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Magwitz.


Das Dorf mit amtsässigem Rittergute liegt 1 Stunde nördlich von Oelsnitz auf der linken Seite der Elster. Der Ort ist von den Sorben schon im 8. Jahrhundert angelegt und eine Grenzfeste stand hier ebenfalls schon im 10. Jahrhundert, die nur von der einen Seite zugänglich, jedoch in den frühesten Zeiten durch einen tiefen Graben geschützt war.

Von dem Orte entlehnte ein altes Adelsgeschlecht seinen Namen.

Die alte ursprüngliche Felsenburg besteht nicht mehr, vielmehr ist an deren Stelle im 16. Jahrhundert ein neues modernes Gebäude emporgestiegen, der Anblick aber immer noch imposant, wie die Abbildung darthut.

Zum Rittergute wurden bisher die Bewohner des Otterhauses, des Streithauses, vom Rosenthal und Siebenhitz als Gerichtsuntergebene gezählt.

Auch die dasige Mühle von 2 Gängen gehörte früher zu dem Rittergute.

Vor einigen Jahren wurden die alten Wirthschaftsgebäude durch ruchlose Hand ein Raub der Flammen, welche jetzt ganz stattlich im neuen Style wieder erbaut sind.

Die späteren Besitzer des Gutes nach den Herren von Magwitz sind nicht recht bekannt.

Im Jahre 1586 wird zuerst die Familie von Falkenstein als Besitzerin erwähnt, welche es auch bis ins 18. Jahrhundert behauptet hat. Der letzte von Falkenstein wird als Pachter des 4. Theils von Magwitz gedacht.

Von 1719 bis 1749 besass es das Geschlecht derer von Reizenstein, von welchem es ein Herr von Kospoth acquirirte, der aber schon 1766 das Gut wieder an einen von Paschwitz abgelassen hat.

Im Jahre 1804 kaufte das Gut Herr Rittergutsbesitzer Gräf auf Wiedersberg, bei dessen jüngstem Sohne sich dasselbe jetzt noch befindet. Die Familiengeschichte der Herren Gräf ist schon näher bei der Beschreibung des Rittergutes Wiedersberg erwähnt worden.

Der jetzige Besitzer hat in den letzten Jahren eine grosse Bierbrauerei angelegt, wo ein sehr gutes, dem bayerschen Biere gleich kommendes Getränke gebraut und weit hin verschroten wird.

Dieses Bier hat die gute Eigenschaft, dass es im Herbste viel länger rücksichtlich seiner Güte aushält, als das baierische Bier und nie so herbe und bitter schmeckt, als das letztere.

Auch hinsichtlich des Feld- und Wiesenbaues und der Viehzucht hat der derzeitige Besitzer alles Mögliche gethan, um den Werth seines Gutes zu erhöhen.

Magwitz besitzt auch noch sehr schöne Holzungen und ist auch durch eine ausgezeichnete Holzcultur für die Nachkommen hier gesorgt.

Der Hussiten- und der dreissigjährige Krieg haben auf diesen Ort und Umgegend ebenfalls hart eingewirkt und diejenigen, die von dem Schwerdte der Feinde verschont wurden, hat dann die schreckliche Pest dahingerafft.

Magwitz liegt, wie oben schon erwähnt worden, an der linken Seite

     Voigtländ. Kreis, 18tes Heft, oder 92tes d. g. Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/196&oldid=- (Version vom 7.1.2017)