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Oberlosa.


Oberlosa im Gerichtsamte Plauen, liegt in coupirter Gegend, am Anfang des Stöckigter Bächlein, 1 Stunde südlich von Plauen und 1 Stunde von Oelsnitz, unmittelbar an der Oelsnitzer-Plauenschen Chaussee, welche früher von Plauen aus über die alte Landstrasse und somit über die höchsten Berge gebaut war, jetzt aber durch einen schönen Grund bei dem anmuthigen, in früheren Zeiten zur Ebersteinschen Besitzung und Herrschaft gehörigen Rittergute Reinsdorf vorüberführt, so dass man die 2 Stunden Wegs von Plauen nach Oelsnitz zu Wagen bequem in einer halben Stunde zurücklegen kann.

Das Rittergut und Dorf mit Einschluss des Stöckigter Antheils und der Ferbismühle zählt über 300 Einwohner und zum Gute gehört der sogenannte Hübschmannsche Hof, das sogenannte Freigut und drei Stücken von dem sogenannten Görnitzwald bei Voigtsberg.

Oberlosa ist eine Tochterkirche von Plauen, wohin Brandt, Stöckigt und Unterlosa eingepfarrt sind, die früher zu dem sogenannten Dobenauer Archidiaconate gehörten, und zu der sogenannten Frühmesse[1] ihre sogenannten Prämissarii hatte, woraus später die Landdiaconate entstanden. Ihrem Ursprunge zufolge ist heutigen Tages noch der Superintendent von Plauen, Collator über das Landdiaconat Oberlosa. Das Amt wird jetzt vom Mag. Steinhäuser, dem Bruder des verstorbenen Dr. Steinhäuser in Plauen verwaltet, einem ausgezeichneten Canzelredner. Derselbe war vorher Conrector an dem früheren Lyceum zu Plauen.

Oberlosa ist eine sehr schöne und reiche Kirche und manchen Armen ist aus ihrem Vermögen schon geholfen worden. Deshalb gehört auch die Schulstelle von Oberlosa zu den besser dotirten des Landes und die Inhaber derselben waren nicht undankbar dafür, sondern suchten mit allen Kräften die ihnen anvertraute Jugend zu nützlichen Menschen zu bilden und zu erziehen. Namentlich muss man dies von dem früheren und dem jetzigen Lehrer, Herrn Köhler, der seinem würdigen Vater nicht ohne Ruhm im Amte gefolgt ist, anerkennen. Herr Köhler ist ein durch und durch wissenschaftlich gebildeter tüchtiger Schulmann, der seinem Stande nur Ehre macht. Wohl dem Vaterlande, wohl der Gemeinde die solche Männer besitzen. Die Collatur über die Schulstelle ist mit dem Besitze des Rittergutes Oberlosa verbunden, da solche von Moritz, Herzog zu Sachsen im Jahre 1677 gegründet und aus dem Rittergute dotirt worden ist.

Oberlosa ist sehr alten Ursprungs und wurde früher in den Urkunden

     Voigtländischer Kreis 12tes Heft, oder 66stes der ganzen Folge.


  1. Die Frühmessen hiessen im lateinischen praemissae und die Frühmesser selbst Praemissarii. Jene waren entweder temporariae oder perpetuae. Die erstere beruhte auf der Willkühr der Plebanen. Die andere Gattung hiess praemissa perpetua, hatte ihre Stiftung und Einkünfte, ward auch vi juris Patronatus verliehen.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/136&oldid=- (Version vom 7.1.2017)