsdorf, der zugleich Bürgermeister zu Freiberg war, vom Jahre 1434 bis 1443 der Münzmeister und Bürgermeister zu Freiberg, Johann Hausmann, vom Jahre 1508–1521 werden als Besitzer genannt.

Im Jahre 1535 findet sich ein Besitzer dieses Rittergutes vor, dessen Namen Lucke war.

Ihm folgte im Jahre 1550 Hans Rüling, welcher seinen Reichthum dem im 15. Jahrhundert zu Altenberg entdeckten Zinnbergwerken verdankte. Er war erst Bergmeister auf dem Geyer, späterhin zu Annaberg, wie auch Bürgermeister daselbst, dann Oberbergmeister zu Freiberg.

Bei seinem Tode hinterliess er sieben Söhne, deren einem, Siegismund Rüling, er schon bei seinen Lebzeiten, im Jahre 1554, Konradsdorf abtrat. Dieser, späterhin Bergmeister zu Freiberg, war im Jahre 1591 wegen des Streites über den Exorcismus in Dresden und starb, nachdem er alle seine Aemter 1600 niedergelegt hatte, den 22. Decbr. 1603. Seine Güter wie sein Bergmeisteramt erhielt Friedrich Rüling, welcher am 18. October 1628 verschied und in der St. Annenkapelle bei Domkirche zu Freiberg beigesetzt wurde. Sein Sohn Hans David Rüling, zugleich Herr auf Hirschfeld und Wildenhayn, starb zu Hirschfeld am 16. Oct. 1641. Von diesem kam Konradsdorf an einen Abraham Martini, Austheiler zu Freiberg, welcher aus Weimar stammte und dessen Vorfahren vom Kaiser Friedrich III. im Jahre 1470 in den Adelstand erhoben worden waren.

Nach dessen Tode gelangte Friedrich von Kolben zum Besitze von Konradsdorf.

Er war der Sohn eines Predigers in Mutzschen, welcher, laut Fama, neun Universitäten besuchte und wegen seiner Gelehrsamkeit vom Kaiser 1660 geadelt wurde. Er hinterliess bei seinem Tode, am 20. Mai 1674, seiner Frau, Maria Amalia von Kolben, geb. Möbius, aus Wittenberg, dieses Gut, welche den 19. Febr. 1685 verschied und Konradsdorf gelangte in die Hände des Rathes von Freiberg, welcher es heutigen Tages noch besitzt.

Bei Konradsdorf führt die steinerne Brücke über die Mulde, welche im Jahr 1501 erbaut worden ist.

Man kann der Kirche 1250 bis 1300 par. Fuss Seehöhe beimessen, während die Mulde unter der Brücke nur 1010 hat. Bei der steinernen Brücke ist die Zeche Hosiannah, weiter im Norden und höher, Gottes Gnade und Segen, entfernter in NW. die weisse Taube, kurz vor der Fuchsmühle aber, an der Mulde, Neubescheertglück. Nicht alle diese Zechen werden jetzt noch gebaut.




Lauterbach

In einem Seitenthale des lieblichen, anmuthigen Pleissengrundes, zwischen den Städten Crimmitzschau und Werdau liegt an einem klaren lautern Bache – wovon wahrscheinlich der Name stammt – das Dorf Lauterbach, welches in Sachsen noch 6 Namensvettern hat.

Die in Osten bis auf 60 bis 80 Ellen steil, dann gelind ansteigenden, meist buschigen Höhen, gewähren schöne Aussichten.

Die schönen Rittergutsgebäude, welche seit 1762 neu aufgebaut sind, stehen gegen das Dorf erhaben, obgleich gegen das Oberdorf ziemlich tief; die Schäferei des Gutes steht fast im Dorfe unten; die Kirche mit Pfarre und Schule befinden sich in der Mitte des Dorfes.

Lauterbach war in den frühesten Zeiten und bis zum 15. Jahrhundert ein Vorwerk vom Schlosse Crimmitzschau.

Im Jahre 1474 wurde dem Bürger und Tuchmacher Hans Federnagel, gegen das Recht des Wiederkaufs, Schloss und Amt Crimmitzschau von dem Churfürsten Ernst und dem Herzog Albrecht von Sachsen für 7500 rheinische Gulden verpfändet und etwas später auf gleiche Weise das Vorwerk Lauterbach überliefert. Sämmtliche von den Fürsten verpfändete Güter gingen nach Federnagels Tode, 1487, an dessen Schwager, Kilian Schlicker, über, wurden jedoch 1495 vom Churfürsten Friedrich dem Weisen wieder eingelöst und 1524 vom Churfürsten Johann Friedrich und Herzog Johann von Sachsen einem Ritter, Ehrenfried von Ende dem Aelteren, in Lehn gegeben, welcher sie aber bereits nach vier Jahren, mit Bewilligung seines fürstlichen Lehnsherrn, an Hans von Weissenbach verkaufte.

Bis zum Jahre 1603 blieb Lauterbach, welches unterdessen als selbstständiges churfürstliches Lehn von Schweinsburg getrennt worden war, im Besitze der Familie von Weissenbach, von welcher es der Hofmarschall und Obrist Bernhard von Starschedel kaufte.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/327&oldid=- (Version vom 17.8.2017)