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Marieney


2 Stunden von Oelsnitz, in einen flachen Thale gelegen, hat unstreitig von seiner Lage und dem wunderthätigen Marienbilde, das man hier besass und zu dem man ehedem wallfahrte, seine Benennung; daher es in früheren Zeiten Marienau genannt und geschrieben wurde.

Es liegt in dem, zur Zeit noch von Markneukirchen nur mit verwalteten Gerichtsamtsbezirke Schöneck, im früheren Amte Voigtsberg.

Die Flur hat wesentliche Verschiedenheit in Mittel 1672 Fuss betragende Seehöhe, fällt aber westwärts merklich ab.

Das Dorf hat jetzt 156 Häuser mit 770 Bewohnern, unter denen selbst Männer mit Weissnähen sich beschäftigen.

Im Orte sind mehre Gasthäuser und an der Würschnitz liegt die Mühle. Auf Ritterguts Grund und Boden stehen noch einige Häuser, wie z. B. der in Osten mehr hoch als tief gelegene Buttergrund mit 9 und die Harth oder das Grünholz mit 3 Häusern.

Das nicht allzustarke Rittergut, welches nur 2110 Steuereinheiten versteuert, gehörte von seiner Entstehung bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts dem alten edlen Geschlechte der Herren von Thoss, das von jeher im Voigtlande blühte und zu den reichsten Geschlechtern hiesiger Gegend zu zählen war.

Nach 1800 kam es an einen gewissen Seyfert, welcher es nicht lange besass, worauf es in die Hände der Familie Adler überging, die es jetzt noch besitzt.

Der ganze Gutsantheil, über welchen das Voigtsberger Amt die Obergerichtsbarkeit übte, begriff 1834 in 52 Häusern 282 Seelen, wogegen 364 Bewohner in 61 Häusern mit voller Gerichtsbarkeit dem Amte unterlagen.

Ueber einen Theil der Flur hat der Oelsnitzer Stadtrath die Lehn und 1542 haben 2 Ganz-, 3 Halb- und 1 Drittelhüfner dem Leonhards-, 1 Hof dem Johannisaltar, 2 Halbhüfner aber dem Pleban zu Oelsnitz gelehnt, daher erhielt der dortige Superintendent bis jetzt einen Jahrzins von 53/64 Scheffel Hafer und 3 Hühnern.

Am 12ten September 1756 hat das frühere K. Gericht zu Schönek die Amts-, am 16. Juli die Rittergutsunterthanen, 7 Tage darauf den Oelsnitzer Lehnantheil zur Gerichtspflege übernommen.

Marieney ist der Geburtsort zweier berühmter Männer, des Max Adam Friedrich Zürner, später Pfarrer zu Scassa bei Grossenhain, berühmt durch seine geographischen Messungen und als Urheber der Meilensteine, – und des Dichters Julius Mosen (eigentlich Moses), welcher seine Schulbildung in Plauen genoss, dann die Universitäten Jena und Leipzig bezog und 1843 als Hofrath und Dramaturg nach Oldenburg kam. Leider haben gichtische Leiden diesen Mann am Körper so gelähmt, dass er seiner dichterischen Wirksamkeit entsagen musste.

In den Marieneyer Bach, der Würschnitz gedeiht die junge Perlmuschelbrut besonders und es wird dieser Bach von der Elster bis über die Marieneyer Fluren hinaus, bis zur Erlmühle zur Perlmuschelzucht benutzt.

Marieney reint mit Würschnitz, Leubetha, Hermsgrün, Wohlbach und Salig.

Seit dem Jahre 1832 ist hier in Marieney eine neue Schule erbaut, in welcher 150 Kinder Unterricht finden.

Die Kirchengemeinde besteht aber eigentlich aus 3 Orten; Marieney, Salig und Hermsgrün. Beide letzren Orte haben ihre besonderen Schulen, wie wir dies bei der folgenden Beschreibung von Salig näher erwähnen werden.




Salig


ein Dorf mit 33 Häusern und 190 Bewohnern, welche früher zum Voigtsberger Amte, jetzt zum Gerichtsamte Schöneck gehören und nach Marieney in die Kirche gehen.

Der Ort selbst liegt 3/4 Meile von Markneukirchen zunächst bei Schöneck, am Wege nach Adorf in wilder Gegend, und reint mit Marieney, Wohlbach und Eschenbach.

Der Boden ist wenig ergiebig und nur mit dem grössten Fleisse kann der Erde die Frucht abgewonnen werden.

Ehemals war hier ein sehr starkes Rittergut, welches jetzt ganz getheilt und zerschlagen ist. Es gehörte solches in den frühesten Zeiten und mehre Jahrhunderte hindurch ebenfalls den Herren von Thoss, von welchen es der Stadtrath zu Adorf acquirirte, welcher bis auf die neuesten Zeiten die Rittergutsfähigkeit von Salig erhalten hat.

Die Erbgerichtsbarkeit hatte indess der Stadtrath schon 1840 an die Regierung abgetreten und zwar die Hälfte von Salig; denn die andere Hälfte war nebst Obergerichten über das Ganze von jeher dem Staate zugehörig.

Jedoch war auch der Rath zu Oelsnitz lehnbetheiligt.

Die Schule in Salig ist seit 1840 erbaut. Das Besetzungsrecht der Schulstelle steht der dortigen Gemeinde zu.

Die Bewohner nähren sich ebenfalls von Blattstichnähen, welche Arbeit selbst Knaben verrichten.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/314&oldid=- (Version vom 24.2.2017)