Schriftliche Nachrichten freilich darf man aus der ganzen vorhussitischen Zeit hier nicht verlangen.
Chrieschwitz liegt nordöstlich von Plauen, an der alten oder Reichsstrasse nach Reichenbach und am Friesenbache, unfern des rechten Elsterufers, rainend mit Möschwitz, Kleinfriesen und Reusa. Die Flur liegt im Mittel nur 14 Fuss unterhalb der Plauischen, nämlich 1100 Fuss überm Meere. In Nordosten erhebt sich der Zannen- oder hohe Berg. 31/7 Acker der Flur, mit nur 19 Steuereinheiten, gehören der Stadt Plauen, und lehnbetheiligt ist hier auch das Rittergut Reusa. Früher hat man hier eine Kupferzeche gebaut: „Gottes bescheertes Glück.“ Man findet hier Amianth.
Das Elsterthal zieht sich unterhalb Chrieschwitz schnell zusammen zu einem theilweis felsigen, engen, romantischen Wald- und Wiesengrunde; vergl. hierbei Liebau.
Das Dorf zählte 1834 in 61 Häusern 354, 1858 in 66 Häusern 514 Seelen. Es wählt sich seinen Schullehrer in Vereinigung mit dem Gutsherrn. Wenn auf seinem Plane von dem Treffen bei Plauen das Theatrum Europaeum Chrieschwitz eine Kirche giebt, so kann dies nur ein Versehen des Vorzeichners gewesen sein.
Zur grössern Hälfte unterlag das Dorf schon früher dem Amte, welchem auch die volle Gerichtsbarkeit des Rittergutes über den Rest im October 1855 zufiel.
Mit 4 hiesigen Gütern hat der Graf Albert v. Eberstein sogleich 1122 seine neue Pfarrei Plauen dotirt, welche jedoch später jenes Besitzthum wieder verlor. – Das seit 1837 den 3 Gebrüdern Walther gehörige Mannlehn-Rittergut versteuert nur 24821/5 Einheiten, gab auch 1801 (incl. eines Möschwitzer Hauses) nur 142 Unterthanen an, ist also schwach; wenn es – demnach – aus den 3 Rittergütern zusammengeflossen, welche 1428 Hermann Coppe, Friedrich Welckel und Hanns v. Magwitz hier besassen, so muss es hinwiederum später den Anbauern sehr viel von seiner Flur abgetreten haben. 1487 hatte es ein anderer Hanns v. Machwitz, 1742 ein Major v. Winckelmann, 1793 noch dessen Nachkömmling, und 1817 Johann Heinrich Fiedler, welcher wegen dieses neuschriftsässigen Gutes den Landtag besuchte.
Christgrün, (S. 145 d. A.) 1570 auch Chrisgrun geschrieben, liegt westlich unterhalb des sogenannten kalten Feldes, auf welchem in des Forsthauses Nähe der Ruppertsgrüner Forellenbach entspringt, und 11/4 Stunde südwestlich von Netzschkau. Die nicht stark variirende Flur, im Mittel 1324 Fuss erhaben, raint mit Reinhardsgrün, Limbach, Lohsa, Herlas- und Ruppertsgrün, und begreift in Nordnordosten auch die Wüstmark Poseck oder die Posseke. In Osten ist eine unbewohnte Windmühle; in Nordost und Süden stehen isolirte Ziegeleien. Einige Häuser stehen unter dem Namen Klein-Christgrün weit in Westen entfernt, nahe nördlich bei Ruppertsgrün, am Forellenbache, der hier die Ruppertsgrüner Kleppermühle treibt. Noch entlegener in Westen ist die Schäferei. Dieses Beiörtchen Kleinchristgrün scheint einen Theil der (übrigens Ruppertsgrüner) Wüstmark Orbes zu bedecken, und hat in Südwesten den Wachhübel, in Nordwesten das Orbesholz. – Beim Hauptdorfe dagegen, das in Westen mit dem schönen, grossen, regelmässig angelegten Rittergute schliesst, steigen südwestlich der Schäferberg, nordwestlich die Höhe des Grünhofes mit dem Pinzig an: ein Name, den ebenfalls anderwärts noch bestehende Orte führen. In der Flur ist das Rittergut Pöhl lehnbetheiligt.
Dem Gute ist unterm 24. November 1741 die Altschriftsässigkeit und Landtagsfähigkeit bestätigt worden. In der Wirthschaft ist es jetzt mit Ruppertsgrün combinirt, und beide Güter zusammen versteuern 6512 Wertheinheiten, bilden daher schon eine bedeutende Besitzung. Die Gerichtsbarkeit in des Gutes Zubehör kam am 18. April an das K. Gericht (jetzige Amt) Elsterberg; 1801 gab der Sprengel 856 Consumenten an. Das Dorf aber zählte 1834 und 1858 nur resp. 137 Seelen in 22 – und 146 in 23 Häusern.
Das Gut besass 1570 jener Rudolf v. Bünau auf Elsterberg, der 1554 bis 1574 als Vormund seines Stiefsohnes Hanns Balthasar Edlen Sacks auch die Mühltrofer Herrschaft verwaltete, und 1582 Mitglied der Landes-Kirchenvisitation war. – 1694 starb als Besitzer der Hofrath und Meissner Amtshauptmann Leonhard v. Milckau auf Altschönfels. Hiernach können die Trützschler Christgrün nur wenige Jahre besessen haben.
Ueber die Vorfahren des Freiherrn E. W. H. v. Hünefeld findet man näheres in Richters Schrift über Mühltrof, S. 94 f., so wie in unserm Artikel über Limbach. Hierher gehört kürzlich nur Folgendes. Der 1661 in Frankfurt geborene Freiherr Friedrich Ludwig, S. Gothaischer Flössen-Oberinspector, machte sich los von seinen zahlreich erworbenen dortigen Rittergütern, und kaufte ohne Zweifel von den Gebrüdern v. Marschall, die es mindestens 1713 besassen – Christgrün sammt den Antheilen an Limbach, Herlasgrün und dem Ottengute, so wie mit der Bünau-Mühle an der Gölzsch, wo nun die (anfangs Petzoldische) Spinnerei ist; der Kaufbrief ist vom 30. Januar 1721. Er setzte sich hier zur Ruhe, und starb am 31. August 1724. Gemeinsam nun wirthschafteten seine Söhne Christoph Friedrich, k. k. Hauptmann, und Karl Ludwig. Erstere beerbte am 8. November 1763 sein Sohn Ehrenfried Lebrecht Friedrich. Dieser hinterliess am 8. Mai 1782 den erst am 17. Februar 1771 geborenen, im Album als Begründer der Stiftung besprochnen Sohn, welcher am 21. April 1809 Mühltrof kaufte, es bezog, für einen kargen Hagestolz galt, aber das Geld vielmehr behufs der, nun seinem Geschlecht sehr wohlthätigen, reichen Stiftung sammelte. Nachdem er 1820 Mühltrof verkaufte bezog er wieder Christgrün, und starb am 4. Januar 1827. Seine Gruft im Schlossgarten hatte er selbst sich bauen lassen, und diese ist eben die im Album erwähnte Capelle, in welcher der Limbacher Pfarrer alljährlich am 6. Januar Nachmitags eine Gedächtnissrede hält.
Des ersten hiesigen Hühnefeldes jüngerer Sohn Karl Ludwig er hielt von seiner Gemahlin, geb. v. Reiboldt aus Schwand, einen Sohn Philipp Ferdinand, welcher daher 1760 Christgrün zur Hälfte erbte. Er hatte Eine v. Bomsdorf auf Ruppertsgrün, und starb am 23. Januar 1826. Seine Gutshälfte muss er aber früher schon an seinen Cousin verkauft haben; denn sein Sohn, der Gardehauptmann Karl August Ferdinand, hat sie nie bekommen; dieser soll als Major v. d. A. in Reichenbach gestorben sein.
Die Stiftung, bei welcher auch allemal ein Jurist als Unteradministrator, verwaltete bis 1843 der Amtshauptmann Heinrich Leopold v. Beust auf Neuensalza.
Das mit Brauerei und Brennerei, mit Schäferei, Ziegelei und ziemlicher Holzung versehene Rittergut hat, Ruppertsgrün eingerechnet, g. 500 Acker Pachtland. Ueber den hiesigen Antheil an Limbach s. den Artikel von dasigem Rittergute, welches jedoch mit Christgrün in keiner Verbindung steht, und jetzt vielmehr der Fürstin Clementine v. Schönburg gehört.
Bestände wirklich hier eine Schule, so wäre dem kirchlich-statistischen Handbuche ein arges Versehen vorzuwerfen; aber nach diesem ist Christgrün nach Ruppertsgrün geschult. – Im Dorfe sind 13 Begüterte. Auch gehören zum Gute 2 Häuser in Neudörfel. Die Bünaumühle gehört nicht mehr zur Stiftung, sondern als Privatgut einem Zürbig; sie hat 3 Gänge, 1 Säge, einige Wirthschaft und Holzung. An die Eisenbahnunternehmung hat der Ort für etwa 1600 Thlr. Landes verkauft.
Coschütz, (S. 46 d. A.) auch Koschütz, theilt diesen Namen mit 1 Dorfe bei Dresden, bei welchem eine vorzüglich merkwürdige Burgstätte vorkommt. Der Name wird sehr verschieden erklärt: im Album, als laute er Chodschitz oder Choditz, zu welcher Annahme wir doch schwerlich Befugniss haben, und welcher auch die gleichfalls vorkommende Schreibung kosthwitz (zu deutsch: Knochendorf) zuwiderläuft. – „Grafen“ v. Schönburg gab es in der hier gemeinten Zeit nicht. – Die Ganstmühle heisst auch Gans-, d. h. Jahnsmühle, so wie Oetzsch- oder Oelschmühle, wobei sie vielleicht diejenige Wüstmark uns nennt, auf welcher das Oertchen Feldwiese verstreut liegt; sie wird 1/4 Stunde südlich von Coschütz von einem Nebenbächlein der Elster getrieben. – Das Dorf liegt hoch, frei, und durch schöne Aussichten angenehm, 1/2 Stündchen östlich von Elsterberg, am östlichen Abhang der Burgleithe. Seine Flur übersteigt jene von Elsterberg an mittler Seehöhe, die hier 1311 Fuss beträgt, um 344 Fuss, und raint ausser dem noch mit Scholas, Losa, Brockau, Kleingera, und dem reussischen Orte Sachswitz. Hierbei wolle man noch Thürnhof vergleichen.
Coschütz an sich zählte 1831 nur 6 Häuser mit 45 Seelen, 1858 aber mit Feldwiese, das jetzt nicht mehr als ein eigenes Dörfchen gilt, 29 Häuser mit 200 Bewohnern. Das Anwachsen von 19 auf 28 Häuser, von 122 auf 200 Seelen bleibt aber dennoch ein starkes. Zur Gemeinde hält sich der aus dem Rittergute und 2 Häusern bestehende Thürnhof. In Losa hat die Coschützer Herrschaft die Gemeindeobrigkeit und einen Antheil mit 12 Häusern, von Kleingera 4 Häuser, von Brockau die kleinere Hälfte; 1801 befasste der Sprengel 219 Consumenten; die Gerichtsbarkeit des sonst altschriftsässigen und landtagsfähigen Gutes kam am 10. October 1855 zunächst an das Gericht und später an das Amt Elsterberg.
Coschütz darf nicht mit den zu Elsterberg selbst gehörigen „Häusern auf dem Coschützberge“ vermengt werden. – In der Elster hat man einst von hier aus auch Gold-Seiferei betrieben, und da ist nun Büchners u. a. früherer Schriftsteller Ansicht interessant, dass seit dem starken Holzflössen sich im Flussande kein Gold mehr bilden wolle.
Zu Ende der ersten Spalte S. 47 ist statt „Fürst Heinrich Reuss V.“ zu setzen: Heinrich V. Reuss älterer Linie. – Schon 1301 findet sich ein Heinrich v. kozciz als Zeuge zu Jena, und 1317 Jan v. Kuschewitz als reussischer Vasall. Die von Coschütz dürften den Herren v. Colditz stammverwand gewesen sein; denn 1378 sass auf Gozsitz einer von Colditz, auf dessen Todesfall der Naumburger Bischoff Witigo II. v. Wolfframsdorff die Erbfolge den Herren Friedrich und Veit v. Schönburg zusagte, soweit nämlich die Colditzischen Güter Stiftslehn waren. So scheint denn Coschütz damals sogar ein Schönburgisches Subfendum gewesen zu sein, welches den Bischof zum Oberlehnsherrn hatte. – Dem Geschlechte v. Coschütz selbst scheinen zu nächst die v. Gehoven gefolgt zu sein; 1474 nämlich besass das Gut Friedrich v. Gehoven auf Zöwicker unfern Freiburg in Thüringen. – 1749 war es einem v. Romanus (Römer?) auf Muckershausen bei Leipzig. – Uebrigens war unter den Bose nicht der reiche Oberste Karl der erste Besitzer von Coschütz, das schon 1614 dessen älterem Bruder, dem Major Julius Cäsar Bose, gehört hat.
Derjenige Adler, der Coschütz 1809 besass, erstand damals bei der Subhastation auch Mühltrof, trat es jedoch auf der Stelle um 5000 Thaler theurer an den Freiherrn Hünnefeld ab. – 1819 war Johann Gottlob Adler Besitzer. Später erscheinen mehrere Adler als gemeinsame Besitzer; so Julius (1833), bis Christian Ferdinand 1842 es zum Alleinbesitze erwarb. Als nun 1855 dieser verstorben, erbte es mit der Erblehns-Qualität Herr Ferdinand Oskar Adler, der auch Thürnhof und Kleingera besitzt, die nahe genug beisammen liegen, um gemeinsam bewirthschaftet zu werden.
Im Namen Coschütz selbst liegt es dass ehemals eine Burg hier gewesen, davon auch wohl der Name der Burgleithe (nicht also von Elsterberg) herkommt.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/324&oldid=- (Version vom 4.2.2017)