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wo sie einst neben ihrem Gatten weilte und unter traulichen bisweilen gelehrten Gesprächen die Stunden schnell und angenehm dahin schwanden.

Das Ganze aber erinnert uns recht lebhaft an das Vergängliche der Zeit, an das Erlöschen alles Irdischen, wenn es auch noch so gut, noch so vortrefflich ist. Nur der Gedanke, dass hier meist vortreffliche Menschen gelebt und gewirkt haben, dass solche von Kindes und Kindeskindern mit Achtung und Verehrung genannt werden, ist erhebend und ermundert Aehnliches zu thun und zu schaffen.

M. G.     




Schönbrunn.


König Heinrich I. unterjochte zu Anfang des zehnten Jahrhunderts die Sorben und der Name des Sorbenlandes hiesiger Gegend verliert sich von nun an und die Benennung des Voigtlandes kommt für solche dagegen auf. Um diese besiegten Sorben besser im Zaume zu halten wurden jetzt, ausser den Burgwarten, welche von der hier bestandenen Marg und deren Vergrösserung noch herrührten, noch mehrere dergleichen angelegt und damit diejenigen höheren militärischen Personen beliehen, welche zur Unterdrückung der Sorben hilfreiche Hand geleistet hatten.

Den übrigen Theil des Landes, der nicht an diese graduirten Herren verlehnt wurde, behielten König Heinrich I. und seine Nachfolger, als Domainengüter der Krone für sich, welche sie durch ihre Voigte verwalten liessen, daher der Ursprung der hiesigen Voigte.

Auch diese Voigte bedurften zu ihrer Sicherheit fester Burgen und es entstand in der Voigtei Voigtsberg mit Oelsnitz das Schloss Voigtsberg. In dieser Voigtei entstanden nun auch neue Ansiedelungen und zu diesen neuen Ansiedelungen gehört auch das Dorf Schönbrunn, sogenannt theils von den herrlichen, guten Brunnen, theils von der herrlichen Aussicht, die man in das Elsterthal hin geniesst.

Schönbrunn war ursprünglich blos ein Vorwerk von Oelsniz und wurde erst im 15. Jahrhundert zum Rittergute erhoben, und gehörte auch im 17. Jahrhunderte noch der Stand Oelsniz, sowie diese Stadt noch bis zum Jahre 1609 ebenfalls Lauterbach obern und untern Theils, beide Theile von Marxgrün, die Grafschaft Gölnitzhof inne hatte. Erst durch die Drangsale des 30jährigen Krieges wurde der Rath zu Oelsniz gezwungen, seine schönen Besitzungen zu verkaufen und Schönbrunn kam an die Familie von Reizenstein, welche es in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts veräusserte.

Von nun an finden wir hier die Familie Stengel. Der jetzige Besitzer ist Herr Johann David Stengel und ist mit dem Gute seit dem Jahre 1814 beliehen.

Ein Mann von ausgezeichneter Humanität, von grosser Mildthätigkeit und Herzensgüte, dem seine vortreffliche Gattin eine geb. Schenkel aus einem Hause einer alten Patricier-Familie von Oelsnitz in seinen Werken des Wohlthuns stets würdig zur Seite steht.

Die Gebäude des Gutes sind nicht imponirend, sondern zum grossen Theile sehr alt, aber einmal eingetreten in die Wohnung des Eigenthümers kann der Einsprechende nur schwer sich wieder trennen: Denn

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/190&oldid=- (Version vom 24.2.2017)