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Herr Landdiaconus Steinhäusser in Plauen ist Pfarrer in Strassberg und in der Filia von Oberlosa.

Der Name Strassberg mag daher stammen, dass durch den Ort in der frühesten Zeit die alte Reichsstrasse nach Nürnberg führte.

Ausserdem ist im Orte noch eine sehr schöne Mühle, die früher den Gebrüdern Stengel auf Troscheneuth gehörte, und ein Gasthof, dessen Besitzer der Fleischermeister Roth ist.

Neundorf hat 27 bewohnte Gebäude mit 39 Familienhaushaltungen und 220 Einwohner, wogegen Strassberg 34 bewohnte Gebäude, 34 Familienhaushaltungen und 220 Einwohner zählt. Besagte Orte gehören zum Gerichtsamt und zum Bezirksgericht Plauen, zur Amtshauptmannschaft Plauen und zum Regierungsbezirke Zwickau.

M. G.     




Rodersdorf
untern Theils.


Rodersdorf liegt 12[WS 1] Stunden westlich von Plauen, 3 Stunden nördlich von Oelsnitz auf einer Höhe, von wo aus man eine weite Fernsicht über das Voigtland hat.

Das Dorf Rodersdorf zerfällt in Rodersdorf obern und untern Theils. In beiden Theilen befindet sich ein Rittergut. Unsere Beschreibung gilt Rodersdorf untern Theils.

Die Benennung des Ortes ist von Roder, und dem Worte stroff, straff, troff zusammengesetzt. Man kann vermuthen, dass das Wort Roder, so viel als roden oder reuten sei. Allein da es nicht Roderstroff, sondern allgemein Rodersdorf in allen alten Urkunden geschrieben wird, auch in uralten Zeiten die edlen Roder, oder Röder, daselbst ihren Rittersitz gehabt haben, so kann man mit vielmehr Bestimmtheit annehmen, dass der Ort von diesem alten Geschlecht angebauet und nach ihm benannt worden ist. Diese Herren von Röder haben Rodersdorf von Anfang der Erbauung bis zum 17ten Jahrhundert besessen. Otto von Röder ward im Jahre 1430 auf dem Schlosse zu Plauen, wohin er sich geflüchtet hatte, von den Hussiten nebst vielen andern Edlen ermordet. Heinrich von Röder lebte im Jahre 1448 zu Thossen, und Otto, des erstgedachten ermordeter Sohn, zu eben der Zeit in Rodersdorf, wo anfänglich nur ein Rittergut war und zwar mit besondern Vorzügen: denn dies hatte in der Stadt Plauen die wüste Mauer, einige Häusser und etliche Fleischbänke zu leihen.

Es ward später von zwei Brüdern in zwei Rittergüter getheilt. Da kamen im Jahre 1538 Eberhardt und Caspar vor. Im Jahre 1605 hatte Carl, Fabian, Adam und Hans Georg das hiesige obere Rittergut in gemeinschaftlicher Lehne und besassen noch ausserdem Kröstau, Pottiga und Langenhessen. Dieses Adelgeschlecht war überhaupt im Lande so stark ansässig, dass es in Kriegszeiten vierzehn Pferde für die sächsischen Regenten stellte. Später waren noch Linien davon auf den Rittergütern Pöhl mit Helmsgrün, Gansgrün und Lewitz. Im Jahre 1606 kam Rodersdorf untern Theils an Hans Joachim von Seidewiz, von welchem es im Jahre 1634 Wolf Dietrich von Posseck und sein Bruder Wolf Albrecht von Posseck erworben haben. Dann ging es auf die Familie von Gössnitz im Jahre 1658 über, welche es bis zum Jahre 1746 besass. Von dem letzten der Familie Hans Wilhelm von Gössnitz kaufte es Frau Baronosse von Stein, die es bis zum Jahre 1754 besass, wo es der Vicebürgermeister Hübschmann aus Oelsnitz acquirirte. Bei dieser Familie blieb es vom Jahre 1754–1803. In dem letzteren Jahre wurde der Amtshauptmann Schönfels damit beliehen, von welchem es der gegenwärtige Besitzer Herr Friedrich Wilhelm Michaelis erkaufte, wogegen die Söhne des vorgenannten Herrn Amtshauptmann von Schönfels jetzt Reuth, Tobertitz und Ruppertsgrün bei Werdau besitzen. Herr Major von Schönfels in engern und weitern Kreisen bekannt als Präsident der ersten Stände-Kammer ist mit Reuth beliehen,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist: 2 Stunden
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/151&oldid=- (Version vom 22.2.2017)