wurde nur auf 43600 Thlr. geschätzt, jedoch von der Wittwe Keller – ihren Kindern zu Gunsten – um 45000 Thlr. angenommen, aber auch sogleich wieder öffentlich ausgeboten.
Göltzsch obern und untern Theils und Niederauerbach. (S. 107 d. A.) Diese 3 Güter, davon zwar Untergölzsch nur den kleinern, die beiden übrigen aber den mittleren beizurechnen sind, bilden mit den ihnen unterliegenden, nahen, zusammenhangenden Häusern den grossen Ort (Marktflecken oder nach dem Sprachgebrauche auch nur das „Dorf“) Rodewisch, dessen Namen Manche für deutsch nahmen, auf eine Goldwäsche oder Seifnerei – davon sich jedoch keine Spur nachweisen lässt – an der Gölzsch bezogen, und daher Rothewisch geschrieben verlangten.
Weit wahrscheinlicher aber ist er slawisch, sollte entweder Rodewitz (d. h. Burgdorf) oder Randwitz (d. h. Erzdorf) heissen, und kam ursprünglich wohl nur dem nicht an der Gölzsch, sondern an dem Wernsbache gelegnen Hauptheile des Ortes zu. Denn der andere, in süd-nördlicher Richtung an der Gölzsch hinab sich 2/3 Stunde lang ausdehnende Haupttheil, der am obern Ende das Rittergut Ober-, in der Mitte Untergölzsch, und nicht weit oberhalb des niedern Endes Niederauerbach enthält, scheint nur allmälig auf dem Boden dieser 3 Güter angesetzt zu sein. Noch jetzt nennt man den Theil an der Wernesbach, welcher 1/3 Stunde lang aus Osten her auf den Gölzschtheil stösst, insonderheit Rodewisch, so dass selbst die Vertheidiger der Deutschheit des Namens die „rothe Goldwäsche“ wenigstens nicht an der Gölzsch, sondern nur am Nebenbache suchen dürften.
Die Wässer vereinigen sich dem erhöhet überm linken Gölzschufer stehenden Gute Untergölzsch östlich gegenüber, und von da aus fliesst die Gölzsch mehr nordwest- als nordwärts. Einzelgebäude giebt es am Wernsbache selbst noch 1/2 Stunde östlich von diesem Punkte. Obergölzsch aber liegt 1/4 Stunde nördlich unterhalb der allgemeinen Amtsstadt Auerbach, wogegen von den Walz- und Drahthütten des mit dem Rittergute Niederauerbach verbundenen Messingwerkes, mit denen der Ort in Norden schliesst, Lengenfeld nur noch 3/4 St. nordnordwestlich entfernt liegt. Hier steigt in Nordost der hohe Knoch (Knochen, d. h. dürrer klippenreicher Berg) an.
Die beiden genannten Städte verbindet die längs der Gölzsch sich fortziehende Chaussee; diese kreuzt in Untergölzsch eine andere, welche dann längs dem Wernesbache hinaufzieht. Auf der durch beide Wässer sich gestaltenden Gebirgsecke (also rechts der Gölzsch, aber links vom Wernsbache) steht 5/8 Stunde von Auerbach und 11/2 östlich von Treuen die ansehnliche Kirche, deren uns nicht näher bekannte Seehöhe zu etwa 1350 Fuss anzunehmen steht. Die mittle Höhe der sehr ausgebreiteten Fluren fand man zu 1455 Fuss. Sie mag von etwa 1200 bis an 1700 Fuss variiren, indem Wiemann im Messingwerke 1238 Fuss gefunden hat. Die waldreiche Flur raint mit allen 3 genannten Städten, mit Sorga, Eich, Grün, Wernes- und Rützengrün.
Von 1834 bis 1858 wuchs Rodewisch von 363 auf 389 Häuser, von 2643 auf 3225 Seelen; 1852 aber gab es 400 Hausnummern. Untergölzsch gab seine volle Gerichtsbarkeit vorläufig 1849, definitiv 1851, Niederauerbach am 26. October 1855, Obergölzsch am 2. Juli 1856 an die Regierung, welche sie dem damaligen königlichen Gerichte in Auerbach zuwies.
Zu dem geschlossenen, die beiden Thäler in 3 Flügeln erfüllenden Orte gehören mehrere, unter besonderen Namen auf den Höhen verstreuete Häusergruppen und Einöden: links der Gölzsch die 3 Schäfereien der Herrschaften, rechts aber Rebesbrunn nächst der alten Schneeberger Strasse, Georgengrün (welches Schenk’s Karte Gürngrün schreibt) nördlich von der Wernsbach, Zeidelweide nordöstlich von Niederauerbach, aber zum Gute Obergölzsch gehörig. Nahe bei der Zeidelweide steht auch das unter 5 Viertelhüfner zertheilte Gut Ludwigsburg, welches nach Untergölzsch gehört, wie denn überhaupt die 3 Gutssprengel hier und da in einander greifen. Die letzten Häuser am Wernsbache heissen der Otterzipfel. Erhaben stehen in Nordwest die Drescherhäuser, an der Gölzsch aber das untere Pochwerk, und jenseits desselben noch die Wollspinnerei, so dass diese näher an Grün, als an Niederauerbach liegt.
Hat Rodewisch nach Verhältniss auch nicht viele Fabriken, so arbeitet es doch sehr fleissig und allgemein für die Fabrikshandlungen in Eibenstock, Schneeberg und den 3 nächsten Städten, ingleichen im Messingwerke, in den beiden Papier- und den – jedoch geringeren – Spinnmühlen, im Wald und beim Flössen, beim Russ- und Pechbereiten; es wird viel ausgenähet, auch noch etwas geklöppelt. 1830 aber war bei der drückenden Noth Rodewisch einer der unruhigsten Orte des Landes.
Von den 1794 Consumenten, welche die 3 Güter 1801 angaben, kamen 559 auf Ober-, 571 auf Untergölzsch, 661 auf Niederauerbach. Sie bewohnten jedoch nicht insgesammt Rodewisch, sondern zum Theil auch die zugehörigen Mulden-Orte zwischen Rautenkranz und Tannenbergsthal: das Bretmühlen- und Muldenhammerrevier, das hohe Haus und Jägersgrün. Diesen District hat nämlich (vgl. das Suppl. zu Auerbach) die Gölzscher Herrschaft sich vorbehalten, als sie an den Kurfürsten ihre Hauptwälder nebst Schönhaide, Stützengrün, Neustädtel, dem Terrain des heutigen Hundshübel und des Filzteiches verkaufte. – Das erwähnte Beiörtchen Georgengrün hat Leonhardi (Bd. 3. S. 432) mit dem Dörfchen Georgengrün zwischen Rautenkranz und Auerbach vermengt; auch fehlt es im Ortsverzeichniss von Sachsen. Das Album nennt S. 108. Gölzsch eine Herrschaft; aber es lag vielmehr in der Herrschaft Auerbach. Eben da wolle man das „von“ vor Reuss streichen.
Der Name Rodewisch, wenn er – nach aller Wahrscheinlichkeit – slawisch ist, nöthigt uns zur Annahme einer Burg, wenn sie auch nur ein „Vorbuwen“ der Auerbachischen gewesen. Man kann sie auf den Stätten der Kirche oder aber des Rittergutes Untergölzsch suchen, davon Obergölzsch und Niederauerbach anfangs wohl nur Vorwerke gewesen. – Der im Album erwähnte „Diener“ des Dohnaischen Burggrafen war der „Reisige“ (Adjutant) Matthias Daubennest.
Das Obergölzscher Herrenhaus hat zwar (s. Album, S. 108, Z. 1. v. u.) Schlossrecht, aber nicht das Aussehen eines Schlosses, und steht (nebst der fast anstossenden obern Papiermühle) in des Thales Tiefe, rechts vom Flüsschen, bei der Mündung des von Sorge kommenden Baches. – Zeidelweide dürfte, wie Zeidler bei Tharandt, seinen Namen allerdings von der Sommerfütterung haben, zu welcher die Zeidler ihre Bienen in hiesige Wälder brachten.
Da von den 3 Gütern Obergölzsch 45883/5, Untergölsch nur 2018, Niederauerbach 6143/7 Einheiten versteuern, deren Totale also nur 12750 beträgt, so kann man – abgesehen vom Messingwerke – den Gesammtwerth wohl kaum zu Million Thlr. anschlagen; wäre aber der Verkauf von 1563 unterblieben und die Waldung sorgsam bewirthschaftet worden, so würde jetzt eine Million kaum langen, die Güter auszukaufen. – Wie die Ortsflur eine Rebesgrünische Parzelle umschliesst, so hat Obergölzsch wiederum eine Parzelle in Schnarrtanner Flur.
Die Collatur wird seit 1848 nicht mehr von den Auerbacher Herrschaften, sondern vom. Cultusministerium geübt. Die Orgel lieferten Jehmlich und Sohn in Zwickau. Die 1854 gebaute untere Schule steht in Niederauerbach. Einen besondern Pfarrer erhielt Rodewisch erst 1706. Die Prärogativen alter Schriftsassen, namentlich die individuelle Landtagsfähigkeit, haben die 3 Güter erst am 24. November 1741 erlangt.
In eine nähere Besprechung des Messingwerkes einzugehen, hat das Album wohl mit Recht vermieden; näheres findet man darüber in den Erdbeschreibungen Sachsens von Engelhardt (III, S. 116–124) und Leonhardi (III. S. 432–434), folglich auch im Lexikon von Sachsen (VII, S. 181 f.) – Wohl aber sind dem, was das Album über Rodewisch im Allgemeinen und über die Rittergüter im Besondern gesagt, noch einige Notizen beizugeben.
Hanns Heinrich E. v. d. Planitz auf Obergölzsch (dessen Gehöfte noch jetzt der alte Wallgraben umgiebt) wurde am 9. November 1584 bei einer v. Schaurodtischen Hochzeit in Zwickau von Martin Römer tödtlich verwundet. – Dem 1680 verstorbenen Kammerjunker und Rittmeister Joachim Friedrich v. Beust folgte sein gleichnamiger Sohn; da nun aber ein Joachim Friedrich v. Beust auch wieder 1771 nach langem Besitze gestorben, so scheint dieser dänische Geheimerath des ersten Jochim Friedrichs Enkel gewesen zu sein.
Ausser der oben erwähnten Weissbachischen Papiermühle steht noch die Döhler’sche unfern des Gehöftes von Untergölzsch. Noch ist der Bleiche und Appreturanstalt der Gebrüder Müller (in Lengenfeld,) der Spinnereien von Heberer, von Kölbel, von Illing, von Meissner - wobei zugleich eine Tuchfabrik –, des Keilig’schen Geschäftes in Weiss- und Strumpfwaaren zu gedenken. Das bisherige Möckel’sche Gut in Obergölzsch, zugleich Spinnerei, wurde 1859 auf 11159 Thlr. geschätzt.
Mit dem Rittergute Niederauerbach, jede welches ein schönes 15 Fenster breites Herrnhaus und auf der Höhe in Südwesten seine Schäferei hat, ist das zugleich besessene Messingwerk völlig verbaut. Dasselbe hat auch seine eigne Fabrikschule. Unterhalb desselben, eine gute Strecke weit, bleibt in dem Flusse kein Fisch, und noch weniger kommen Perlmuscheln hier fort. –
Für die gesammten Besitzer des Werkes und Gutes trägt immer ein Hauptgewerke die Lehn, und sie ging von denen v. Mangoldt um’s J. 1750 auf den Hofrath Zeuner in Leipzig über. 1844 übernahm die Lehn über den Hofrath-Wenck’schen Antheil ein Herr Haase; andere Antheile waren den Frauen Dr. Schreber und Dr. Döring; der Hauptgewerke aber ist schon lang der Kammerherr v. Burkersroda in Thüringen, wie auch schon 1819 ein Amtshauptmann v. Buckersroda dieses gewesen. – 1827 waren Mittheilhaber die Schmidt, die Müller und die Sonnenschmidt, wozu 1830 noch die Wenck kamen. Der, welcher die Eisenhütte in ein Messingwerk umschuf, war Peter Ficker, und 1639 besass es jener Hofrath Dr. Georg Abel Ficker, der 1650 mit einem Fräulein Felgenhauer Riesa erheirathete, und dem ein Dr. Conradin Ficker im Besitze des Messingwerkes vorhergegangen sein soll. Mit diesem sind jene zu Ellefeld an der rothen Gölzsch und oberhalb Rautenkranz an der Mulde wie Filialanstalten verbunden. Berühmt ist das Werk besonders durch seinen Drath, von dem man 1 Pfund fast bis zur Länge einer Viertelstunde auszieht, so dass sich mit 340 Ctrn. dieser dünsten Sorte die ganze Erde umspannen liesse. Der Absatz soll gegen den Anfang des Jahrhunderts verglichen, abgenommen haben; vor 30 Jahren rechnete man gegen 600 Ctr. Tafelmessing, 200 Ctr. Draht, etc., 1818 aber soll man nur 750 Ctr. Draht, 500 Ctr. Tafeln und 50 Ctr. Bruch verkauft haben. Damals arbeiteten hier 100 Menschen. – Das Rittergut hat Brauerei, an der Chaussee ein Gasthaus (das frühere Verzinnhaus) und in der Schnarrtanner Flur 2 Parzellen.
Untergölzsch kaufte 1856 Herr Karl Rother, nun Friedensrichter im Auerbacher Bezirke; ob identisch mit dem Inhaber der berühmten Rother’schen Fixbleiche und Appreturanstalt, welche am 2. November 1854 ein Brand nebst aller Maschinerie verzehrt hat, ist uns zur Zeit unbekannt. – Dieses Mannlehngut hatten 1850 zum Theil der Lieutenant Karl Albrecht Eugen und Karl Julius Richard, die Söhne des Majors Karl Julius Gottlob Edlen v. d. Planitz, welcher diesen Theil 1847 von seinem Vater Karl Gustav Victor geerbt, ihn jedoch 1848 an seinen Oheim Karl Friedrich August verkauft hatte, welcher aber bald nachher starb, und somit den Antheil den obgenannten Grossneffen hinterliess. 1851 findet man als Besitzer den erwähnten Karl Julius Richardt nebst einem Karl Arthur August, der vom Hauptmann
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/333&oldid=- (Version vom 4.2.2017)