Lehn „Posseck obern und untern Theils“ vergeben. Konrad v. Reitzenstein stiftete die hiesige Pfarrei, indem er den Pfarrer von Regnitz-Losa für den Filialverlust durch das Dorf Haag entschädigte. Derjenige Reitzenstein, der 1679 hier sass, war braunschweigischer Oberstlieutenant. 1722 besass Posseck ein Heinrich v. Zanthier. Dass die ihm gefolgte v. Feilitzschische Linie sollte Clettstädt besessen haben, bezweifeln wir vor der Hand, da nicht bloss Königs Adelshistorie davon kein Wort sagt, sondern auch in der Reihe der Clettstädter Herren kein Feilitzsch vorkommt. – Vom berühmten Hanns Christoph v. Feilitzsch siehe unter Heinersgrün. – Der jetzige Besitzer, Herr Johann Gottfried Döhler, Friedensrichter im Elsterberger Bezirke, trägt seit 1852 den Albrechtsorden, und behielt seine (volle) Gerichtsbarkeit bis in den May 1856. Diese begriff ausser Posseck mit seinen Beiörtchen auch Bock- oder Oberwieden (1834 mit 6 Häusern), 4 Häuser in Bobenneukirchen, 5 in Burkartsgrün, 1 in Blosenberg, 5 in Tiefenbrunn und 5 in Ottengrün. Unter die 4 Bobenneukirchner Häuser ist jedoch das einzige sächsische Haus des übrigens bayrischen Oertchens Zeche mit gezählt. Tiefenbrunn hat an sich selbst nur 15–20 Häuser: die 38 also, welche das statistische Bureau ihm in seiner Zeitschrift beischreibt, nur mit Einschluss gewisser Nebenorte. Im Ortsverzeichniss von Sachsen ist nachzutragen, dass Zech meist bayrisch ist. Leonhardi machte aus Bockwieden oder Weidenhaus irrig zwei Orte. Das Rittergut gab 1801 in seinem Sprengel 853 Consumenten an. Die Prärogativen der Altschriftsässigkeit erhielt es 1763 bestätigt, und den Landtag 1817 konnte somit der Rittmeister Christoph Ernst v. Feilitzsch (er trug die damals für gross geltende Zahl von 3 Orden, und starb 1842) besuchen. – Das Gut versteuert 6737 Einheiten ist längst allodificirt, hält wegen seiner ansehnlichen Holzung einen Revierjäger, und gehörte sowohl 1682, als 1742 einem Georg Christoph, 1775 aber einer Charlotte Sophia v. Reitzenstein, geb. v. Thielau, und 1780 dem erwähnten Hauptmann Christoph Ernst v. Feilitzsch. Es kam 1844 an eine Wittwe v. Feilitzsch und deren 3 Kinder, 1854 aber an den heutigen Besitzer.
Die S. 155 erwähnte Zerstörung des Ortes geschah am 13. April 1641 durch baireuthische Truppen, welche zwischen Posseck und Haselbrunn ihr Rendez-vous hatten, aus Unachtsamkeit. Sie betraf die volle Hälfte des Dorfes nebst Pfarre und Schule, doch nicht den Edelhof. – Neubrambach sind 4 am Schirndingischen Walde angesetzte Häuser, die sich zur Obertriebler Gemeinde halten.
Raschau (S. 163 d. A.) welches genauer nordwestlich unterhalb der Stadt am südlichen Fusse des Galgenberges liegt, lässt sich allenfalls auch mittels der slawischen Wörter für den Frieden (Rosch) und für die Heide (Ros) deuten, besser jedoch das czechische rasycz, abhauen, so dass der Name mit Holzhau, Poseck, Wraz, (im Kaurzimer Kreise) Prossen, Rossau u. s. f. übereinkommt. Die Elster hat hier g. 1150 Fuss Seehöhe; da nun das Mittel der Flur 1288 Fuss betragen soll, so scheinen die zugehörigen Höhepuncte 1400 Fuss mindestens zu erreichen. – Bis in unser Jahrhundert herab rechnete die Lehncurie die zu Einem Gute verbundenen beiden altschriftsässigen Rittergüter allhier nicht zum Voigtsberger, sondern zum Plauischen Amtsbezirke. Ihre (volle) Gerichtsbarkeit aber fiel am 16. October 1855 dem Amte Voigtsberg zu. Wie sie Lehnleute in der Stadtflur, so haben hinwiederum der Oelsnitzer Rath und das Rittergut Untermarxgrün Lehnleute in Raschau.
Ausser den genannten Vorwerken oder Rittergütern ist aber auch noch ein drittes Canzlei Lehngütchen im Orte, welches nicht die Rittergutsqualität besitzt, und vor 20 Jahren einem Roth gehörte. Vielleicht war dieses das ehedem v. Kospothische Gut?
1542 haben erbgerichts- und lehnweis 2 Halbhüfner dem Oberpfarrer –, 1 Gärtner dem Stadtrath und einer dem Johannisaltare zu Oelsnitz unterlegen; auch hatte 1643 über 1 Gut die Türbel’sche Herrschaft die Erbgerichte, und bisher haben beide Stadt-Diakonen einiges Zinskorn hier erhoben. Das (vermuthlich gespaltene) Gut, welches beim Oelsnitzer Oberpfarrer zu Lehn geht, heisst der Bargen.
Niklas v. Raschau erscheint 1357 im Reussischen Gefolge, und der im Album erwähnte Leuther v. Raschouwe kommt schon 1143 vor. – 1592 starb als Besitzer ein damals berühmter Jurist, der quiescirte Plauische Amtmann Joseph Michaelis.
Für Flossa v. Seilbitz setze man „Flessa v. Selbitz.“ Den Beinamen hatte er von dem bekannten bayrischen Stadtflecken, wogegen Flessa auf das egerländische Gut Fleissen bei Brambach zurückführt. Flessa und Kospoth haben für Armuth und Geistlichkeit in Oelsnitz schöne Stiftungen gemacht.
Als Erben des Matthias v. Wallenroth haben David v. Raschau und Hanns Christoph v. Wallenrod die Klostergüter Kronschwitz und Mildenfurth erworben, sie aber 1617 an den Kurfürsten verkauft. Es hat also das v. Raschauische Geschlecht den Verlust seines Stammgutes gar lang überlebt. Uebrigens bergen wir nicht unsere Vermuthung, dass die hiesigen „Vorwerke“ im Mittelalter eben so, wie jene zu Voigtsberg, die Burgmannengüter von Voigtsberg gewesen sein mögen.
Der preussische Geheimrath v. Osten hiess Johann Andreas, war 1704 geboren, und starb allhier am 4. Mai 1763; seine übrigen beiden Güter Hütting und Dürrenthal sind jetzt bayrisch. Für die salzburger Emigranten hat er sehr wohlthätig gewirkt. Sein Denkmal an der Rückwand des Altares zu Oelsnitz lieferte Christoph Langer zu Eger.
Das Rittergut wurde bei der ersten Distribution der Einheiten nur mit 2188 besteuert, ist aber so ameliorisirt, dass es nun auf 191 Ackern Pachtlandes und einiger Holzung deren 2830 trägt. Nicht minder hat das Dorf 1834 bis 1858 von 47 auf 6 Häuser, von 317 zu 517 Seelen sich erhoben, wobei jedoch Bocksthal eingerechnet sein soll, was wir nicht verbürgen können. Der Gutssprengel gab 1801 266 Consumenten an.
Raschau erwarb am 21. November 1741 die Prärogativen der Altschriftsässigkeit, und gewährte bis zuletzt dem Stadtrathe zu Plauen einen Sitz in der allgemeinen Ritterschaft bei Landtagen. Obwohl aber die Landstände-Rolle von 1817 noch ausdrücklich zwei Rittergüter hier aufführt (Raschau untern und obern Theils), so gaben sie dem Rathe doch nur 1 Stimme.
Auf den Raschauer Wiesen musterte 1818 der commandirende General le Coq die aus Frankreich rückkehrenden sächs. Truppen, worauf dann deren neue Organisirung begann. – Holcki verbrannte den Ort am 11. August 1632.
Bei der Schule steht die Collatur der Schulgemeinde, d. h. den Communen Raschau und Untermarxgrün zu. – Von hier ist eigentlich die Perlenzucht in der Elster ausgegangen.
Zu des Artikels Schluss sei noch bemerkt, dass 1858 das Gerichtsamt Oelsnitz in der Stadt und 50 Landgemeinden 2668 Häuser und 20112 Seelen befasste.
Der Ratschin, (S. 85 d. A.) gewöhnlicher doch der Ratschauer genannt, und eigentlich nicht mit t, sondern mit d zu schreiben, ist das ehemals voigtische und später burggräflich meissnische, inzwischen aber auch markgräflich-meissnisch gewesene, zuletzt kurfürstlich sächsische Schloss zu (oder von) Plauen, wo aber, wie auch das Album schon bemerkte, noch ein Schlösschen der Ebersteinischen Grafen unfern der Stadtkirche bestanden, davon Limmer zu S. 278 seines voigtländischen Geschichtswerkes eine Abbildung gegeben hat. Der urkundlich wohl nie vorkommende Name Ratschin erscheint schon – weil das Slawische davor noch ein H oder G verlangt – einigermassen germanisirt, bedeutet auch nicht eine Burg, sondern einen Burgbezirk, wesshalb es denn auch selbst Dörfer dieses Namens giebt (z. E. an der Hirschberg-Schönauer Chaussee in Schlesien) und wesshalb auch eine Gasse zu Sebnitz so heisst: eben, wie man in Dresden, Freiberg, Leipzig etc. Schloss- und Burggassen hat. Nicht minder wird das Prager Schloss (die Wenzelsburg oder schlechthin die Burg) nicht für sich allein, sondern erst mit allen auf dem Schlossberge befindlichen Grundstücken zusammen der Hradschin genannt, während die ursprüngliche Prager Burg (Rechts der Moldau) der Wyssehrad (die hohe Burg), keineswegs aber der Wysseratschin heisst. So nennt man auch zu Hohburg bei Wurzen die Gegend, wo die alte Burg gestanden, den Retschin. – Wir müssen auch bezweifeln, dass plawiu zu deutsch schwimmen heisse; wohl aber heisst Plawa eine Schwemme, Kuhle, ein Wasserkessel. Man könnte übrigens auch an po und Laba, am Hauptflusse, erinnern, wogegen das von Einigen vorgeschlagne plowy, blassgelb, hier nicht passt.
Für Doberau ist Z. 14 zu setzen „Dobenau.“ Hierzu sei die Bemerkung erlaubt, dass eben die Ebersteinische Residenz in Dobenau und die anfängliche vögtische auf Voigtsberg verbieten, dem Ratschauer ein sehr hohes Alter zuzutrauen. Wirklich fanden wir auch bei einem ältern Schriftsteller die Nachricht, er sei zugleich mit der Neustadt angelegt worden; somit würde erst 1276 Voigt Heinrich d. Fromme ihn gebaut haben. Und für diese weit minder alte Zeit spricht wirklich – auch nach Abzug ihrer noch neuere Zuspitzung – die Bauart der drei Schlossthürme, die doch sicherlich nicht zu den neuen Anbauen gehören.
Plauen ist ferner nie Reussisch gewesen; vielmehr war diejenige voigtische Linie, welcher allein Plauen gehörte, die nicht reussische, die des Böhmen oder Heinrichs des Aeltern. – Dass 1564 noch einer „Reichsstrasse“ Erwähnung geschieht, ist nicht zu verwundern, da sie noch jetzt als die sogen. alte Strasse zwischen Plauen und Reichenbach existirt. – Zu Sp. 2: im Mittelalter haben weder die Trützschler, noch die Röder ein „von“ vor ihrem Namen geführt, und konnten dieses auch nicht, da weder Trützschler noch Röder der Name eines Rittergutes ist. – Endlich beweist die urkundliche Datirung 1235 nicht, dass die Plauischen damals schon auf dem Ratschauer residirt hätten; denn damals bewohnten sie vielmehr Voigtsberg. Das hierbei vorkommende Lothra liegt in der reussischen Herrschaft Ebersdorf; und ein Gansdorf zwar bei Saalfeld, nur fragt es sich, ob hier nicht vielmehr an Gattendorf im Regnitzlande zu denken sein sollte?
Zu S. 85, Sp. 2: Ein Priester Czapek führt hierbei die Hussiten an, und der im Radschin gefangen sitzende Herr v. Sternberg scheint identisch mit jenen, welchen Tanner in seinem grossen Werke über dieses Geschlecht Alexius nennt, welcher aber richtiger Alesch (d. h. Albert) hiess. Sicher jedoch kann man hiervon nicht sprechen, weil Tanner dieser Gefangenschaft überhaupt nirgends erwähnt.
S. 86 wolle man (Sp. 2, Z. 12) für „dem 5ten meissnischen Burggrafen Heinrich“ setzen: dem meissnischen Burggrafen Heinrich V. Dieser war auch seit derselben Zeit Reichsfürst, jedoch ohne den Beisatz „v. Plauen“, wie man hier und da findet. Er erhielt übrigens nicht alle böhmische Lehen des Kurfürsten, sondern nur die, welche seinen Vorfahren gehört hatten. – Der zum Schluss angedeutete Comthur zu Plauen hiess nicht Euler, sondern Eulner, ward auch nicht Superintendent, sondern nur Oberpfarrer: erst 1538 erhielt sein Nachfolger auch ersteres Amt. Aber nicht mit diesem, sondern mit dem des Oberpfarrers galt die Nachfolge in den Comthur-Befugnissen für verbunden.
M. Georg Friedrich Samuel Dörfel, geboren in Plauen am 11. October 1613, war bis 1684 hier auch Geistlicher, machte hier seine wichtigsten Beobachtungen 1680, starb aber am 6. August 1688 als Superintendent
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/346&oldid=- (Version vom 4.2.2017)