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Wohlhausen


1/2 Stunde nördlich von Markneukirchen, am Wege von der nach Klingenthal und Auerbach, rechts vom Ebersbach 11/2 Stunde östlich von Adorf, und 3 Stunden südlich von Schöneck entfernt gelegen.

Der Ort heisst auch Wolhausen und Wohlhausen, ohne dass man genauer eigentlich angeben kann, woher die Benennung stammt.

Wolhausen selbst ist sehr alten Ursprungs und ein Vorwerk soll schon im 13. Jahrhundert hier existirt haben. Auf den Grundmauern des alten früheren Schlosses ruht heute noch das in der Abbildung befindliche herrschaftliche Wohngebäude.

In dem früheren alten Schlosse soll einst aus der Voigtländischen Ritterschaft ein Edler von Thoss sich an die Spitze gestellt, um dem Raufritterwesen ein Ende zu machen und von den gekommenen Rittern einen feierlichen Eid verlangt haben, welcher zu Streitigkeiten und zu einem Zweikampfe Veranlassung gab, in welchem Ritter von Thoss sein Leben endete. Man ehrte aber den Tod des Edlen von Thoss dadurch, dass die Ritterschaft der dasigen Umgegend sich gegenseitig das heilige Wort gab, in der ganzen Umgegend von Adorf und Markneukirchen keinen Ritter zu dulden, welcher vielleicht auf Abenteuer, auf Wegelagerung und Beute ausziehen sollte. Daher kommt es auch, dass man von den oberen Theilen des Voigtlandes keine Sagen, keine Räubergeschichten zu erzählen weis.

Um die Geschichte der Edlen Thosse, die hier gehaust haben sollen, ist aber noch ein grosses Dunkel verhüllt und bis zum 15. Jahrhundert fehlen uns über die Besitzer von Wohlhausen die näheren Nachrichten. Wohl möglich, dass durch die Hussiten hier die nöthigen Notizen vernichtet worden sind. Doch soll nach den Edlen von Thoss, ein Johann von Berg Wohlhausen besessen haben. Erst nach dem Hussitenkriege wird die Geschichte von Wohlhausen wieder lichter.

Die uns hier zuerst wieder genannten Besitzer von Wohlhausen sind die Herren Gräfendorf, denen Wilhelm von Carlowitz folgte. Dann kam es im 17. Jahrhundert an Philipp Sigismund von Schirnding, welche Familie das Gut bis zum 18. Jahrhundert besass. Im Jahre 1791 finden wir als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Wohlhausen, wieder einen von Thoss und zwar den Hauptmann von Thoss, welcher die Besitzung an einen gewissen Herrn Mirus abtrat, von welchem solche die Familie von Römer acquirirte, die jetzt noch im Besitze sich befindet. Dem Amtshauptmann von Römer folgte dessen Herr Sohn, Carl von Römer, welcher seit wenig Jahren mit Tode abgegangen ist und das Gut seiner unverheiratheten Schwester, dem Fräulein C. von Römer hinterlassen hat.

Mit dem hiesigen Rittergute sind einige Häuser und eine Mühle in Zwota verbunden, welche auf herrschaftlichen Felde von Wohlhausen erbaut ist.

Das Rittergut hatte früher seine eigene Gerichtsbarkeit, und unter dieselbe gehörte der Pfarrort Wohlbach. Dieser Ort muss später entstanden sein als Wohlhausen, weil ausserdem die kurze Entfernung von letzterem Orte gewiss Grund genug gewesen sein würde, dass die Bewohner von Wohlhausen nach Wohlbach in die Kirche gewiesen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/262&oldid=- (Version vom 7.1.2017)