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alte und schlechte Gebäude, an deren Stelle jetzt massive, bequem eingerichtete Wohnhäuser stehen.

Die Kirche mit der zu Taltitz war früher eine Tochterkirche von Plauen und wurde durch Geistliche des deutschen Ordens besorgt. Zur Parochie gehörten damals: Planschwitz, Magwitz und Oeda, das spätere Dröda. Letzteres erhielt im Jahre 1506 einen eigenen Pfarrer, (der zugleich Schulmeister ist,) weil zwischen beiden Dörfern ein Bach, Triebelbach, fliesset, der oft so stark wird, dass die Communication zwischen Dröda und Planschwitz rein abgeschnitten ist. Von dieser Zeit her schreibt sich noch eine Abgabe von Dröda, welche in 30 Thalern Opfergeld an den Pfarrer und 6 Groschen an den Schullehrer besteht.

Seit dem Jahre 1393 wurde für Taltitz sowohl wie für Planschwitz ein besonderer Geistlicher berufen. Die Inspection über Kirche und Schule hat der Superintendent zu Oelznitz, die Collatur über die Pfarre und Schule aber der Superintendent zu Plauen, nicht als solcher, sondern als Pfarrer daselbst. Denn die hiesige Pfarre wurde von der Plauischen Komthurei mit Feldern, Wiesen und Holzung dotirt und daher auch das Recht der Besitzungen vorbehalten.

Dagegen hatte der hiesige Pfarrer bis auf die neuesten Zeiten jährlich einen Scheffel Korn an die Verwaltung des deutschen Hauses in Plauen zu entrichten, eine Abgabe, die nun auch hier wohl jetzt abgelöst sein wird, da der Rath zu Plauen als Verwalter des deutschen Hauses mit allen Zehntenpflichtigen die Ablösungen begonnen und hier und da schon beendet hat.

Merkwürdig ist, dass der frühere Besitzer vom Gute Herr von Neidberg, welcher für Lebzeiten die Collatar über Pfarre und Schule vom Herzog Moriz zu Zeitz zu Lehn getragen, niemals solche ausgeübt hat. Darauf gründen sich auch die späteren Processe der Nachfolger Neidbergs im Besitze von Planschwitz, die aber nie für die Gutsherrschaft gewonnen wurden.

Die Kirche bildet ein langes Viereck. Nur auf der einen Seite hat sie Fenster, daher bei trüben Wetter wenig Licht. Eine einzige Thür führt in das Schiff der Kirche, eine daneben auf die Emporkirchen und eine dieser gegenüber auf die herrschaftliche Kapelle.

Das Aeussere der Kirche ist ganz einfach, hier und da durch einen Strebepfeiler gestützt. Der Thurm ist ein hölzernes Gerüste. Ein bestimmter Baustyl ist in der Kirche nicht zu finden. Einzelne Monumente in der Kirche sind aus dem 16. Jahrhundert und gehören den Familien von Tettau und Falkenstein an.

Der Altartisch ist gemauert. Der Altaraufsatz ein sogenannter Flügelaltar. Die mittlere Abtheilung enthält 3 grosse weibliche Figuren, Maria die Himmelskönigin, der ein Engel die Krone reicht, mit dem Jesusknaben in dem Arme. Daneben Katharina mit Schwert und Rad, rechts Magdalena mit Kelch.

Die Abtheilung rechts enthält 2 Felder über einander; oben Christophorus, unten Anna mit Maria und Jesus, beide als Kinder.

Die Abtheilung links enthält wieder 2 Felder, die heilige Barbara mit Büchse und Magdalena mit Kelch.

Schlägt man die Flügel herum, so zeigt sich ein Gemälde, in der Mitte ein Engel auf 2 Blutstropfen deutend, welche er auf weissem Grunde zeigt, davor eine weibliche Gestalt, welche staunend betet, Auf der Seite rechts Petrus mit dem Schlüssel, links Paulus mit dem Schwerdte.

Dieses Gemälde soll sich auf die Sage von Stein beziehen, ohne jedoch dafür nähere Beweise zu haben.

Magwitz ist mit mehren andern Orten hieher eingepfarrt. In der Magwitzer herrschaftlichen Kapelle, welche jedenfalls erst später eingebaut worden ist, befindet sich eine Tafel mit dem Reitzensteinschen Wappen von Christoph Heinrich von Reitzenstein, geboren 1635, gestorben 1706 auf Schwarzenbach am Walde.

Ausserdem sind noch die einzelnen Häusser von Gösswein, Siebenhitz, Ottenhaus, Streithaus, Hammerhäusser und Rosenthal eingepfarrt.

Rosenthal ist ein einzeln stehendes Gasthaus an der Plauenschen-Hofer Chaussee, wo bis vor einigen Jahren von 14 Tagen zu 14 Tagen ein grosser Theil der Voigtländischen Herren Rittergutsbesitzer mit ihren Familien aus der Umgegend sich Sonntags Nachmittags versammelte, und in heiterer Geselligkeit durch Tanz und Spiel sich vergnügte. Jeder anständige Fremde fand hier gastfreundliche Aufnahme, und manches Band der Freundschaft und Liebe ist hier geknüpft worden.

Planschwitz mit Stein hat 44 bewohnte Gebäude, 46 Familienhaushaltungen und 255 Einwohner. Die Gemeinde ist arm. Ein grosser Theil der Hausbesitzer hat keine Grundstücke. Ein einziger Halbhüfner ist hier.

Planschwitz, wo bis zum Eintritt der neuen Gerichtsverfassung Herr Advokat von Dieskau als Gerichtsdirektor fungirte und die weltliche Oberinspection über Kirche und Schule mit bildete, gehört jetzt zum Gerichtsamt Oelsnitz, zum Bezirksgericht Plauen, zur Amtshauptmannschaft Plauen zum Regierungsbezirk Zwickau.

Möge die jetzige Gerichtsherrschaft noch lange zum Wohle, zum Heile ihrer Untergebenen hier walten.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/177&oldid=- (Version vom 7.1.2017)