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Oberlauterbach


liegt zwei Stunden östlich von Plauen, unter Falkenstein in einer steinigen und waldigen Gegend, an der alten Auerbach-Plauenschen Strasse und am Fuchspöhl.

Das hiesige Rittergut, welches lange Zeit den Namen Falkenstein untern Theils geführt hat, wurde am 24. Novbr. 1741 erst altschriftsässig und bildete einen Theil der Herrschaft Falkenstein, weshalb auch die Ortsgeschichte mit Falkenstein genau zusammenhängt.

Der Erbauer des Rittergutes ist eben so unbekannt, wie der von Falkenstein. Oberlauterbach mit Falkenstein besass im Jahre 1270 Johann von Falkenstein, ein Geschlecht, welches im 14. Jahrhundert unter den Namen Walkenstein noch vorkommt. Nach der Landestheilung der Gebrüder Balthasar und Wilhelm und deren Vettern Friedrich Wilhelm und Gürge, Landgrafen zu Thüringen und Marggrafen zu Meissen wurden im Jahre 1382 die von Lobdaburg auf Elsterberg mit Falkenstein beliehen. Nach deren Fall erhielt es durch Friedrich den jüngern die Familie von Trützschler. Unter dieser Familie ist vorzüglich Conrad von Trützschler bekannt. Derselbe gehörte zu den Ständen des Landes, welche im Jahre 1445 zur Beilegung der zwischen den beiden Brüdern Wilhelm III. und Churfürst Friedrich dem Sanftmüthigen entstandenen Zwistigkeiten zu Leipzig am Montag nach St. Katharinentage eine Vereinigung zur Schützung ihrer staatsbürgerlichen Rechte geschlossen hatten. An der Spitze dieser Verbindung standen die Bischöfe Johann zu Meissen, Johann zu Merseburg und Peter zu Naumburg mit den Aebten: Johann zu Kempnitz, Heinrich zu Saalfeld, Heinrich zu Pegau, Johannes zu Zelle, Johann zum Buche, Nicolaus zum Grünhain und Erhardt zum Bergen. Ferner Otto und Albrecht, Burggrafen zu Leissnigk und Herrn zu Penigk und Rochsburg; Heinrich, und Heinrich, Herren zu Gera und zum Lobenstein, Heinrich Russe der Aeltere, Herr zu Greitz. Veit und Friedrich von Schönburg, Herren zu Glauchau und Waldenburg. Dann über 100 vom Adel. Unter diesen sind die Vornehmsten gewesen: Hensel und Friedrich von Dohna auf Auerbach, Konrad von Ende zu Ronneburg, Ulrich Sack, Rudolph von Bünau zu Kutzschwitz, Günther von Bünau zu Elsterberg, Jürge von Wolfersdorf zu Berga, Nicol von der Planitz und Conrad von Trützschler auf Falkenstein mit Oberlauterbach.

Die spätern Nachrichten. welche über die von Trützschler’sche Familie Aufschluss gehen könnten, fehlen gänzlich. Nur so viel steht fest, dass im Jahre 1616 Georg Abraham von Trützschler Falkenstein mit Oberlauterbach besessen hat, der die Besitzung von seinem Vetter Wilhelm Friedrich von Trützschler erkaufte. Dann kam es an Hildebrand Eichelberg von Trützschler. Dieser Eichelberg von Trützschler ist derselbe, welcher in seinem Testamente vom 16. Mai 1631 die Gründung eines Hospitals zu Limbach im Voigtlande – in der Nähe von Christgrün, welches demselben ebenfalls gehörte, mit der Bestimmung verordnete, dass von den Ersparnissen beim Hospitale 12 Freistellen auf der Meissner Fürstenschule nebst einer Zulage für die Lehrer gestiftet wurden, eine Verordnung, welche im Jahre 1728 auch wirklich zur Ausführung kam.

Im 18ten Jahrhundert besass Falkenstein mit Oberlauterbach der Oberst Johann Friedrich von Trützschler, von welchem es an Traugott Friedrich Trützschler gekommen ist. Dann wurde der Lieutenant August Ferdinand von Trützschler damit beliehen und nach dessen im Jahre 1815 erfolgten Ableben folgte im Besitze der Rittmeister August Heinrich von Trützschler. Von diesem übernahm die ganze Besitzung der Geheime-Präsident und Minister zu Altenburg Carl Adolph von Trützschler, welcher am 31. Juli 1831 mit Tode abging, worauf dann der noch jetzt lebende Kammerherr und Geheime Conferenzrath Carl Adolph von Trützschler zu Gotha damit beliehen wurde, der Vater des in Baden im Jahre 1849 erschossenen Appellationsgerichtsassessor Adolph von Trützschler, eines durch Herz und Verstand gleich ausgezeichneten Mannes. Vor einigen Jahren verkaufte der Geheime Conferenzrath von Trützschler das Gut an Herrn Opitz auf Netzschkau und letztrer wieder an einen gewissen Herrn Christoph Falk. Jetzt ist Oberlauterbach anderweit verkauft.

Der frühere Gerichtssprengel von Oberlauterbach war ein sehr grosser.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/169&oldid=- (Version vom 7.1.2017)