setzen gewusst hatte‚ die ihr jedoch Heinrich der Lange von Plauen wieder abnahm; und auch diese letzte Linie der einst so mächtigen Dynastie trat nach 1360 in Meissnische und Böhmische Vasallenschaft, und wurde mit Elsterberg und Falkenstein in aller Form belehnt.
Ehe indessen die Lobdaburger auf Elsterberg die Hoheit der Meissner Markgrafen und des Königs von Böhmen anerkannten, suchten sie ihre Selbstständigkeit dadurch zu erhalten‚ dass sie sich mit den ebenfalls durch die Macht des Meissnisch-Thüringischen Hauses gefährdeten Voigten eng verbanden‚ und ein Schutz- und Trutzbündniss schlossen. Im Jahre 1327 fand auf Veranlassung Bussos von Elsterberg und seines Sohnes zu Ronneburg eine Versammlung statt‚ bei der die sämmtlichen Reusse sammt ihren Anhängern den sogenannten „Ronneburger Verein“ bildeten. Bald darauf trat Busso mit seinem Bruder Herrmann nebst Heinrich Reuss dem Kleinen auch einer Verbindung mehrerer Thüringischen Grafen und Städte bei, worauf die sogenannte Orlarmündische Fehde gegen das Haus Meissen begann‚ welche den Grafen von Orlamünde ihre schönsten Besitzungen‚ darunter Orlamünde und Weimar‚ kosteten‚ und sie zwang sich Markgraf Friedrich dem Strengen als Vasallen zu unterwerfen.
Auch die Verbündeten waren nicht im Stande den Waffen der Meissner zu widerstehen. Der Thüringische Heerführer Graf Heinrich von Hohenstein übte fürchterliche Rache. Eine Anzahl Städte wurden erstürmt und zerstört, und auch vor die Burg Elsterberg zog ein Haufen wuthentbrannter Kriegsleute und stürmte mit unwiderstehlicher Gewalt ihre festen Mauern und Thürme. Der Sohn Bussos von Elsterberg nebst zwölf gefangenen Edelleuten wurden sofort auf dem Marktplatze des Städtchens enthauptet, die Besatzung in Stücken gehauen und das Schloss geschleift. Die Folgen dieses blutigen Krieges‚ der in der Geschichte unter dem Namen des „Voigtländischen Krieges“ bekannt ist, traf fast sämmtliche Verbündete sehr hart, und die Oberherrschaft Böhmens und des Meissnisch-Thüringischen Hauses war gesichert für immer.
Die Lobdaburger Herren‚ von denen 1415 noch ein Herrmann von Elsterberg und Plan genannt wird‚ welcher von Hans von Riesenberg die Herrschaft Luditz in Böhmen erbte‚ blieben im Besitze von Elsterberg bis gegen das Jahr 1440‚ wo es als offenes Lehn an die Landgrafen fiel‚ und von diesen den Herren von Bünau überlassen wurde, von welchen Günther von Bünau 1440‚ auch Christgrün besass. Ihm folgte Heinrich von Bünau, dessen gleichnamigem Sohne auch Thürnhof und Kummerhof gehörte. Heinrich von Bünau auf Schlöben‚ sein Sohn war Kreishauptmann des Voigtländischen Kreises‚ und 1578 besassen die Bünaus auf Elsterberg auch Steinsdorf und Kleingera. Im Jahre 1634 war der steinreiche Oberst von Bose auf Netzschkau Eigenthümer der Burg und des Städtleins Elsterberg‚ 1753 aber gehörte der Ort dem Obersteuereinnehmer Rudolf von Bünau auf Frankenhof, Kleingera und Kunsdorf‚ und 1818 dem Oberstlieutnant Heinrich Adolf von Beust. Ueber die eigentlichen jetzigen Besitzesverhältnisse können wir blos noch angeben, dass Elsterberg 1830 mit einigen andern Gütern dem Kammerherrn Freiherrn von Beust in Lehn gegeben wurden‚ obgleich sie zur Freiherrlich von Hünefeldschen Stiftung gehören‚ für deren Besitzungen 1832 ein Herr von Schlieben die Lehn übernahm.
Die alte Burg Elsterberg besteht noch aus einigen grauen Mauern und Thurmresten‚ ist aber erst in neuerer Zeit zur Verwendung der Steine niedergebrochen worden, denn noch vor siebzig Jahren stand die Schlosskirche unter Dach, und bei dem Brande des Städtchens, 1816, war die alte Veste noch so wohl erhalten, dass eine grosse Anzahl der Abgebrannten in ihren Räumen Wohnung und Unterkommen finden konnten. Die Sage‚ dass die Burg einst ein Raubnest gewesen sei‚ ist völlig ungegründet‚ und es mag wohl die im Munde des Volkes noch jetzt fortlebende Hinrichtung des jungen Busso von Elsterberg und seiner zwölf Ritter dazu Veranlassung gegeben haben.
Am Fusse des Schlossberges liegt‚ wie schon erwähnt‚ das Städtchen Elsterberg mit beinahe dreihundert Häusern und 2500 Einwohnern. Man webt hier namentlich für die nahen Fabrikstädte Plauen und Greiz Musselin und Baumwollenzeuge‚ und schon 1802 gab es über 230 Meister, die 1803 an 20,000 Stück lieferten; 1813 gegen 600 gangbare Stühle, und 1831 306 Meister mit 126 Gehülfen, aber nur fünf Schleierherren, da doch 1813 deren zwölf waren. Ueberhaupt zählte man 1831 28 Handelsleute und 520 Webende. Auch die Lohgerberei wird hier sehr stark getrieben‚ die Oekonomie aber durch die steilen Bergeshöhen‚ welche Elsterberg umgeben‚ sehr erschwert. Bemerkenswerth ist die hiesige Brauerei und Schafzucht. Von den beiden Elstermühlen gehört die sogenannte Franzmühle zum Frankenhofe‚ einem seit 1741 ebenfalls schriftsässigen Rittergute‚ welches durch Erbtheilung aus dem Schlossgute hervorgegangen ist und zu welchem der Ort Pansdorf gehört; die Stadtmühle aber hat auch Walk-, Graupen-, Loh-, Oel- und Schneidezeug. Ausserdem befinden sich in der Stadt eine Apotheke, zwei Gasthöfe, eine Färberei und zwei Töpfereien; eine Papiermühle befindet sich im nahen Görschnitz.
Das Städtchen Elsterberg hat jenseits der Elsterbrücke kleine Vorstädte‚ und südöstlich erhebt sich der hohe Kuhberg. Nicht weit von dem Orte mündet südwestlich die Weida und nordwestlich die Tremnitz in die Elster, welche drei Flüsse zum Theil die Landesgrenze bezeichnen. Die Kirche wurde‚ wie schon bemerkt‚ zu Anfang des zwölften Jahrhunderts von einem Ritter von Lobdaburg auf Elsterberg erbaut und stand eine Zeit lang auch unter dem Patronate der Voigte von Weida, bis durch die Gründung der Greizer Kirche eine eigene Pfarrei zu Greiz entstand‚ und die Voigte für die Erlaubniss zu der neuen Stiftung ihr Mitpatronatsrecht dem Ritter von Lobdaburg abtraten. Die Gemahlin eines dieser Voigte war eine geborene von Lobdaburg. Im Jahre 1430 verkaufte Hans von Röder auf Pöhl der Kirche zu Elsterberg die Ober- und Erbgerichte über ein Gut zu Sachswitz, welchen Kauf Heinrich von Reuss auf Greiz bestätigte; der Pfarrer zu Elsterberg übte deshalb über das genannte Gut, welches jetzt das Gotteshausgut heisst‚ bis in die neuesten Zeiten die Gerichtsbarkeit aus‚ die Obergerichtsbarkeit aber haftet an dem alten Schlossgute.
Mit den zur Kirche in Elsterberg eingepfarrten Dörfern sammt den Filialen Hohndorf und Steinsdorf zählt die Parochie etwa 4500 Seelen und beschäftigt drei Geistliche‚ von denen die beiden Diakonen abwechselnd den Filialdienst zu versehen haben. Ehedem erhielt der Pfarrer seine Besoldung vom Stiftscapitel zu Altenburg‚ Churfürst Ernst bestimmte dieselbe im Jahre 1471 auf neunundvierzig Schock Groschen; aber 1492 entstand zwischen dem Stiftscapitel und dem Ritter Heinrich von Bünau auf Elsterberg über die Dotation des Pfarrherrn ein neuer Vergleich. Der erste protestantische Prediger
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/30&oldid=- (Version vom 17.10.2016)