Friedrich auf Anrathen des Superintendenten Raute und Spalatins dem Pastor zu Rodersdorf die Decem- und Geldeinkünfte, dem Pfarrer zu Kürbitz aber die Felder, wodurch dieses Wiedemuth zwar zu einem der bedeutendsten im Lande erhoben, jedoch auf das Gesuch eines Pfarrers, vor zweihundert Jahren, gegen eine Rente dem Rittergute überlassen wurde. Der Hof des Deutschen Ordens zu Weischlitz wurde durch Kauf mit dem Obergute vereinigt.
Elster liegt im Amtsbezirke Voigtsberg eine kleine Stunde südlich von Adorf, zwei Stunden von der Böhmischen Stadt Asch, dicht an der Sächsisch-Böhmischen Grenze, 2000 Fuss über der Nordsee in einem lieblichen, nicht sehr tiefen, mit vielen Einschnitten versehenen und mit waldigen Bergen umschlossenen Wiesenthale, durch das sich in anmuthigen Krümmungen der Elsterfluss hinzieht, welcher zwei und eine halbe Stunde südlich vom Dorfe Elster in einem Walde, der Tannig genannt entspringt. Elster bildet mit den von ihm abgebauten Ortschaften Glashütte, Bärenloh, Kessel, Hessenstein, Reuth und Christiansreuth eine Dorfgemeinde von beinahe zweihundert Häusern und mehr als zwölfhundert Einwohnern, die an Grund und Boden 2253 Acker 144 □Ruthen mit 19,247,64 Steuereinheiten besitzen.
Das Rittergut Elster ist ein schriftsässiges Mannlehngut mit einem Areale von 1389 Ackern 214 □Ruthen, darunter 1249 Acker 26 □Ruthen Waldboden, und hat ausser über das Dorf Elster auch noch Herrschaftsrechte in Gürth, Raun mit Kleedorf und Landwüst. Eine alte Chronik, welche früher in Brambach aufbewahrt wurde, erzählt, dass zur Zeit des Heidenthums die Sorben in hiesiger Gegend eine Göttin des Namens Elstra verehrten, die Veranlassung gegeben habe zur Gründung des Dorfes Elster, und es mag nach Unterjochung der bisherigen Bewohner des Voigtlandes ein deutscher Edelmann hier einen befestigten Hof erbaut und so das Rittergut gebildet haben. Wer die frühesten Besitzer des Gutes waren, ist nicht zu erforschen, erst im Jahre 1276 findet sich eine Urkunde, in welcher Heinrich von Plauen, kaiserlicher Oberhofrichter seinem zweiten Sohne ansehnliche Güter in Böhmen nebst den beiden Reichspfändern Selb und Asch, sowie den ganzen Landstrich zwischen Adorf und Neukirchen überliess, wozu also auch Elster gehörte. Im Jahre 1361 gehörte Elster dem Ritter Conrad von Neuberg (Neidberg) und 1397 Friedrich von Neuberg, 1420 aber kaufte von Hans von Neuberg auf Neuberg und Elster ersteres Gut ein Ritter Heinrich von Zedtwitz. Im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts blieb Elster noch im Besitze der Neuberge, 1515 aber erkauften die Brüder Hans Adam und Berthold von Zedtwitz das Rittergut mit Zubehör von Conrad von Neuberg. Die Nachkommen dieser beiden Herren von Zedtwitz blieben im Besitze des Rittergutes Elster bis zum Jahre 1800, wo ein Graf Franz von Zedtwitz auf Oberneuberg dasselbe an sich kaufte, es aber schon 1806 dem Kaufmann Johann Christian Wolfrum aus Hof überliess, zu dessen Zeit auf der vormaligen Schäferei durch den Kaufmann Johann Müller aus Auerbach eine Glashütte angelegt wurde, die später abbrannte und nicht wieder aufgebaut werden durfte. Im Jahre 1809 erwarb Elster der Kaufmann Nikolaus Vögele aus Mannheim, und 1816 gelangte das Gut sub hasta an den Mühlenbesitzer Johann Simon Penzel. Zur Zeit gehört Elster den Herren Rentamtmann und Hagelversicherungsbankdirector Advokat Brunner in Leipzig und Kanzleidirector Schmidt in Dresden.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/107&oldid=- (Version vom 22.2.2017)