Lauterbach. (S. 64 d. A.) Die dasigen beiden Rittergüter, obwohl jetzt in einer Hand, bilden dennoch nicht ein einziges Gut, da jedes noch seine besondere Besteuerung hat: das obere nach 1541, das untere nach 2030 Einheiten. Ebenso hat jedes seine Unterthanen absonderlich, und vom Dorfe unterliegt etwa 1/4 dem obern, 1/3 dem untern Gute, der Rest dem Amte Voigtsberg, das auch von jeher die Obergerichte über den ganzen Ort übte. Seit dem Juni 1856 gehört aber die gesammte Gerichtsbarkeit königlichen Gerichten, auch über die Lehnleute der Stadt Oelsnitz und (seit dem 18. Octoher 1855) über die des Rittergutes Schönbrunn.
1834 zählte Lauterbach in 71 Häusern 416 –, 1858 in 81 H. 574 Seelen. Abgesondert stehen die Schaf- und die Kreuzhäuser, Erstere (1834 an der Zahl 8) unterliegen dem untern Rittergute allein, während von den Kreuzhäusern 2 nicht dem obern Gute, sondern dem Staate unmittelbar unterworfen sind. 7 Häuser gehören unter dem Namen Süssebach der Stadt Oelsnitz, und haben ihr eignes Cataster, obwohl ihre Flur von der Lauterbach’schen völlig umschlossen ist. Die Kreuzhäuser haben ihre Namen von einem Crucifix, welches sonst da gestanden, wo sich die Strasse nach Hof und nach Asch trennen. Dass Triebelbach mindestens früher sich zur Lauterbacher Commun gehalten, ist sicher. – Uebrigens gehören auch 2 Häuser in Ober- und 3 in Untertriebel zum obern Rittergute, welches 1801 der Consumenten nur 101, so wie das untere 92 angab. Beide waren bis 1831 nur amtsässig, also nicht landtagsfähig. – Die Schulstelle vergiebt die Gemeinde.
Jedes der beiden Güter versteuerte sonst 1/2 Ritterpferd, und das obere erscheint als das ursprüngliche Gut, davon das untere nur ein Vorwerk bildete. 1542 war Hanns v. Magwitz Besitzer und 1590 verkaufte Asmus v. M. das obere Gut mit Erbgerichten, der Niederjagd und 1/2 Ritterpferde um 4000 m. fl. an die Stadt Oelsnitz, welche nun 1629 – also kurz vor ihrem grossen Unglück – auch das unter Gut nebst Bösenbrunn dem Christoph Karl v. Reitzenstein auf Geilsdorf um 14500 fl. abkaufte. Dieses gehörte noch 1839 dem Friedrich Gottlob Schillbach, wurde 1848 auf 21491 Thlr. taxirt, und 1850 als ein Mannlehn von Herrn August Julius v. Rab oder Raab in Lehn genommen. – Das obere Gut hat jetzt nur noch 69 Acker Landes und wurde 1853 von Herrn Falk öffentlich ausgeboten. –
Leubnitz (S. 23 d. A.) heisst verdeutscht „Tiefenbach,“ könnte aber wohl auch ursprünglich Leipnitz, d. h. Lindenbach, gelautet haben, wofür indessen das Wappen keinen Beweis ergiebt, da die sprechenden Wappen sehr häufig auf falschen Namensdeutungen beruhen. Die 1428 vorkommende Schreibung leubenwicz kann sowohl Wald- als Tiefenheim heissen.
Leubnitz liegt eine Meile von Plauen westlich und von Pausa südlich, 3/4 Meile von der Schleizischen Grenze und von Mühltrof, in nicht unfruchtbarer, aber doch schon etwas rauher Gegend, hinsichtlich der Kirche nach Wiemann 1350 Fuss hoch, wie denn auch die mittle Seehöhe der Flur zu 1385 Fuss gefunden worden. Diese raint mit Rodau, Rössnitz, Schneckengrün, Fasendorf, Drochau und Demeusel. Manche Rittergutsfelder gehen jedoch über die Grenzen der ansehnlichen Ortsflur noch hinaus, namentlich in jene von Meltheuer und Oberpirk hinein. Gleichwohl und trotz seiner starken Holzung (über deren Erwerbung das Nähere unter Mühltrof!) versteuert das Gut nur 6880 Einheiten: zum Erweise verhältnissmässig nicht reichlichen Ertrages. Besitzer ist seit 1858 Herr Hermann Heinrich Alexander v. Kospoth, indem er mit Hermann Heinrich Maximilian sich käuflich abgefunden.
Der ansehnliche Ort zählte 1834 in 103 Häusern erst 555 –, 1858 in nur 102 H. 677 Seelen, und begreift ausser den Teich-, Forst-, weissen und Papiermühlen auch das Haus Espig. Ausserdem unterliegen dem Gute noch die Hälfte von Demeusel, 2/5 von Drochaus (namentlich die meisten Häuser des Geiersberges,) 1 isolirtes Haus von Kauschwitz, und etwa 3/5 von Ober-Pirk. Was die 33/4 Höfe von Kloschwitz (s. S. 123 des Album) betrifft, so sind wohl in der Originalschrift vielmehr 3 Dreiviertelhöfe und also nur 21/4 Hufen gemeint gewesen. Es muss in der nämlichen Zeile auch statt „Zu“ heissen: „Von“ Rodlau gehören.... Der Leubnitzer Antheil an Rodau beträgt etwa 1/3 des Ortes. Der ganze Gutssprengel gab 1801 der Consumenten 1062 an.
In geistlichen Dingen unterlag bis zur Reformation Leubnitz dem thüringischen Deutschordens-Landcomthur, dem daher der Pfarrer 14 Gulden Absenzgeld zu steuern hatte; auch zinste der Ort dem Comthur in Plauen 24 Scheffel Korn. Die Kirche wurde 1517 fertig gebaut und 1824 restaurirt; 1845 erhielt die Mädchenschule ein besonderes Gebäude. Von der Diakonatsstiftung s. man unter Rodau.
Das Dorf hat von der herrschaftlichen Schafhutung sich schon längst befreit. Des Erbkretschams und seiner Brauerei wird schon 1537 gedacht. Dagegen hat das Rittergut starke Dampfbrennerei.
Es versteuerte sonst nicht weniger als 5 Ritterpferde, davon die Ursache uns unbekannt ist, erwarb 1605 die Schriftsässigkeit, Landtagsfähigkeit und Allodialqualität, besass jedoch schon seit dem 27. Juni 1592 die Obergerichte, und trat seine Gerichtsbarkeit am 17. October 1855 ab. Im Mühltrofer Hospital hat es 2 Alumnate zu vergeben.
Mit dem Besitze verknüpfte sonst auch sich jener eines Drittels vom Ratzschauer oder dem Schlosse zu Plauen, und man will daraus auf eine Verbindung des Erbcastellanates mit hiesigem Rittergute schliessen, wobei freilich dessen bedeutende Entfernung von Plauen Zweifel erwecken kann. Mehrere Plauische Hausherren mussten sonst hierher zinsen. Auch sollen gewisse Grundstücken in Tobertitz (wo 5 Güter auch gerichtlich 1592 unter Leubnitz standen,) Kobitzschwalde und Thiergarten Leubnitzer – nach Anderen aber Mühltrofer – Lehn sei.
Als Hildebrand Trützschler 1592 auch Leubnitz muthete, gab es hier 2 Allodien: das obere und niedere Vorwerk. Mitbelehnt war sein Vetter Wolf Wilhelm (der den Beinamen Eichelbert nicht führte,) muss aber nothwendig vor Hildebrand die Welt gesegnet haben – In dem vom Album erwähnten Waldstücke hatten die v. Bodenhausen schon früher die Koppeljagd geübt. Weil aber die Orte Fasendorf, Oberpirk, Drochhaus- und Demeusel dieses Recht anfochten, so kaufte Franz Wilhelm (Wilcka) v. Bodenhausen 1664 das ganze bis dahin kurfürstliche Jagdrecht in den Fluren Rössnitz, Rodersdorf, Thossen, Schönlind, Steins, Tobertitz, Roda und Kornbach, ingleichen die kurfürstliche Koppeljagd bei jenen 4 Dörfchen um 800 Gülden. – Friedrich Heinrich v. Kospoth, ein um seine Unterthanen sehr verdienter Herr, hatte Leubnitz schon 1819, besass auch Rodau, und starb im Januar 1852. Drei Jahre nachher erwarb Bernhard Heinrich Asmus v. Kospoth den Alleinbesitz.
Analektisch sei noch folgendes bemerkt. Die Herrschaft zu Reuth zinst dem hiesigen Pfarrer 1 Scheffel Kornes noch aus jener Zeit her, wo Reuth das Filial von Leubnitz war. Den von Rodau kommenden Röhr- oder Ruhrbach nennt man auch den Kirchhofsbach, den von Fasendorf herabfliesenden aber den Rosenbach. Eine nordwärts abgelegene Häusergruppe heisst Siebenhitz, scheint also auf der alten Leubnitzer Sebnitz oder Gerichtsstätte begonnen zu haben. Jenseits derselben steht das Espig-, richtiger Aespighaus.
Magwitz, (S. 129 d. A.) welcher Name s. v. a. Mohndorf, bedeutet, ist im Mittelalter auch Machwitz, Mochwitz geschrieben worden, welches eher auf den serbischen Mannsnamen Mokko zurückführt, und liegt 11/8 Stunde nordwestlich von Oelsnitz, 13/4 südlich von Plauen, schief gegenüber von Taltitz in stark-coupirter romantisch-schöner Gegend, rainend mit Dobeneck, Türbel und Planschwitz. Des letzteren Flur beengt sehr die hiesige, welche von mittler Güte ist, und im Mittel 33 Fuss unter der städtischen, nämlich 1333 Fuss hoch liegt.
Herren v. Magwitz und eine Herrschaft Plauschwitz (s. Album) gab es nie. Unter denen v. Magwitz aber besass 1143 Heinrich die nahe Burg Stein; 1278 erscheint ein Sixtus, 1380 ein Konrad; 1542 hatten Sigmund Wiedersberg, Friedrich Troschenreuth und das Schönbrunner Vorwerk, Hanns Lauterbach, und Judith hatte ihrem Gemahl Albrecht v. Tettau (auf Mechelgrün und Schillbach) Neuensalz, Marieney, Ober- und Unterlosa zugebracht. Das Geschlecht gehörte demnach vor 350 Jahren zu den stark begüterten. Magwitz selbst aber gehörte ihm schon 1542 nicht mehr, sondern Arnold und Christoph v. Falkenstein auf Brotenfeld. – Sonderbarerweise machen einige sonst nicht zu verachtende Schriftsteller „Magwitz“ auch zu einem Taufnamen, irre geleitet vom Fabulanten Rüxner, in dessen Turnirbuch im 12. Jahrh. ein Magwitz v. Schönburg vorkommt; vielleicht meinte er einen „v. Magwitz auf Schönbrunn?“ – Dem Christoph Heinrich v. Reitzenstein, welcher 1635 bis 1706 lebte, scheint seine Wittwe im Besitze gefolgt zu sein; ihr Sohn Carl Leopold verwaltete das Gut, und schenkte 1721 der Oelsnitzer Hauptkirche ihren Taufengel. Den Reitzensteinen sind die Trützschler vorhergegangen, und 1612 erscheint ein Rudolf v. Falkenstein hier. Dagegen hatte das Gut 1749 und 1755 Johann Carl Erdmann v. Kospoth, seit 1804 ein Gräf (jedoch nicht als der erste aus dieser Familie) und 1858 dessen 5 Enkel, wie denn auch 1831 einen Theil des Gutes Alwin Hermann Gräf auf Wiedersberg zu Lehn erhalten. – Das Gut versteuert 3771 Werth-Einheiten.
Rosenthal, welches zwar nahe nordwestlich bei Magwitz, aber am rechten Elsterufer liegt, begreift ausser dem Gasthofe bei der Chauseebrücke nur noch 1 Haus, und wird mit zu Göswein gerechnet, das sich jedoch jetzt mit zur Magwitzer Commun hält. Dasselbe gilt auch von den wenigen Häusern, welche etwas entlegener Magwitz nordwärts gegenüber stehen und Siebenhitz genannt werden: also mit einem im Voigt- und im Egerlande gar häufig vorkommenden Namen der handgreiflich auch mit der Stadt Sebnitz, mit Seebenisch bei Leipzig, ja selbst mit Siebeneichen bei Meissen identisch erscheint, und einen Platz bezeichnet, wo sonst das Blutgericht ausgeübt wurde oder ein Hochgericht gestanden hat. Hieraus darf man folgern, dass Magwitz zu den ursprünglichen Rittergütern dieser Pflege gehört und von jeher die volle Gerichtsbarkeit besessen hat, die es am 18. April 1856 an die Regierung abgegeben. Gleichwohl fehlt das Gut in der 1819 gefertigten Rolle der landtagsfähigen Güter. – Es gab 1801 nur 111 Consumenten an; 1834 aber hatten die verbundenen Oertchen in 25 Häusern 129, 1858 in 28 H. 200 Seelen. – Lehnbetheiligt ist hier auch der Oelsnitzer Stadtrath.
Vor 80–90 Jahren hat man hier die Zeche Joseph auf Kupfer und Kobolt gebaut. Auch finden sich im hiesigen marmorartigen Kalkstein die meisten der unter Planschwitz genannten Petrofacte.
Soviel nun noch das nahe zwischen Magwitz und Siebenhitz gelegene Oertchen Göswein oder Gösswein – im Album jedesmal Gosswein oder Goswein geschrieben – betrifft, so fehlt noch die Hauptsache für die Gutsherrschaft, nämlich das – freilich nur mässige - dasige Vorwerk, angebaut auf der Stätte eines einstigen stattlichen, aber 1429 von den Hussiten zerstörten Dorfes, ohne Zweifel auch mit eignem Rittergute, nach welchem ein Adelsgeschlecht sich geschrieben. Hanns und Wenzel Gosswein besassen 1358 das böhmische, aber der sächsischen Grenze unfern Brambach sehr nahe gelegene Gut Liebenstein, dessen Burg sie damals erneueten, nachdem das Stift Waldsassen, welchen sie seit 1298 gehörte, dieselbe hatte in Verfall kommen lassen. Aber 1381 schon hatten die Gössweiner Liebenstein nicht mehr, indem es der Landgraf v. Leuchtenberg-Hals erworben. – Unseres Wissens enthält das nach Plauschwitz gepfarrte und geschulte Oertchen
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/337&oldid=- (Version vom 4.2.2017)