die Bewohner hiesiger Gegend drei Vierteljahre hindurch erhalten muss und sein Schmausessen ist der Götze. Diese Speisen, das harte Wasser und die häufigen Wechsel der – besonders oft nebligen – Witterung gelten für die Ursachen des hier, wie im erzgebirgischen Kreise überhaupt so häufigen Magenkrampfes oder der sogenannten Herzenskrankheit, bei welchem Namen man freilich in grossen Städten nicht an die Kartoffeln denken würde.
Die Sprache ähnelt hier schon dem Erzgebirger und dieselbe ist bereits mehr singend. Die Bevölkerung selbst ist schon sehr stark und vermehrt sich von Jahr zu Jahr mehr, wozu frugale Lebensart, nicht ungesundes Klima und die immer grössere Verbreitung des Fabrikwesens das Ihrige beigetragen haben.
Unterlauterbach heisst der Ort zur Unterscheidung von dem ziemlich damit zusammenhängenden Dorfe Oberlauterbach, welches von jeher zur grossen Herrschaft Falkenstein gehörte, wie wir dies schon weiter und näher bei der Beschreibung dieses Ortes erwähnt haben.
Unterlauterbach, wie Oberlauterbach, sind wohl zu unterscheiden von den beiden Rittergütern Lauterbach obern Theils und Lauterbach untern Theils, welche eine Viertelstunde von Oelsnitz liegen. Den Namen haben wohl alle diese Orte von einem klaren und lautern Bache, der in ihrer Nähe fliesst; denn sonst wäre der Name nicht zu erklären, da eine Familie von Lauterbach nicht existirte und also auch dem Orte nicht den Namen gegeben haben kann.
Unterlauterbach hatte bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation seine eigenen Gerichte und irren viele Topographen, welche diesen Ort früher den Voigtsberger Amtsdörfern zugetheilt haben. Man könnte annehmen, dass dies eine Verwechslung bezüglich des Rittergutes von Unterlauterbach selbst sein könnte und man damit weiter nichts sagen wollte, als dass das Rittergut als neu schriftsässiges Gut dem Amte Voigtsberg untergeordnet gewesen sei. Aber auch dieses wäre nicht richtig, da Unterlauterbach als Gut zum früheren Justizamte Plauen gehörte.
Wenn man einen schönen Anblick von diesem Rittergute geniessen will, so muss man bei einer Wanderung auf der alten Strasse von Plauen nach Falkenstein über der Trieber Höhe hin, bald bei dem Ausgange des Holzes vor Falkenstein, Halt machen und der Wanderer wird bei seiner Umschau nach der linken Seite hin durch dichte Waldung das schöne Schloss von Unterlauterbach in seiner ganzen Grösse erblicken und man kann sich denken, wie versteckt dasselbe in den frühesten Zeiten in Waldesdunkel gelegen haben muss. Bedenkt man noch die früheren unwirthbaren Wege, die frühzeitigen harten Winter, so muss man sich wundern, wie auch hieher der menschliche Fuss gelangte und eine Stätte sich baute.
Noch viel mehr aber muss man menschlichen Fleiss und menschlichen Muth anstauen, welcher alle Hindernisse zu überwinden wusste und die grösste Wildniss in freundliche Wohnungen umwandelte, Wälder ausrodete und Land urbar machte, um für sich und die Seinigen Nahrung zu finden und das Leben sich angenehm zu machen.
Bis an Falkenstein heran zogen sich die dichten Waldungen und die grossen Sümpfe, und auf stundenlangen Wegen war kein Haus, kein Obdach zu sehen. Der Wanderer fand weiter keine menschliche Seele in diesen Waldungen, als höchstens ein Mal einen Stockmacher, der sich bei seinem Feuer seine Nahrungsmittel bereitete.
Wie ganz anders jetzt. Die schönsten Wege führen überall durch diese Waldungen, überall Leben und Betriebsamkeit, überall dazwischen üppige Wiesen und schöne fruchtbare Felder.
Zu allen diesen vortheilhaften Verwandlungen haben die Gerichtsherrschaften von Unterlauterbach redlich das Ihrige beigetragen. Namentlich hat die Familie Adler die Oeconomie des Gutes bedeutend gehoben und vorzüglich die Viehwirthschaft in den Stand gesetzt, dass in dieser Beziehung das Gut den grössten Gütern des Voigtlands an die Seite gesetzt werden kann.
Die Schicksale des Orts anlangend, so kann etwas besonders Merkwürdiges darüber nicht erwähnt werden, als dass es in dem 30jährigen Kriege mit den Orten hiesiger Gegend Gleiches zu dulden und zu ertragen hatte.
Somit hätten wir blos noch zu erwähnen, dass Unterlauterbach keine eigne Schule hat, sondern seine schulpflichtigen Kinder nach Oberlauterbach schickt.
Der Ort selbst, welcher in 30 Gebäuden 180 Einwohner hat, gehört zum Gerichtsamte Treuen.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/269&oldid=- (Version vom 7.1.2017)